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Landkreis Kitzingen: Corona-Wahnsinn in den Hausarztpraxen: Mediziner im Landkreis Kitzingen am Limit

Landkreis Kitzingen

Corona-Wahnsinn in den Hausarztpraxen: Mediziner im Landkreis Kitzingen am Limit

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    Geht es nach der bayerischen Staatsregierung, sollen sich die Bürgerinnen und Bürger beim Hausarzt gegen Corona impfen lassen. Doch die Praxen werden gerade überrannt (Symbolbild).
    Geht es nach der bayerischen Staatsregierung, sollen sich die Bürgerinnen und Bürger beim Hausarzt gegen Corona impfen lassen. Doch die Praxen werden gerade überrannt (Symbolbild). Foto: Daniel Karmann

    Die Infektionszahlen schnellen nach oben. Am Freitag wies das Robert-Koch-Institut für den Landkreis Kitzingen eine Sieben-Tage-Inzidenz von 277 aus. Mit den vielen Erkrankungen steigt auch die Nachfrage nach Corona-Impfungen. Das Impfzentrum, das laut staatlichen Vorgaben eigentlich zum 1. Oktober geschlossen werden sollte, ist mittlerweile wieder zweimal in der Woche geöffnet. "Anders als viele Nachbarlandkreise hat der Landkreis Kitzingen trotzdem das Impfzentrum erhalten und mit dem Testzentrum zusammengelegt, um keine unnötigen Kosten zu produzieren", erklärt Corinna Petzold-Mühl, Pressesprecherin des Landratsamts.

    Wegen der steigenden Zahlen habe das Landratsamt Kitzingen bereits Ende Oktober reagiert und einen zweiten wöchentlichen Impftag eingerichtet. Ministerpräsident Markus Söder hat nun laut Pressemitteilung des Landratsamtes eine Erhöhung der Impfkapazitäten in den Impfzentren angekündigt. Hierzu gebe es aber noch keine Details aus dem Ministerium. Grundsätzlich sei das Impfen nach Vorgabe der bayerischen Staatsregierung Aufgabe der niedergelassenen Ärzte. Alle Bürger sollten sich deshalb an ihren Hausarzt wenden.

    Volle Praxen durch die üblichen Herbstinfektionen

    Dr. Klaus Kolbert ist Arzt im Hausarztzentrum Wiesentheid und koordinierender Impfarzt im Landkreis Kitzingen.
    Dr. Klaus Kolbert ist Arzt im Hausarztzentrum Wiesentheid und koordinierender Impfarzt im Landkreis Kitzingen. Foto: Foto Koch Kitzingen/Carina Koch

    Doch: "Die Hausärzte sind am Limit", sagt Dr. Klaus Kolbert, Allgemeinmediziner in Wiesentheid und koordinierender Impfarzt des Landkreis. Anders als im Frühjahr, als die Hausärzte in die Impfkampagne eingestiegen sind, kämpfen sie jetzt mit den im Herbst üblichen Infektionen. "Wir werden überrannt", erklärt der Mediziner. Von Kollegen weiß Kolbert, dass auch viele Angestellte krank seien, die jetzt besonders gebraucht würden. 

    800 Anrufe erreichen die Hauarztpraxis jeden Tag 

    Dazu kommen viele Vorsorgeuntersuchungen, die die Patienten durch den Lockdown im Frühling, als das öffentliche Leben heruntergefahren war, aufgeschoben haben, und der normale Praxis-Alltag.  "Und dann kämpfen wir noch an den drei Corona-Fronten", erklärt Kolbert. In seiner Praxis gibt es Erst-, Zweit- und Boosterimpfungen. Zeit, Patientinnen und Patienten an ihre Booster-Impfung zu erinnern, habe in seiner Praxis niemand. "Das können Sie komplett vergessen", erklärt Kolbert. Bis zu 800 Anrufe täglich müssen seine Mitarbeiterinnen zurzeit an der Anmeldung entgegennehmen. 

    In seiner Praxis gibt es am Mittwoch keine Sprechstunde mehr, es wird nur noch geimpft. "241 Leute kommen am nächsten Mittwoch", sagt er. Im Moment überlegen er und sein Team, ob sie auch am Samstag Impftermine anbieten können. "Jetzt kommen halt alle", erklärt er. "Das ist gut so, aber das System gerät an seine Grenzen." Immerhin sei genügend Impfstoff vorhanden.

    Ein weiterer Lockdown verschiebt nur das Problem

    Kolberts Wunsch: die Wiedereröffnung der Impfzentren. "Es war immer ein gutes Miteinander", betont er deren Notwendigkeit. "Und wir sind um jede Hilfe dankbar." Ernüchtert ist er von der Politik: "Was können die jetzt noch machen? Nur noch löschen." Er hätte sich gewünscht, dass sich mehr Menschen impfen lassen und verweist auf Portugal. "Da sind 93 Prozent geimpft, alles ist offen und die Inzidenz ist niedrig." 

    Von einem erneuten Lockdown hält der Arzt nichts. "Damit verschieben wir alles doch nur um acht Wochen, und die Geimpften werden bestraft." Die Leute müssten sich impfen lassen; das sei das Einzige, was helfe. Sein eindringlicher Appell an seine Kollegen: "Impfen, impfen, impfen und zusammenhalten."

    Im Impfzentrum in den Marshall Heights sind Erst-, Folge- oder Auffrischungsimpfung aktuell freitags und samstags von 9 bis 12 sowie von 13 bis 17 Uhr möglich. Laut Landratsamt ist mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Die nächsten Stationen des Impfbusses: Am 17. und 18. November jeweils von 9 bis 12 Uhr und von 12.30 bis 17 Uhr auf dem öffentlich zugänglichen Parkplatz der Firma Knauf in Iphofen. Außerdem am 24. und 25. November jeweils von 9 bis 12 Uhr und von 12.30 bis 17 Uhr am Autohof Strohofer in Geiselwind.

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