Die Erleichterung war Christian Müller anzusehen. Als der Vorsitzende der Iphöfer Stücht um kurz nach Mitternacht die obligatorischen Dankesworte am Ende eines fulminanten Stüchtballes sprach, waren das nicht nur leere Worte. Noch am Morgen hatte es ausgesehen, als wäre das Programm in Gefahr. Ein Teil der aktiven Mitglieder lag krank daheim im Bett und guter Rat war teuer, was nun mit all den sorgsam vorbereiteten Nummern werden soll.
Aber die Stücht wäre nicht die Stücht, wenn sich nicht genügend freiwillige Ersatzleute gefunden hätten, die sich über den Tag noch schnell Texte draufschafften und so den Besucherinnen und Besuchern am Abend ein hervorragendes Programm boten. So läuft das eben, wenn man einen Verein voller freiwillig Engagierter hat, die alle das gleiche Ziel verfolgen: Miteinander tollen Fasching zu feiern und zu bieten. Und so durfte Christian Müller erleichtert sein – Sorgen machen musste er sich am Abend aber zu keinem Zeitpunkt. Seine Leute haben am Rosenmontag die Karl-Knauf-Halle in Iphofen in ein Dschungelparadies verwandelt und getreu dem Motto "Safari vom Schwanberg bis nach Afrika" eine tolle Show geliefert.

Die Moderatoren Julius und Philip Straub mit Sebastian Dörr zeigten sich als Zweckgemeinschaft auf Safari-Tour: Da war der Insektenforscher Jörg Sören Wunderlich auf der Suche nach einer ganz besonderen Libelle, der Schwabe Torsten Hämmerle mit ausgeprägtem Dialekt und Ronny Rambo aus Berlin Schöneberg, die sich durch den Dschungel schlugen und dabei allerlei Entdeckungen machten. Zuerst näherten sich Tanzmäuse.
Die jüngste Truppe der Stücht tanzte sich mit fetzigen Rhythmen durch den Dschungel – kleine Hebefiguren inklusive. Und ebenfalls aus der Jugend – allerdings aus der Seinsheimer – kam Sandro Hönnl. Der Büttenredner von den Seinsheimer Galgenvögeln machte sich Gedanken über die Unterschiede zwischen Alt und Jung und wie es zu einer Versöhnung der Generationen kommen kann: So werde einfach, wenn sich nachts jemand über zu laute Musik beschwert, der böhmische Traum gespielt, dann sei alles wieder gut.

Die Stücht Teens blickten als tierische Stadtratssitzung auf das aktuelle Iphöfer Geschehen. Vor allem ging es um das liebe Geld, das an allen Ecken fehlt, obwohl die Stadt doch eigentlich jede Menge davon hat. Der geneigte Besucher mag angesichts der gesalzenen Schoppenpreise im Saal vielleicht auch gedacht haben, dass auf diese Weise der Stadt unter die Arme gegriffen werden soll. Die Teens waren sich jedenfalls einig: Statt Geld in alte Bruchbuden (wie das Wirtshaus in Mönchsondheim) zu investieren, wäre es gescheiter, das Hallenbad zu sanieren. Dafür gab es großen Applaus im Saal. "Wunder gibt es immer wieder", sangen die Teens hoffnungsvoll.

Giovanni Lucia trat als Dschungelarzt Dr. Bob auf und suchte zusammen mit dem Insektenforscher nach Patienten im Publikum. Dabei bekam etwa ein Schmetterling Medizin verabreicht, die ihn bald in einen Willanzheimer "Kafer" verwandeln soll. Will Lutz kam als Opa Willi mit dem Rollator auf direktem Weg aus dem Altenbetreuungszentrum (ABZ). Beim ersten Helau fiel gleich das Gebiss heraus, das er praktischerweise aber an einer Schur befestigt hatte – schließlich sei das neulich im ABZ auch passiert und es habe gedauert, bis jeder wieder sein eigenes hatte.

Für Stimmung am Abend sorgten wieder Gerd Schmid und seine Band Let's Dance. Vom Paartanz bis zur Polonaise war alles geboten und kaum jemand blieb in den Tanzrunden sitzen. Für Begeisterung sorgte auch das Liebeslied auf Iphofen, das die Moderatoren nach der Melodie von "Westerland" sangen: "Mein Herz schlägt für Iphofen, der schönen Stadt im Frankenland", hieß es da und "Wir feiern heut Safari bis ins frühe Morgenlicht!"
Das letzte kräftige "Stücht Helau!" um Mitternacht auf der Bühne war sicher nicht das letzte dieser Ballnacht.