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Landkreis Kitzingen: Ausgewandert: 3 Frauen aus dem Landkreis Kitzingen leben ihren Traum in Australien, Brasilien und den USA

Landkreis Kitzingen

Ausgewandert: 3 Frauen aus dem Landkreis Kitzingen leben ihren Traum in Australien, Brasilien und den USA

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    Weit weg von der Heimat, aber glücklich (von links): Heike Bybee lebt in den USA, Bettina Mandel reist um die Welt und Nicole Albersdörfer ist nach Australien ausgewandert.
    Weit weg von der Heimat, aber glücklich (von links): Heike Bybee lebt in den USA, Bettina Mandel reist um die Welt und Nicole Albersdörfer ist nach Australien ausgewandert. Foto: Heike Bybee, Lucas Medina, Rosi Hutter

    Auf Grußkarten wird gerne gefordert: "Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum!" Wenn dieser Traum allerdings darin besteht, die Heimat komplett hinter sich zu lassen und tausende Kilometer weit weg ein neues Leben zu beginnen, braucht es etwas mehr als gut gemeinte Sprüche.

    Nicole Albersdörfer aus Wiesentheid, Bettina Mandel aus Hellmitzheim und Heike Bybee aus Wiesenbronn haben genau das gewagt. Ihre Eltern und andere Familienmitglieder leben im Landkreis Kitzingen; die drei Frauen aber haben sich tausende Kilometer entfernt ein neues Leben aufgebaut.

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    Drei Frauen, drei völlig unterschiedliche Lebensentwürfe. Sie eint, dass Heimweh sie manchmal begleitet, sie aber glücklich sind mit der Entscheidung für einen Neuanfang. Wie dieser gelungen ist und worauf sie sich 2025 freuen, berichten sie selbst.

    1. Nicole Albersdörfer (47) ist Friseurmeisterin an Australiens Westküste statt in Wiesentheid

    Die riesigen Holzskulpturen des dänischen Künstlers Thomas Dambo finden sich auch an der australischen Westküste, wo Nicole Albersdörfer aus Wiesentheid lebt.
    Die riesigen Holzskulpturen des dänischen Künstlers Thomas Dambo finden sich auch an der australischen Westküste, wo Nicole Albersdörfer aus Wiesentheid lebt. Foto: Hannes Albersdörfer

    Nach einem Sabbatical 2008, einer gut einjährigen Auszeit, kehrte Nicole Albersdörfer nach Wiesentheid zurück. Dort übernahm die Friseurmeisterin gemeinsam mit ihrem Bruder das Friseurgeschäft, das ihre Eltern aufgebaut hatten. 2012 wanderte sie nach Westaustralien aus, seit 2023 ist die 47-Jährige auch australische Staatsbürgerin.

    "Seit zwölf Jahren lebe ich in Westaustralien in Fremantle City, unterhalb von Perth. Auszuwandern war eigentlich nie mein Plan, aber nach einem Sabbatical 2008 in Neuseeland und Australien war da immer eine Stimme in meinem Hinterkopf, dass da noch was anderes ist als das Familiengeschäft in Wiesentheid. Und diese Stimme ging einfach nicht weg.

    Dann habe ich meiner Familie eingestanden, das wenigstens versuchen zu müssen. 2012 kam ich hier an und musste nachweisen, einen Job zu haben. Nach und nach habe ich mir ein eigenes Friseurstudio aufgebaut und lebe hier allein – ohne Fernseher und mit zwei Katzen.

    Der C. Y. O'Connor Beach liegt quasi vor der Haustür von Nicole Albersdörfer. Sie lebt an der Westküste Australiens, in Fremantle City südlich von Perth.
    Der C. Y. O'Connor Beach liegt quasi vor der Haustür von Nicole Albersdörfer. Sie lebt an der Westküste Australiens, in Fremantle City südlich von Perth. Foto: Nicole Albersdörfer

    Mit dem Auto bin ich in fünf Minuten am Meer, schaffe das aber auch nicht so oft, wie ich möchte. Aber manchmal reicht es zu wissen, dass es da ist. Den Alltag hast Du überall, aber das Grundgefühl ist das Wichtigste. Und hier ist der gesellschaftliche Druck nicht so groß. Aussehen und Status scheinen unwichtiger zu sein, solange Du ein guter Mensch bist.

