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Iphofen: Deutsche und ihr Handtuch, Italiener und ihre Spaghetti: Ein Italiener erobert die fränkische Faschingsbühne

Iphofen

Deutsche und ihr Handtuch, Italiener und ihre Spaghetti: Ein Italiener erobert die fränkische Faschingsbühne

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    Ob das Raumschiff auch wirklich flugfähig ist, prüfte Gionni Kontrolletti alias Giovanni Lucia beim Iphöfer Stüchtball 2024. 
    Ob das Raumschiff auch wirklich flugfähig ist, prüfte Gionni Kontrolletti alias Giovanni Lucia beim Iphöfer Stüchtball 2024.  Foto: Regina Sterk

    Für närrisches Treiben war der gebürtige Italiener schon immer zu begeistern. "In Italien hat Fasching auch eine lange Tradition", erklärt Giovanni Lucia. Vor 20 Jahren – damals verstand er noch "kaum ein Wort Deutsch" – fand er sich dann zum ersten Mal auf dem Stüchtball in Iphofen wieder. Zwei Jahrzehnte später steht er selbst auf der Bühne – zum dritten Mal. Und die Iphöfer wollen ihn nicht mehr hergeben. 

    "Verstanden habe ich kaum etwas, aber ich war fasziniert von der Stimmung", erinnert sich Giovanni Lucia an seinen ersten Stüchtball. Mit seiner Iphöfer Frau, die er während ihres Erasmus-Aufenthalts in Italien kennengelernt hatte, und den Schwiegereltern saß er in den Zuschauerreihen. Und war entzückt.

    Giovanni Lucia war völlig "überwältigt": Im November 2024 erhält er sogar seinen ersten Faschingsorden. 
    Giovanni Lucia war völlig "überwältigt": Im November 2024 erhält er sogar seinen ersten Faschingsorden.  Foto: Julia Lucia

    "Die Menschen kommen zusammen, lachen und vergessen den Alltag", so sein Resümee. Und schon stand sein Entschluss fest: "Irgendwann mache ich mal beim Fasching mit." Das war für den Italiener aus Manduria, einer Stadt im Süden Italiens, klar. Nur wie?

    Eigentlich ein schüchterner Typ

    Lucia spielte mit verschiedenen Ideen. "Männer-Ballett schaffe ich nicht, dafür bin ich nicht fit genug", scherzt er. Eine Büttenrede zu halten, hielt er eigentlich auch für eine Herausforderung: Zu groß sei die Sprachbarriere. "Und ich bin eigentlich ein schüchterner Typ", fügt er augenzwinkernd an.

    Dann kam die Sache mit dem kalten Wasser. Vor drei Jahren überraschten die Iphöfer ihren italienischen Freund mit dem Angebot, beim Stüchtball 2023 mitzuwirken.

    "Schon allein die Vorstellung, vor so vielen Leuten auf der Bühne zu stehen, war beängstigend", berichtet Giovanni Lucia von seinen anfänglichen Zweifeln. Doch er sagte zu. Und schrieb eine Büttenrede. Beim Stüchtball 2023, an zweiter Stelle im Abendprogramm, war Lucia dran. 

    "Ich war total aufgeregt", erinnert sich der Familienvater. Aber einmal oben auf der Bühne – von Scheinwerfern beleuchtet –, habe er "die Masse an Leuten und ihre Gesichter gar nicht mehr gesehen". Und die Anspannung sei schnell verflogen.

    Deutsche Handtuch-Reservierer und italienische Spaghetti-Fresser

    Der Sprung ins kalte Wasser war ein voller Erfolg: Deutsche Urlauber und ihre Platzreservierung per Handtuch, seine Landsleute als "Spaghetti-Fresser": Seine erste Büttenrede, die humorvoll das deutsch-italienische Verhältnis auf die Schippe nahm, sei gut angekommen. "Die Leute hatten Spaß und ich auch", blickt der 49-Jährige zurück.

    Giovanni Lucia beim Stüchtball 2023: Ganz nach deutscher Manier liegt hinter ihm ein Handtuch auf der  Strandliege.
    Giovanni Lucia beim Stüchtball 2023: Ganz nach deutscher Manier liegt hinter ihm ein Handtuch auf der  Strandliege. Foto: Julia Lucia

    Beim Stüchtball 2024 prüfte Lucia als "Gionni Kontrolletti" die Flugtauglichkeit eines Raumschiffes. Die Büttenrede war ein Gemeinschaftsprojekt von Lucia und den Stücht-Moderatoren. Vor seinem zweiten Auftritt sei er "deutlich ruhiger" gewesen. 

    "Dieses Jahr ist es ein Level schwieriger: Ich reime"

    Giovanni Lucia

    Im dritten Jahr, zum Stüchtball 2025, hatte der 49-Jährige keine Zeit, einen eigenen Text zu verfassen. Die Iphöfer Faschingsnarren wollten Lucia trotzdem dabeihaben und sorgten für Abhilfe: Sie übernahmen die Ausarbeitung seines Programmpunktes. Lange wartete der Italiener gespannt auf seine Rolle, erst vor kurzem bekam er seinen Text erstmals zu Gesicht.

    "Dieses Jahr ist es ein Level schwieriger: Ich reime", erzählt Lucia lachend. Unter dem Motto des diesjährigen Faschings, "Safari", tritt er als Tropenarzt "Bob Moletti" auf und verarztet unter anderem Menschen mit Sitzfleischkrankheit. 

    Dabei sein und teilhaben: "Das erwärmt mein  Herz"

    Aufhören möchte er noch lange nicht damit, im Gegenteil: "Ich möchte noch viel mehr machen und auch außerhalb des Faschings mitwirken", sagt er. Dass man ihn so herzlich immer und überall mit einbindet, berührt den Italiener. Im November hatte man ihm – völlig überraschend – sogar einen Faschingsorden verliehen. "Niemals hätte ich damit gerechnet, ich war total überwältigt", sagt Lucia. "Das erwärmt mein Herz."

    "Irgendwann mache ich noch eine politische Rede", kündigt der Vater zweier Mädels an. Das gehöre schließlich zum Fasching dazu. "Vielleicht nächstes Jahr nach dieser Wahl." Ob politisch oder nicht: Giovanni Lucia will seine Iphöfer wieder herzhaft zum Lachen bringen.

    Iphöfer Stüchtball 2025Samstag, 22. Februar, und Rosenmontag, 3. März, ist jeweils ab 18.11 Uhr Einlass in der Karl-Knauf-Halle. Beginn ist je um 18.55 Uhr. Für den 3. März können noch (Rest)Karten in der Tourist-Information Iphofen gekauft werden. Quelle: Iphöfer Stücht

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