Jetzt nochmal in Ruhe und der Reihe nach: Es war vergangene Woche am 18. November, als das Städtische Museum Kitzingen das Fest „100 Jahre Zeppelin über Kitzingen“ feierte. Mit den illustren Ehrengästen Tatjana Gräfin Dönhoff, Großnichte der Zeit-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff, sowie Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin, Urenkel des Luftschiff-Erfinders Ferdinand Graf von Zeppelin.
Postkarte als Fotomontage
Anlass der Veranstaltung: Der 12. Oktober 1909, als ein Luftschiff über Kitzingen schwebte. Mit der Folge, dass es Zeitungsberichte und sogar eine eigene Postkarte von dem Ereignis gab. An dieser Stelle begannen die Überraschungen, die Luftschiff-Geschichte geriet zunehmend in Turbulenzen: Die Postkarte erwies sich laut Museumsleitung als Fälschung. Eine Fotomontage, den Zeppelin hatte es so über dem Kitzinger Marktplatz niemals gegeben.
Das stellte sich just an dem Festabend vor einer Woche heraus, als Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin den angeblichen Zeppelin von 1909 als das Luftschiff „Parseval“ enttarnte. Die geneigten Besucher durften lernen: Luftschiff ist nicht Luftschiff. Die „Parseval“ jedenfalls war ein gewöhnlicher Motorballon. Was sich daran erkennen lässt, dass Zeppeline metallene Stützkonstruktion im Inneren haben.
Es gab also ein Luftschiff über Kitzingen – aber eben kein Zeppelin. Was so allerdings auch wieder nicht ganz stimmt. Denn 30 Jahre später, 1939, ließ sich dann doch noch ein echter Zeppelin am Landkreis-Himmel blicken.
Der Kitzinger Hans Richard beispielsweise meldet sich im Zuge der Zeppelin-Diskussion zu Wort. Er erinnert sich, dass er als Kind am Galgenwasen stand und aufgeregt in die Luft schaute, weil alle Welt „Die Hindenburg kommt!“ rief. „Sehr niedrig“ sei das Schiff geflogen und „ein riesiger Apparat“ gewesen.
Was aus Segnitz bestätigt wird, wo Norbert Bischoff nach einem Blick ins Gemeindearchiv zu berichten weiß: „Das größte Luftschiff aller Zeiten, Graf Zeppelin II, das weiter entwickelte Schwesterschiff der Hindenburg, überquerte am 6. August 1939 auch Segnitz. Der Hobbyfotograf Adam Lauck hat dieses Ereignis mit seiner Plattenkamera festgehalten.“
16.20 Uhr über Kitzingen
Fündig wird man auch im Kitzinger Stadtarchiv. In alten Zeitungsbänden ist genau nachzulesen, dass die Graf Zeppelin II am Vormittag des 6. August 1939 in Frankfurt zu ihrer Fahrt quer durch Mainfranken gestartet war. Über Schweinfurt und Kitzingen gegen 16.20 Uhr ging es nach Würzburg, wo der Zeppelin um 17 Uhr landete.
Es war eine der letzten Fahrten: Nach dem Unglück der Hindenburg in Amerika wurde das Luftschiffprogramm eingestellt und die „Graf Zeppelin II“ im April 1949 abgewrackt. Überreste des letzen großen Luftschiffes können im Zeppelinmuseum in Friedrichshafen am Bodensee besichtigt werden.