    Was ich hier vermisse, ist die Vielfalt, die innerhalb Deutschlands ja schon groß ist. Und mir fehlen meine Familie und Freunde, die schon schweineweit weg sind. Natürlich wäre es schöner, sie schneller besuchen zu können.

    Kängurus begegnen Nicole Albersdörfer in Australien häufiger.
    Kängurus begegnen Nicole Albersdörfer in Australien häufiger. Foto: Nicole Albersdörfer

    Beeindruckend war die Zeremonie für neue Staatsbürger mit rund 100 Leuten aus 29 Nationen. So viele Menschen – so viele Träume von einem anderen Leben: Das hat mich berührt. Es wird zu oft vergessen, dass alle eigentlich nur in Sicherheit leben wollen und sich ein paar Wünsche erfüllen.

    Ob ich für immer hier bleiben möchte, kann ich nicht sagen. Momentan ist es definitiv richtig, aber man weiß ja nie, was einem das Leben entgegenwirft. Für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen, mehr vom Herzen zu leben als vom Kopf. Und ich möchte auf jeden Fall nach Deutschland kommen zu Mamas 75. Geburtstag."

    2. Bettina Mandel (36) reist und arbeitet gleichzeitig, gerade in Brasilien

    Bettina Mandel aus Hellmitzheim ist derzeit in Brasilien unterwegs. Das Bild zeigt sie im Nationalpark Chapada Diamantina in Bahia.
    Bettina Mandel aus Hellmitzheim ist derzeit in Brasilien unterwegs. Das Bild zeigt sie im Nationalpark Chapada Diamantina in Bahia. Foto: Lucas Medina

    Auf ihrem Insta-Kanal nennt sie sich selbst eine "Fränkin ohne festes Zuhause": Bettina Mandel reist um die Welt und arbeitet für eine Schweizer Hochschule im Bereich Tourismus. Die 36-Jährige betreibt zudem eine kleine Reiseagentur, die auf Tansania-Reisen spezialisiert ist. Ähnliches soll mit einem Freund auch für Kitesurf-Urlaube in Brasilien entstehen.

    "Ich bin für drei Monate in Brasilien – von Oktober bis Januar – und reise an verschiedene Orte. Das Leben hier findet draußen statt, wo es meist lebendig zugeht. Die Menschen sind offen und herzlich, aber die Kulturen sehr unterschiedlich, je nachdem wo man sich in dem riesigen, vielseitigen Land befindet. Hier hat es hochsommerliche Temperaturen. Die Weihnachtszeit und Neujahr werden oft am Strand mit der Familie gefeiert.

    Das neue Jahr wird für mich persönlich sehr spannend. Ich werde verstärkt an meinen eigenen Projekten arbeiten, um in Sachen Selbstständigkeit einen Schritt weiterzukommen. Auch für 2025 plane ich, viel unterwegs zu sein. Es bleibt also abwechslungs- und arbeitsreich, mit vielen ersten Malen, vermutlich auch Fehlern und hoffentlich steilen Lernkurven. Ich freue mich darauf!

    Am meisten wünsche ich mir – und das können sicher viele Menschen, die oft oder lange von zu Hause weg sind, nachempfinden –, dass in der Heimat alle gesund bleiben."

