Acht Monate. 240 Tage. 5760 Stunden. Lothar Michel kennt diese Zahlen auswendig. Im Zweifelsfall hat er auch die Minuten parat: 345 600. So lange gab es kein Kino mehr. Eine harte Zeit. An diesem Donnerstag hebt sich der Vorhang: Die großen Kinos starten ab dem 1. Juli wieder – wenn auch noch mit gehörigen Auflagen. Aber damit kann der geschäftsführende Gesellschafter des Cineworlds im Mainfrankenpark gut leben: Hauptsache, es geht endlich wieder los. Ein eigentlich normaler Donnerstag als Feiertag – sowohl für die Betreiber als auch für die Kino-Fans.
Acht Monate Stillstand. Dornröschen-Schlaf. Das Wachküssen hat begonnen, wird aber – wie vieles andere auch – ein langer Prozess: Mehr als 25 Prozent der Plätze dürfen vorerst nicht besetzt werden. Zwar sind prinzipiell Gruppen bis zu zehn Personen möglich, drumherum aber müssen in alle vier Himmelsrichtungen jeweils zwei Plätze frei bleiben.
Dazu kommt die Maskenpflicht, die nur entfällt, wenn man am Kinosessel angekommen ist und dann isst oder trinkt. Also ähnlich wie im Zug. Auch sonst wird „kontaktarm“ groß geschrieben, Schlangen sollen möglichst nicht entstehen. Deshalb wurde die Online-Buchung noch einmal ausgebaut. Neuerdings stehen im Foyer zudem Automaten, an denen sich neben der Eintrittskarte auch Getränke und diverse Naschereien vorab bestellen lassen. Dazu kommen Hygiene-Spender an allen Ecken und Enden. Sogar die Anfangszeiten der Filme werden vermehrt entzerrt – nichts soll unversucht bleiben.
Funktionierendes Sicherheitskonzept
Wobei das generelle Konzept nicht neu ist: Am 2. November, als die Kinos schließen mussten, gab es vieles davon schon. Und es habe "wunderbar funktioniert", wie Lothar Michel betont. Deshalb ist er sich auch sicher, dass auch beim Neustart alles gut geht. Was auf alle Fälle gut wird, ist das Filmangebot. Viele Streifen befanden sich in der Warteschleife und schlagen jetzt zwischen Kaiserschmarrndrama und James Bond in den kommenden Wochen geballt auf.
Wichtig sei jetzt erst einmal gewesen, so der Kino-Betreiber, dass man in dem Acht-Säle-Haus mit insgesamt 2400 Plätzen "alles wieder ans Laufen bekommen" habe. Lediglich die Gastronomie bleibt derzeit noch geschlossen, hier fehlt es schlichtweg an Personal. Ansonsten wurde zuletzt die Zeit genutzt, um beispielsweise bei der Technik nachzurüsten. Eine nagelneue Klimaanlage feiert zur Eröffnung Premiere, es gibt eine modernere Telefonanlage. Zudem erhielten die Kinosessel neue Bezüge und es liegen neue Teppiche aus.
Luxussessel im Anmarsch
Die größte Neuerung befindet sich derzeit noch auf dem Meer: In Containern treffen Mitte Juli in Hamburg neue Luxussessel ein. Ähnlich, wie man sie in der Business-Class im Flugzeug findet, ausfahrbares Fußteil auf Wunsch inklusive. Der Platz dafür wurde bereits geschaffen, jetzt muss der neue Stolz des Kinos nur noch eintreffen. Ende Juli, so hofft man im Cineworld, soll es dann so weit sein: Gegen einen Aufpreis gibt es ein ganz neues Kino-Liegevernügen.
Der 78-Jährige, dessen beide Töchter schon längst in den Betrieb mit eingestiegen sind, ist sich bewusst, dass man auch in den kommenden Wochen "nur auf Sicht fahren" kann. Aber das gehe vielen so. Jetzt schwappt erst einmal eine alles überstrahlende Vorfreude durch das Kino: "Ich glaube", sagt Lothar Michel im Brustton der Überzeugung, "dass wir einen guten Start hinlegen werden!"
Welche Filme werden zum Neustart der Kinos gezeigt? Kino-Freunde können sich freuen: Viele neuen Filme befanden sich im Lockdown in der Warteschleife – und kommen jetzt nach und nach auf die Leinwand. Eine kleine Auswahl, welche Filme im Anmarsch sind: Aktuell in der Eröffnungswoche sind "Godzilla vs. Kong" und "A Quiet Place 2". Ab 8. Juli: "Die Croods 2". Ab 5. August: "Kaiserschmarrndrama". Im Herbst starten dann der neue James Bond "Keine Zeit zu sterben" sowie "Top Gun Maverick". Quelle: Cineworld