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Kitzingen: Der Reiz des Verlassenen: Lost Places in der Nähe entdecken

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Der Reiz des Verlassenen: Lost Places in der Nähe entdecken

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    Imposante Ruine: Die Kunigundenkapelle in Bullenheim ruht hoch über dem Weinparadies Franken im Wald.
    Imposante Ruine: Die Kunigundenkapelle in Bullenheim ruht hoch über dem Weinparadies Franken im Wald. Foto: Anja Schroth

    Sie gehen in verlassene Gebäude wie Fabriken, Krankenhäuser, Schulen oder Bunker. Hinterlassen nichts als ihre Fußspuren und nehmen, außer Fotos, nichts mit. Die Rede ist von "Urbexern" oder "Urban Explorers" (Stadterkunder), die es zu alten und verlassenen Gebäuden, sogenannten "Lost Places" (Verlassene Orte), zieht. Immer auf der Suche nach dem perfekten Foto. Gerade während der Corona-Pandemie, in der so viele Freizeitmöglichkeiten verboten sind, boomt dieses Hobby enorm.

    Das ehemalige Militärgelände auf der Traumrunde Sulzfeld-Kitzingen ist ein interessantes Motiv für Hobby-Fotografen und Lost-Place-Liebhaber. Hier gilt zwar "Betreten verboten!", doch auch von außen lassen sich gute Fotos einfangen.
    Das ehemalige Militärgelände auf der Traumrunde Sulzfeld-Kitzingen ist ein interessantes Motiv für Hobby-Fotografen und Lost-Place-Liebhaber. Hier gilt zwar "Betreten verboten!", doch auch von außen lassen sich gute Fotos einfangen. Foto: Anja Schroth

    Dabei ist es oft nebensächlich, dass man dort eventuell auf verborgene Schätze stoßen könnte. Der Nervenkitzel, den so eine Lost-Place-Suche mit sich bringt ist, ist weitaus größer – und für viele umso reizvoller. Denn die Urbexer bewegen sich auf den Pfad der Illegalität und des Hausfriedensbruchs bei ihrem Hobby. Sie begeben sich und andere durch ihr unvorsichtiges Verhalten oft in Lebensgefahr wie bei dem Unfall im vergangenen Sommer in der Ruine des Gutshofs Öttershausen bei Volkach. Dort war ein Jugendlicher durch die Decke gestürzt und wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus geflogen. Denn "Lost Places" sind oft baufällig und einsturzgefährdet und deshalb, zu Recht, mit einem Bauzaun oder dergleichen gesichert.

    Die legale Variante des Hobbys

    Wie also das Hobby im Landkreis Kitzingen auf legale Weise betreiben? Ein Tipp sind die zahlreichen Kirchen, Türme oder Burgruinen in der Gegend wie die Konstitutionssäule im Schlosspark Gaibach oder die die Schlossruine in Wässerndorf. Diese lässt erahnen erahnen, welch stolzes Gebäude wohl einst hier stand. Zwar versperrt ein großes Tor den Eingang, da die Ruine in Privatbesitz ist, der Schneespaziergang dorthin lohnt sich aber. Seit 2005 kümmert sich der Schlossruinenverein um die Belange der Ruine und richtet zum Tag des offenen Denkmals das Schlossruinenfest aus. Dann kann man sich sogar das Innere der Schlossruine näher ansehen. Jetzt im Winter ruht dort aber nicht nur das gesellschaftliche Leben, auch viele Tiere finden in den Mauern der Burg Unterschlupf und halten dort, wie die Fledermäuse, ihren Winterschlaf.

    Die Wässerndorfer Schlossruine lässt erahnen, welch stolzes Gebäude wohl einst hier stand.
    Die Wässerndorfer Schlossruine lässt erahnen, welch stolzes Gebäude wohl einst hier stand. Foto: Anja Schroth

    Knapp außerhalb der Landkreisgrenze im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim befinden sich zudem in Weigenheim Schloss Frankenberg und die Ruine am Hohen Landsberg. Ein weiterer Tipp ist die Burgruine Scharfeneck in Oberscheinfeld.

    Die Autorin selbst erkundet regelmäßig solche verlassene Objekte und empfiehlt für Einsteiger im in der Nähe die Burgruine Castell, die Ruine Speckfeld und die Kunigundenkapelle östlich von Bullenheim. Sie sind landschaftlich und historisch sehr sehenswert (siehe Infokasten). So kann man auch in Corona-Zeiten Neues entdecken und sich zudem sich an der frischen Luft bewegen.

