Eine Kirchenorgel auf dem Land? Das gibt es erst seit 1648. Bis dahin war es gebräuchlich, dass der jeweilige Schulmeister als Kantor mit seinen Schülern den Kirchengesang anstimmte. 1667 war es in Wiesenbronn so weit: Man entschloss sich für die 1603 erbaute Kirche eine Orgel anzuschaffen.
Doch kaum war diese installiert, gab es Ärger. Der bisherige Schulmeister Samuel Gottwaldt weigerte sich standhaft, das Amt des Organisten zu übernehmen. Schließlich kündigte er. Zehn Jahre später, 1677 wird Samuel Gottwaldt wieder als Wiesenbronner Schulmeister eingestellt, dieses Mal musste er allerdings nicht als Organist tätig sein. Ein solcher wurde „uff der Gemeinduncosten“ gesondert angestellt.
Neun Batzen für den Gesang
Waren Organist und Kantor während eines Gottesdienstes, zum Beispiel während einer Hochzeit, aktiv, mussten sie sich das Honorar teilen: „Neun Batzen davon soll der Schulmeister haben, vier Batzen vor seinen Gesang, drei Batzen vor die Braut-Suppen und zwei Batzen der Organist“, so hieß es damals.
1738 barockisierten die Wiesenbronner ihre Kirche. Zehn Jahre später schafften sie eine neue Orgel an. Das alte Orgelwerk verstaute man auf dem Dachboden.
Zehn Gulden für das Orgelwerk
Doch da blieb es nicht lang. 1775 erwarb Mönchsondheim für die Friedhofskirche genau dieses reparaturbedürftige „alte Orgelwercklein“ für zehn Gulden aus Wiesenbronn. Doch die Orgel wurde teurer: Die Instandsetzung beim Orgelmacher in Kitzingen kostete 21 Gulden, sieben Pfund und zehn Pfennige. Der Einbau auf der Westempore der Kapelle nahezu zehn Gulden.
Warum und wie kam das alte „Orgelwercklein“ von Wiesenbronn nach Mönchsondheim? Der Blick in die Archivalien der zwei Pfarreien klärt auf: In den Gemeinden waren zwei Brüder, Johann Christoph Grieninger und Johann Andreas Grieninger, als Seelsorger tätig, Söhne des Prichsenstädter Pfarrers Lorenz Michael Grieninger. Wohl im Familienkreis wird der Orgel-Tausch in die Wege geleitet worden sein.
Motorsäge lag schon bereit
Doch schon vor dem Zweiten Weltkrieg galt die Orgel in der Mönchsondheimer Friedhofskirche als nicht mehr bespielbar. Während einer umfassenden Renovierung 1988 lag die Motorsäge für die Entsorgung des ungeliebten Stückes schon bereit. Glücklicherweise war zu diesem Zeitpunkt der Orgelbaumeister Benedikt Friedrich aus Oberasbach bei Zirndorf mit der Reparatur der Orgel in der Dorfkirche betraut und erfuhr zufällig von der Aktion. Er zeigte Interesse an der Orgel und als ihm der Pfarrer anbot, dieselbe mitzunehmen, sagte er zu. Seit dem Abbau sind nun fast zwanzig Jahre vergangen und die Einzelteile schlummern immer noch im Lager der Orgelbaufirma Friedrich.
Zurück nach Mönchsondheim
Durch Zufall konnte Museumsleiter Hüßner kürzlich den Verbleib klären. Nach seinen Auskünften wird das Instrument wohl wieder nach Mönchsondheim kommen. Wann und wie muss noch geklärt werden.
Im Blickpunkt
Wer die Orgel und ihr Gehäuse kennenlernen möchte, kann das während des 5. Unterfränkischen Volksmusiktages am 15. Juni tun. Hier wird Orgelbaumeister Benedikt Friedrich die Bestandteile präsentieren und erläutern. Zudem gibt es Informationen über die geistliche Volksmusik in Franken.