Die Kneipe "Kanapee" in der Kitzinger Kaiserstraße hat genauso Legenden-Status wie der langjährige Wirt Gerry Schumann, der das Kanapee von 1987 bis zu seinem kürzlich genommenen Abschied betrieb. Er hat die Kneipe im Kellergeschoss und mit ihr das ganze Haus schon vor zwei Jahren verkauft und in Gürhan Özdil einen passenden Nachfolger gefunden. Das Konzept ist weitgehend gleich geblieben – und die große Stammkundschaft weiß das Ambiente im urigen Gewölbekeller zu schätzen.

Neu ist, dass Enzo Martino die Pizzen im Ofen aufbackt, und ab sofort gibt es auch einen Toast. Enzo Martino ist vielen Kitzingern als ehemaliger Wirt des italienischen Restaurants Triangolo bekannt. Für Gürhan Özdil, der vor Monaten auch die Bastion 318, vielen besser bekannt als Alter Keller, in der Rosenstraße übernommen hat, ist Martino derzeit eine ideale Besetzung und sozusagen seine rechte Hand. Enzo Martino kennt keinen Stress und ist mit der Stammkundschaft schnell warm geworden. Die Türen des Lokals stehen ab sofort wieder jedem offen.
Der neue Pächter des Kanapee hat sich unter mehreren Bewerbern durchgesetzt
"Die Leute sind mir ans Herz gewachsen", sagt Gerry Schuhmann, inzwischen 61. Fast jeden Freitag schaut er deshalb im Kanapee vorbei. Für Gürhan Özdil ist klar: "Ich will das Erbe von Gerry bewahren." Er hatte sich unter mehreren Bewerbern für die Nachfolge durchgesetzt und erhielt den Vorzug, auch weil mit Gerry Schuhmann gleich die Chemie passte. Özdil ist der Ansicht, dass er selbst sich in der Kitzinger Gastro- und Kneipen-Szene schon einen guten Namen gemacht hat, ein klarer Pluspunkt für ihn.

In der ausgedünnten Kitzinger Kneipenszene ist die Atmosphäre im Kanapee einmalig. Die Gäste schätzen und lieben das Ambiente in dem Gewölbekeller, manche kommen schon seit Jahrzehnten. Einst war das Kanapee eine gute Adresse für Studenten. Aber inzwischen sind die einstigen Studenten und treuen Gäste mit Gerry Schuhmann älter geworden. "Ich will jetzt verstärkt jüngere Leute ansprechen", sagt Gürhan Özdil. Er schickt sich an, dass in der Großen Kreisstadt vermehrt abends wieder etwas geboten wird. Deshalb hat er im Herbst 2023 auch den jetzt als Bastion 318 firmierenden Alten Keller übernommen.
Früher tanzten die Gäste des Kanapee schon mal auf der Theke
"Wir werden wohl nicht mehr erleben, dass unsere Gäste wie einst auf der Theke tanzen", sagt Gürhan Özdil. Er will das Kanapee in einen zweiten Frühling führen, die Kneipe auch für jüngere Gäste attraktiv machen und gerne Gastgeber für Stammtische sein. "Hier ist Entspannung angesagt, die Musik läuft dezent im Hintergrund, und auf der Couch oder am Tisch lässt sich gut ein After-Work praktizieren oder abends Kumpels treffen." Das Kanapee hat mittwochs bis samstags von 18 bis 0 Uhr geöffnet. "Die Leute können sich zu unterschiedlichen Anlässen auch Essen dazu von auswärts bestellen", sagt Özdil.

Die Kneipe befindet sich im Keller, dazu gibt es zwei Räume im Erdgeschoss, für deren Nutzung Gürhan Özdil so manche Idee hat. So könnte sich der 46-Jährige gut vorstellen, das einstige Café des Kanapee wieder zu beleben; auch Spiel und Sport sind für ihn vorstellbar. Jedenfalls sieht er Enzo Martino künftig in der Rolle als Stellvertreter des Chefs, und er will noch Personal einstellen, um seine Konzeptideen zu verwirklichen. Überhaupt sprudelt es aus Gürhan Özdil heraus, wenn es um sein gastronomisches Engagement geht. Gut möglich, dass er Kneipengängern und Nachtschwärmern demnächst noch weitere Perspektiven eröffnet.