Mit 100 durch eine Autobahnbaustelle brettern – das dürfte es in Deutschland nicht allzu oft geben. Dass dies zwischen Geiselwind und Kitzingen immer wieder möglich ist, hat einen einfachen Grund: Auf Deutschlands größter Autobahnbaustelle ist eben einiges anders. Schnelligkeit gehört hier zum Geschäftsprinzip. Auf 76 Kilometern wird die A3 zwischen Biebelried und Erlangen in gerade einmal fünfeinhalb Jahren sechsstreifig ausgebaut.
Schnell mal vorbeischauen wollte auch er: Christian Bernreiter, der als Staatsminister außer für Wohnen und Bauen auch für Verkehr zuständig ist. Am Montagnachmittag warf der Minister zusammen mit Reinhard Pirner, dem Direktor der Niederlassung Nordbayern der Autobahn GmbH des Bundes, einen Blick auf die Giganten-Baustelle. Besucht wurde dabei auch die neue Grünbrücke, die zwischen Wiesentheid und Geiselwind entstanden ist. Bei Kilometer 325, nahe dem Parkplatz Friedrichsberg, steht das neue 80 Meter breite Bogenbauwerk, dessen Spannweite quer zu den Fahrbahnen 50 Meter beträgt.
Den Minister beeindruckt die "gewaltige Dimension" auf der A3
Entsprechend beeindruckt zeigte sich Bernreiter danach. Bei einem Termin im Infocenter der Bau-ARGE gegenüber dem Autohof Strohofer hob der Minister "die gewaltige Dimension" des Ausbaus hervor. Die Erweiterung auf sechs Streifen sei "dringend" gewesen. Die Anwohnerinnen und Anwohner bekämen "umfassenden Lärmschutz", zudem werde "die Verkehrssicherheit erhöht". Alles in allem also "eine gute Sache", so das ministerielle Urteil.
Diese gute Sache hob bei dem Treffen in Geiselwind zusammen mit Landrätin Tamara Bischof und Bürgermeister Ernst Nickel auch Reinhard Pirner hervor. Der Direktor der Niederlassung Nordbayern der Autobahn GmbH nannte die Strecke "eine der wichtigsten Verkehrsadern in unserem Zuständigkeitsbereich". Der 76-Kilometer-Ausbau sei "ein großer Schritt hin zu einer modernen Straßeninfrastruktur in der Region".
Der Ausbau der A3 soll Ende 2025 abgeschlossen sein
Die eigentliche Botschaft an diesem Nachmittag aber lautet: Der Termin der Fertigstellung ist offenbar in Stein gemeißelt. Abgabetermin für das 2,8-Milliarden-Euro-Projekt, das am 1. Mai 2020 begonnen hat, ist der 30. November 2025. Klingt nach einem Wunder – und genau das ist es wohl auch. Hier wird in Windeseile gebaut. Was sich dann auch symbolisch beim gemeinsamen Gruppenbild mit dem Minister zeigte: Ein kräftiger Wind blies auf dem Hang mit der Bau-Zentrale gegenüber dem Autohof Strohofer und zerzauste die Prominenz ein wenig beim Fototermin.
Möglich sind Schnelligkeit und Windeseile durch eine Konstellation, die sich Öffentlich Private Partnerschaft (ÖPP) nennt und deutschlandweit aktuell das größte Infrastrukturprojekt dieser Art ist. In diesem Fall baut der Staat nicht selbst, sondern er lässt von einem Konsortium bauen. Die Hälfte der Kosten wird dabei von privater Seite vorfinanziert.
Bald rollt der Verkehr auf der A3 sechsspurig durch Franken
Zum Vergleich: Der Ausbau auf sechs Streifen zwischen Biebelried und der hessischen Landesgrenze, der etwa die gleiche Dimension hatte, zog sich weit über 20 Jahre hin. Anders gesagt: Wäre 2020 mit einem herkömmlichen Ausbau durch den Bund begonnen worden, hätte sich der Ausbau nach Einschätzung der Experten – unterteilt in ein Dutzend Bauabschnitte – wohl gut 30 Jahre hingezogen, wäre also nicht von 2050 fertig gewesen.
So aber heißt es Ende 2025: Von Aschaffenburg bis Nürnberg rollt der Verkehr sechsstreifig durch Franken. Für Betrieb und Erhaltung der Strecke ist das Konsortium insgesamt 30 Jahre zuständig, und es bekommt dafür einen fixen Betrag. Nach den 30 Jahren, also am 1. Mai 2050, wird der Bund übernehmen. Dann ist die A3 auch in Franken wieder eine "normale" Autobahn.