    Ehemaliges Militärgelände

    Auch über den Landkreis hinaus wird man bei der Suche nach alten Ruinen, Schlössern und Burgen im Internet fündig. Viele dieser Baudenkmäler sind auch in den 15 Traumrunden im Landkreis Kitzingen eingebunden. So kann man etwa auf der Traumrunde "Kitzingen – Sulzfeld"ein ehemaliges amerikanisches Militärgelände entdecken, das die US-Army bis zu ihrem Abzug aus Kitzingen im Jahr 2006 nutzte. Heute liegen der Truppenübungsplatz sowie das dazugehörige Gebäude mit Wachturm verlassen auf dem Klingenberg. Das Gelände ist eingezäunt und nicht zu betreten, Infos findet man stattdessen auf einer kleinen Tafel. Dennoch bleibt es auch von außen ein tolles Motiv für jeden Hobbyfotograf und Lost-Place-Freund.

    Die Besitzer sogenannter "Lost Places" wehren sich gegen das unerwünschte Eindringen in ihre Gebäude häufig mit Anzeigen oder Videoüberwachung. Um dem Ärgernis generell einen Riegel vorzuschieben, vermieten manche Eigner ihr marodes Eigentum an die "Urban Explorers" gegen ein Entgelt. So kommt der Fotograf an das heiß ersehnte Motiv, bewegt sich aber auf legale Pfaden – und der Besitzer kann die Besuche kontrolliert durchführen. Dafür muss man allerdings ein Stück fahren: Das alte Volksbad in Nürnberg kann vom Verein "Geschichte für alle" erkundet werden und auf Führungen durch Bunker in Nürnberg hat sich der Förderverein Nürnberger Felsengänge spezialisiert.

    Das Lost-Place-Führungen lukrativ sind, hat auch der Anbieter "go2know" entdeckt und bietet zu einem Festpreis Fotoaufnahmen in großen und bekannten "Lost Places" wie den Beelitz-Heilstätten in Berlin, dem Fürstenhof in Eisenach (Thüringen) oder der "Verbotenen Stadt" in Wünsdorf (Brandenburg) an. Soviel einfacher und billiger ist es dagegen, die legalen "Lost Places" in unserer Region zu erkunden: Sie kosten weder Geld noch zieht deren Besuch eine Strafe nach sich.

    Der Gutshof in Öttershausen bei Volkach wird häufig von Lost-Places-Besuchern frequentiert. Sein Betreten ist aber gefährlich – und gesetzlich verboten.
    Der Gutshof in Öttershausen bei Volkach wird häufig von Lost-Places-Besuchern frequentiert. Sein Betreten ist aber gefährlich – und gesetzlich verboten. Foto: Anja Schroth

    Drei Ruinen in der UmgebungTreppenturm Castell: Der sechseckige Treppenturm der Ruine erhebt sich in 400 Metern Höhe auf dem Schlossberg über Castell. Einmal im Jahr, am Casteller Weinwandertag, ist dieser für Besichtigungen geöffnet. Geplant ist diese Veranstaltung heuer für den 12. September von 11 bis 19 Uhr. Aber der Turm auf dem Schlossberg als letztes sichtbares Zeichen der einstigen Burganlage ist auch unterm Jahr einen Besuch wert und besonders schön als Teil der Traumrunde Castell.Ruine Speckfeld, Markt Einersheim: Von diesem ehemaligen Bergschloss rund zwei Kilometer nordöstlich von Markt Einersheim ist nicht mehr viel erhalten. Doch die Mauer des Frankenlandturmes ragt noch auf einem schönem Rundbogen in die Höhe und man kann dort Kellereingänge, geheimnisvolle Löcher, eine alte große Zisterne und wuchernde Lianen und Hecken entdecken. Die Höhenburg wurde um 1200 erbaut und ab 1745 endgültig verlassen.  Verschiedene Wanderwege führen zur Ruine, einer davon ist die Traumrunde Iphofen.Kunigundenkapelle Bullenheim: Kurz hinter der Landkreisgrenze, östlich von Bullenheim, liegt die Kirchenruine im Wald oberhalb der Weinberge. Die Mauerreste auf dem Kapellenberg stammen aus der Zeit um 1500. Das spätgotische Bauwerk wurde wohl im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) zerstört und verfiel. Die Ruine ist ein beliebtes Wanderziel mit schönem Fernblick und über den Weinparadieswanderweg von Bullenheim aus gut zu erreichen. Quelle: bh

    Der Treppenturm Castell bietet bei jedem Wetter einen schönen Ausblick.
    Der Treppenturm Castell bietet bei jedem Wetter einen schönen Ausblick. Foto: Anja Schroth
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