    3. Heike Bybee (42) fühlt sich in Wakefield im US-Bundesstaat Kansas "endlich angekommen"

    Heike Bybee aus Wiesenbronn lebt mit ihrer Familie im US-Bundesstaat Kansas. Sie unterrichtet Mathe an der Wakefield School, die auch ihre Söhne Tim (im Bild) und Max besuchen.
    Heike Bybee aus Wiesenbronn lebt mit ihrer Familie im US-Bundesstaat Kansas. Sie unterrichtet Mathe an der Wakefield School, die auch ihre Söhne Tim (im Bild) und Max besuchen. Foto: Heike Bybee

    Mit ihrem Mann Rob und den zwei Söhnen Max und Tim lebt Heike Bybee seit vergangenem Sommer im Städtchen Wakefield im US-Bundesstaat Kansas. Zuvor war der First Sergeant der US-Army in Fairbanks (Alaska) stationiert, nahe dem Polarkreis. Kennengelernt hat die 42-Jährige ihren Mann, als er 2006 in Schweinfurt eingesetzt war. Heike Bybee ist nominiert als 'Neu-Lehrerin des Jahres' für Kansas.

    "Seit dem Sommer sind wir zurück in Kansas und wir hatten einen tollen Start. Für uns war das ein Heimkommen, auch wenn ich mich kaum traue, das laut zu sagen. Aber wir und die Jungs hatten hier noch Freunde von unserem Aufenthalt vor Alaska, also 2016 bis Anfang 2020. 

    Schade war nur, dass wir unser Haus von damals verkauft hatten. Also haben wir jetzt mal wieder ein altes Haus gekauft, renoviert und erstmal drei Monate im Wohnmobil gewohnt. Dann haben wir erfahren, dass mein Mann Rob mit der Army neun Monate nach Polen muss. Aber wir konnten einziehen und alles ging gut.

    Mein Referendariat als Mathematik-Lehrerin habe ich in Alaska beendet und dort schon ein halbes Jahr unterrichtet. Für die Schule in Wakefield hatte ich zuvor schon als Helferin gearbeitet und dann das Studium gemacht. Das war die beste Entscheidung.

    Die Nachricht einer Schülerin für die geliebte Mathe-Lehrerin.
    Die Nachricht einer Schülerin für die geliebte Mathe-Lehrerin. Foto: Heike Bybee

    Die Schule hier ist mini, wir haben grandiose zwölf Achtklässler, weshalb ich auch jeden Jahrgang unterrichte ab der 6. Klasse. Und ich bin Mentorin für die Neuntklässler. Meine Söhne Max und Tim finden es gut, dass sie mich als Lehrerin haben.

    Wir leben nur zwei Minuten von der Schule entfernt. Nachteil daran ist, dass wir nie alleine irgendwo sitzen können. Egal, ob wir ins Schwimmbad gehen oder auf ein Dorffest, immer sind zig Kinder – oder Eltern – um mich herum. Ich bin das ja von meiner Mama gewöhnt. Bei ihr als Wiesenbronner Kindergartenleiterin waren es halt die Kleinen, bei mir sind es jetzt die Teenager.

    Ich liebe meinen Job, ich würde nie mehr etwas anderes machen wollen, auch wenn es oft Stress pur ist. Es mag auch eine Schattenseite sein, dass eine Schülerin mich mitten in der Nacht mit Problemen anruft. Aber ich bin für manche hier eine Mama oder eine Ansprechpartnerin, die sie daheim nicht haben. Sie vertrauen mir – das ist toll!

    Heike Bybee mit ihrem Mann Rob Bybee beim Ausflug in ein Kasino.
    Heike Bybee mit ihrem Mann Rob Bybee beim Ausflug in ein Kasino. Foto: Heike Bybee

    Für meinen Mann Rob ist das Ende seiner Militärkarriere nicht mehr weit nach 23 Jahren in der Army und sieben Auslandseinsätzen. Es ist jetzt auch mal gut mit dem Umziehen. Das haben wir in 16 Jahren Ehe siebenmal gemacht. Auch die Jungs möchten bei ihren Freunden bleiben, hier zur Uni gehen. Sie träumen von Jobs bei der Nasa.

    So sehr wir Deutschland vermissen, ist die Rückkehr derzeit keine Option. Meine Eltern und mein Bruder wissen das auch. Sie sehen, wie gut es den Kindern und mir hier geht – und dass wir endlich angekommen sind."

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