Laut Christian Endres, Leiter des Hühnerhofs "Endres-Ei" in Großrinderfeld (Lkr. Main-Tauber) steht bei seinem Freund Henner Schönecke, Vorsitzender des Bundesverbands der deutschen Eierzeuger, das Telefon nicht mehr still. Grund dafür sei Schöneckes Aussage gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa), dass es bald keine braunen Eier mehr geben werde, weil weiße Hennen einfacher zu halten seien und länger leben und legen würden.

Einige Leserinnen und Leser der Main-Post widersprachen zudem der Aussage, weiße Hennen legten weiße Eier, braune Hennen hingegen braune. Was stimmt denn nun? Und wird es zukünftig wirklich keine braunen Eier mehr geben? Experten aus der Region klären auf.
Nicht nur die Farbe des Gefieders verrät, welche Farbe das Ei haben wird
"Grundsätzlich gilt: weiße Hühner legen weiße Eier und braune Hühner braune Eier", sagt Claus Schmiedel, Geflügelfachberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Bei einigen Hühnerrassen hänge die Farbe der Eier jedoch von der Ohrscheibe ab, die sich hinter dem Ohrläppchen befindet und rot oder weiß sein kann. Ist die Ohrscheibe also rot, legt die Henne braune Eier; ist sie weiß, ist auch die Eierschale weiß. Die Farbe des Gefieders spiele bei diesen Rassen keine Rolle, so Schmiedel.
"Bei Hennen ist die Schalenfarbe der Eier genetisch festgelegt und nicht zu verändern", ergänzt Endres. Um die Frage, welches Huhn welche Eierfarbe hervorbringt, beantworten zu können, hat er zusätzlich Rücksprache mit anderen Experten, darunter Tierärzten, gehalten. Das Ergebnis: "Grundsätzlich legen braune Hennen braune Eier. Bei weißen Hühnern kommt es auf die Farbe der Ohrscheibe an."
Rund 90 Prozent der weißen Hühner haben eine weiße Ohrscheibe und legten daher weiße Eier. "Hat ein weißes Huhn eine andersfarbige Ohrscheibe, kann die Eierschale auch eine andere Farbe, zum Beispiel auch beige oder grün, haben", so Endres. Bei bunten Hühnern sei das Ei im Normalfall nicht weiß, sondern andersfarbig.
In Süddeutschland sind vor allem braune Eier beliebt
Dass es bald keine braunen Eier mehr geben dürfte, hält Claus Schmiedel für unwahrscheinlich. Denn vor allem in Süddeutschland seien braune Eier beliebter als weiße. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass Menschen braune Eier automatisch mit Bio-Eiern und einer besseren Qualität assoziieren. "Das trifft aber nicht zu."

Die Kundinnen und Kunden von Felix Servatius vom Hühnerhof "Birklinger Ei" in Birklingen (Lkr. Kitzingen) priorisieren jedenfalls braune Eier. "Im Jahr verkaufen wir 51 Wochen lang nur braune Eier", sagt er. "Lediglich in der einen Woche vor Ostern steigt die Nachfrage nach weißen Eiern, um sie färben zu können." In seinem Betrieb hält er ausschließlich braune Hühner, die braune Eier legen – und wird auch dabei bleiben. Endres will seiner Kundschaft weiterhin die Wahl zwischen braunen und weißen Eiern lassen.
Welche Unterschiede gibt es zwischen braunen und weißen Eiern?
Bleibt noch zu klären, ob es einen qualitativen oder geschmacklichen Unterschied zwischen weißen und braunen Eiern gibt. "Braune Eier sind größer und robuster als weiße. Außerdem sind sie gegenüber Dreck unempfindlicher", sagt Servatius. Weiße Eier haben hingegen den Vorteil, dass sie im Inneren seltener Blut- und Fleischflecken haben, ergänzt Schmiedel.
Geschmacklich gebe es jedoch keinen Unterschied. "Denn wie ein Ei schmeckt, hängt von dem Futter ab, das man den Hennen gibt", sagt Schmiedel. Bekommen weiße und braune Hennen das gleiche Futter, schmecken die Eier, trotz unterschiedlicher Schalenfarbe, gleich.