Mittwochs und samstags, wenn die Kitzinger Tafel ihre Waren an Bedürftige abgibt, kommen jeweils bis zu 80 Personen. Macht 160 Menschen, die jeweils auch Brot oder Brötchen erhalten. Noch klappt das. "Bis jetzt war immer etwas dabei", sagt Tafel-Chef Manfred Seigner. Wie lange noch, ist dabei die spannende Frage: Auch die Bäcker schauen in Krisenzeiten wie diesen genau hin, wie viel sie produzieren. Ergebnis: Die Regale sind oft schon am frühen Nachmittag fast wie leergefegt.
Ähnlich sieht es bei den Supermärkten aus, die ebenfalls eine direkte Bezugsquelle der Tafel sind. Auch dort wird genauer hingeschaut: Einiges, was früher die Tafeln bekamen, wird jetzt reduziert verkauft. Für die Tafel bleibt dann zum einen weniger, zum anderen "ist die Qualität schlechter", so Seigner. Zudem ist man auf eine gewissen Vielfalt angewiesen: Versorgt werden inzwischen Menschen aus 30 Nationen, da gebe es gehörige Unterschiede bei den Essgewohnheiten.
Aber, immerhin: Noch ist für 160 Menschen jede Woche etwas da. Dass es immer wieder klappt, betont Seigner im Gespräch mit dieser Zeitung liege oft an persönlichen Kontakten. Und daran, dass einige Geschäfte gezielte Aktionen für die Tafel gestartet haben. Zum Glück für die Kitzinger Tafel gibt es auch noch die eine oder andere Geldspende, durch die man Dinge in der Not zukaufen könne.
Wenn sogar eine Schließung der Tafel droht

Wenn es mal nicht mehr möglich sei, führe das zwangsläufig zu einem Aufnahmestopp oder die Tafel müsste ganz zumachen. Dass dieses Szenario durchaus realistisch ist, und Tafeln sind hier an vorderster Front seit jeher ein guter Seismograf, hängt nicht nur mit dem immer zäher werdenden Warenfluss zusammen.
Auch die 47 aktiven Helfer haben die 70 oft schon weit hinter sich. Wenn hier beispielsweise ein Fahrer ausfalle, "wird es zappenduster", bringt es der Tafel-Vorsitzende auf den Punkt. Deshalb gilt mehr denn je: Helfer dringend gesucht. Dass diese oft intensive Suche dennoch meist im Nichts endet, frustriert ungemein.
Mehr Bedürftige im kommenden Jahr
Ebenso wie es frustriert, dass man sehenden Auges auf die nächste Katastrophe zusteuere: Anfang kommenden Jahres, sagt Seigner voraus, werde sich die Zahl der Bedürftigen "schlagartig erhöhen". Dann schlagen beispielsweise die Abrechnungen voll zu Buche. Dann sei oft tatsächlich das letzte Geld weg. Und dass zugesagte Hilfszahlungen immer pünktlich da sind – daran müsse man auch erst einmal glauben.
Der Blick ins nächste Jahr – er lässt nichts Gutes vermuten. Alle Probleme haben sich scheinbar verabredet und kommen auf einmal. Es wird nicht bei den 80 Hilfesuchenden bleiben. "Es kommt einiges auf uns zu!", warnt Seiger. Was er noch nicht weiß: Wie das alles zu schaffen sein soll.