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Kitzingen: Das leidige Problem mit den Krähen: Warum es für Betroffene eine kleine Hoffnung auf Hilfe gibt

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Das leidige Problem mit den Krähen: Warum es für Betroffene eine kleine Hoffnung auf Hilfe gibt

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    Über 250 Saatkrähenkolonien gab es vergangenes Jahr in Kitzingen. Die Vögel machen im Stadtgebiet und auf Feldern große Probleme. 
    Über 250 Saatkrähenkolonien gab es vergangenes Jahr in Kitzingen. Die Vögel machen im Stadtgebiet und auf Feldern große Probleme.  Foto: Silvia Gralla

    Viele Bürger und Landwirte sind genervt von den Saatkrähen. Die Vögel haben von März bis Mai ihre Brutplätze in den Baumkronen der Stadt und verunreinigen Autos und Gehwege. So musste 2015 der Spielplatz am Rosengarten abgebaut werden, weil die Verkotung durch die Tiere so stark gewesen ist. Doch besonders in der Landwirtschaft verursachen sie große Schäden.

    Während Saatkrähen bei Landwirten früher gern gesehen waren, weil sie die Insektenbildung auf ihren Feldern eindämmten, führen sie heute zu Unmut. Denn die Drahtwurmbeize, die die Saatkrähenpopulation und somit auch die Schäden an den Pflanzen klein hielt, ist mittlerweile verboten. Seitdem habe die Krähenpopulation stark zugekommen, sagt der Geschäftsführer des Bauernverbandes Wilfried Distler. Er spricht von einem massiven Problem beim Mais- und Zuckerrübenanbau: "Die Krähen ziehen aktuell ihre Jungtiere groß und sind auf Futtersuche. Um das Saatkorn der Pflanzen gibt es Würmer, und das wissen die Krähen."

    Sie gelangen an die Insekten, indem sie um die Jungpflanze herum den Boden aufhacken. Dabei zerstören sie die Pflanzen. Das könne bis zum Totalausfall der Ernte führen, sagt Distler: "Wir mussten die letzten Jahre Äcker nachbestellen. Das geht mit zusätzlichen Saatkosten einher sowie mit erneuten Bodenarbeiten und einem Ertragsverlust am Ende des Jahres."

    Krähen zu vertreiben ist mit großem Aufwand verbunden

    Obwohl die Vögel massive Schäden verursachen, dürfen sie bislang nicht bejagt, sondern nur vertrieben werden. Hierbei schaut ein Mitarbeitender des städtischen Bauhofs in die Nester, und sofern sie nicht mit Eiern belegt sind, werden diese entnommen. Nach EU-Artenschutzrecht ist es verboten, Nester zu entfernen. Dennoch können die leeren Nester mit einer Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Kitzingen entfernt werden. Letztes Jahr habe es trotz dieser Vorkehrung etwa 250 Brutpaare in Kitzingen gegeben, sagt Klaus Sanzenbacher, Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz. Daneben gibt es eine weitere Möglichkeit, die Population klein zu halten: "Potentielle Nistbäume können so geschnitten werden, dass keine drei Äste mehr an einer Gabel sind. Dann können die Vögel keine Nester bauen."

    Diese Maßnahmen seien jedoch mit sehr großem Aufwand verbunden, sagt CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Becker. Die Tiere dürften dabei nämlich nicht vertrieben werden, weil sie sonst neue Kolonien bilden. Die Nester zu entnehmen sei daher keine dauerhafte Lösung. Auf der Suche nach vielversprechenderen Alternativen hat das Bayerische Landesamt für Umwelt ein Modellprojekt zum Management von Saatkrähen aufgelegt. Hierbei sind die Schäden an landwirtschaftlichen Flächen analysiert und wirksame Vergrämungsmaßnahmen untersucht worden. Die Forschungsergebnisse sind laut Becker jedoch ernüchternd.

    Bundesrat lehnt die Bejagung von Krähen ab 

    Um die Schäden in der Landwirtschaft zu begrenzen, hat die Staatsregierung im März einen Entwurf im Bundesrat vorgelegt. Demnach sollte die Saatkrähe in die Liste der jagdbaren Arten aufgenommen werden, wie es bereits bei Rabenkrähen der Fall ist. Becker betont, dass es dabei nicht um die Ausrottung der Tiere gehe, sondern um die Steuerung der Population. Der Bundesrat blieb aber bei der bisherigen Linie: Damit dürfen die Saatkrähen weiterhin nicht bejagt werden. 

    Die Landtagsabgeordnete sagt, sie bedaure das: "Wir sind genauso weit wie vorher. Doch es gibt auch etwas Neues: eine gesetzliche Grundlage, nach der das Landratsamt die Bejagung von Saatkrähen in Einzelfällen erlauben kann." Saatkrähen zu entnehmen wäre demnach unter bestimmten Bedingungen möglich. Etwa dann, wenn es zu hohen Schäden kommt und es keine zumutbaren und effizienten Alternativen zu einer Bejagung gäbe. Eine konkrete Hilfe für Betroffene ist das nicht.

    Sanzenbacher sagt, er halte die Entnahme von Krähen nicht für zielführend, da es das Problem nur vergrößere: "Wenn man die Kolonien stört, dann zersplittern sie und man hat sie überall sitzen." Für viel sinnvoller erachte er die Einrichtung eines Fonds, der Schäden gutachterlich feststellt, um Landwirte zu entschädigen. Für Becker ist dies keine Option: "Wir können die Schäden nicht ersetzen. Denn die Schäden durch Tiere, mitsamt der Saatkrähen, gehen jährlich in die Millionen. Und wir haben dann trotzdem keinen Mais und keine Zuckerrübe." 

    Anmerkung: In der Erstveröffentlichung wurde von der Entnahme von Eiern durch Mitarbeitende des städtischen Bauhofs gesprochen. Richtig ist, dass nur die leeren Nester mit einer Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Kitzingen entfernt werden dürfen. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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