Lange war er einer der einflussreichsten Politiker in Deutschland. An diesem Samstag, 14. Dezember, begeht Michael Glos seinen 80. Geburtstag. Eine öffentliche Feier ist nicht geplant. Glos hat sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Es gehe ihm gesundheitlich nicht gut, heißt es aus dem Kreis der Familie.
Auf seine kantig-humorige, viele würden sagen "typisch fränkische" Art hat der gelernte Müller aus Brünnau, einem Ortsteil von Prichsenstadt im Landkreis Kitzingen, die Bundespolitik viele Jahre maßgeblich mitgeprägt. Neben dem Würzburger Wolfgang Bötsch war Michael Glos der einzige Bundesminister aus Unterfranken: Von 2005 bis 2009 war der CSU-Politiker Chef im Wirtschaftsressort.

Für viele Politikerinnen und Politiker wäre dies die Krönung der politischen Karriere gewesen. Michael Glos indes fremdelte mit dem Amt des Wirtschaftsministers in Berlin. Es war ihm über Nacht zugefallen, nachdem der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber überraschend auf den geplanten Eintritt ins Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel verzichtet hatte.

Das Klein-Klein der Ministerialbürokratie machte dem Pragmatiker Glos zu schaffen, wie er später selbst eingestand. Schnell war der Unterfranke öffentlichem Spott ausgesetzt. "Nicht mal hundert Tage Schonfrist" hätten ihm die Berliner Wirtschaftsjournalisten gewährt, klagte er. Gleichwohl fiel seine Bilanz am Ende positiv aus. Gemeinsam mit CDU-Kanzlerin Merkel und SPD-Finanzminister Peer Steinbrück half der CSU-Politiker aus Prichsenstadt mit, dass Deutschland die Finanzkrise 2008 besser als viele andere Volkswirtschaften überstand.

Den Gipfel seiner politischen Karriere hatte Michael Glos zuvor schon erreicht. Von Januar 1993 bis November 2005, so lange wie kein anderer in der Geschichte der Bundesrepublik, führte er die CSU-Landesgruppe im Bundestag, das Machtzentrum der Bayern in Bonn und Berlin.
Bei verbalen Kräftemessen teilte Glos gerne aus
Nah dran schon, als Kanzler Helmut Kohl und CSU-Chef Theo Waigel die deutsche und die europäische Einheit managten, galt er in rot-grünen Regierungszeiten als Speerspitze der Opposition - und gewiefter "Strippenzieher" im politischen Ränkespiel. Bei verbalen Kräftemessen im Parlament teilte der gelernte Müllermeister gerne aus - mal mit platter Polemik, mal mit feinem Witz.

27 Jahre, von 1976 bis 2013, vertrat Glos den Wahlkreis Schweinfurt/Kitzingen als direkt gewählter Abgeordneter im Bundestag. Seinen Abschied aus der Berufspolitik nahm er schließlich selbst in die Hand. Zunächst war ihm im Januar 2009, kurz nachdem Horst Seehofer der starke Mann in der CSU geworden war, endgültig die Lust aufs Ministeramt vergangen. Sein Rücktrittsangebot nahm der neue Parteichef gerne an.
Im Herbst des gleichen Jahres kandidierte Glos ein letztes Mal für den Bundestag. Am Ende der Legislaturperiode ließ er es dann noch einmal krachen: Zu einem Abschiedsempfang in Berlin kam sogar Helmut Kohl, im Sommer 2013 beim Casteller Weinfest feierte Angela Merkel mit.

Zwar besuchte Glos gemeinsam mit Ehefrau Ilse gerne weiterhin die CSU-Parteitage in der Region, mit öffentlichen Ratschlägen an seine Nachfolger hielt sich der Prichsenstädter im Ruhestand aber zurück. Vielmehr war der zweifache Vater nun als Opa gefragt.