Zwei Mal krachte es in den vergangenen Tagen auf der A 3 bei Geiselwind und Schlüsselfeld. Am Freitag übersah ein Sattelzug das Ende des Rückstaus von der Baustelle bei Geiselwind (Lkr. Kitzingen) und fuhr auf ein Wohnmobil auf. Der Fahrer des Wohnmobils kam ums Leben, zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. Am Montagmorgen gegen 5 Uhr kam es zu einer frontalen Kollision an der Baustellenauffahrt bei Geiselwind, weil ein in Richtung Nürnberg fahrender Sattelzug die Mittelleitplanke durchbrach und in den Gegenverkehr gelangte. Er rammte einen in Richtung Frankfurt fahrende Sattelzug, der dadurch umkippte und etwa 1000 Liter Dieselkraftstoff verlor. Der Fahrer blieb unverletzt. Die A 3 war bis in die frühen Abendstunden gesperrt.
Risikofaktor Baustelle
„Baustellen sind immer ein Risiko, weil sie dem Autofahrer erhöhte Aufmerksamkeit abverlangen“, sagt Andreas Eisgruber, Dienststellenleiter der Autobahndirektion Nordbayern. Die Beschilderung in Geiselwind sei aber standardisiert und entspreche allen Richtlinien. Allerdings: „Wenn jemand einfach geradeaus fährt, statt der Verlegung der Fahrbahn zu folgen, dann hilft auch die beste Beschilderung nicht“, so Eisgruber.
Über die tatsächliche Ursache des Unfalls der beiden Sattelschlepper kann auch Frank Ladnar, Dienstellenleiter der Verkehrspolizeiinspektion Würzburg-Biebelried nur spekulieren. Oft seien Müdigkeit, Ablenkung durch ein Handy oder eine verspätete Reaktion wegen zu hoher Geschwindigkeit für solche Unfälle verantwortlich.
ADAC empfiehlt: Fahrzeugbreite selbst nachmessen
Der ADAC ruft zu besonderer Vorsicht bei Ein- und Ausfahrten in Baustellenbereichen auf: „Lastwagen brauchen dort mehr Platz“, erklärt ADAC-Verkehrsexperte Jürgen Hildebrandt. Generell sei es in Baustellen wegen der schmaleren Fahrbahn wichtig, versetzt zu fahren und auf Überholmanöver zu verzichten. Hildebrandt empfiehlt weiterhin, sich über die tatsächliche Breite des eigenen Autos zu informieren. Die linke Spur in Baustellen sei häufig nur zwei Meter breit. 70 Prozent aller Modelle sind nach Angaben des Automobil-Clubs aber breiter als zwei Meter, auch wenn es nicht unbedingt so in den Fahrzeugpapieren steht. Dort werden die Seitenspiegel häufig nicht mitgemessen.
Straßenlärm stört Anwohner der Umleitung
Leidtragende der Vorfälle auf der A3 sind selten nur die Unfallbeteiligten. Wer am Montagvormittag als Fußgänger die Rüderner Straße im Wiesentheider Ortsteil Geesdorf (Lkr. Kitzingen) überqueren wollte, der musste gehörig aufpassen und warten. „Das ist, als ob die Autobahn durch Geesdorf läuft“, sagt Ludwig Haissig vom Bauamt der Marktgemeinde Wiesentheid. Anwohner hätten teilweise Probleme, mit dem eigenen Auto vom Hof zu kommen. Besonders kritisch für Fußgänger ist es an der Abzweigung im Ort in Richtung Ebrach. Sie liegt direkt vor einer 180-Grad-Kurve und ist schlecht einsehbar, was immer wieder für gefährliche Momente sorgt.
Anwohnerin Andrea Weiglein stört sich weniger an den vollen Straßen als am Geräuschpegel. „Die Lärmbelästigung durch die Lkw, die durch den Ort brettern, ist wirklich extrem“, sagt sie. Große Teile des Tages könne man sich kaum im Freien aufhalten.
Noch keine Beschwerden bei der Polizei eingegangen
Offizielle Beschwerden aus Geesdorf oder dem ebenfalls betroffenen Geiselwinder Gemeindeteil Gräfenneuses habe es aber noch nicht gegeben, sagt Werner Kraiß von der Polizeiinspektion Kitzingen: „Wir sind froh, dass es diese Umleitung gibt.“ Zum Glück sei vergangene Woche das Teilstück der Staatsstraße von Geesdorf nach Wiesentheid fertig geworden. Das etwa ein Kilometer lange Straßenstück hat eine neue Asphalt-Oberfläche bekommen und war im Zuge dieser Arbeiten komplett gesperrt. Bei einer gesperrten Autobahn und gleichzeitig gesperrten Umleitungsstrecken hätten er und seine Kollegen ausrücken und den Verkehr selbst regeln müssen.