"Ich werde in Zukunft mit mehr Ehrfurcht darüber schreiten!" Stadtrat Manfred Paul sprach wohl vielen Räten aus der Seele, als er erkannt hatte, welch spannende Baugeschichte und welch lange Vergangenheit die Alte Mainbrücke in Kitzingen aufzuweisen hat. Herausgearbeitet hat das die Uni Zürich, die sich im Auftrag der Stadt mit dem Zustand und der Geschichte der Brücke beschäftigt hat.
Drei Vertreter der Universität berichteten dem Stadtrat kürzlich von ihren Erkenntnissen. Dabei wurde deutlich, dass die historische Flussüberquerung zu einer inzwischen seltenen Spezies von Steinbrücken in Deutschland gehört. Ihre Anfänge weisen weit ins 14. Jahrhundert zurück. Damals wurde wahrscheinlich eine Vorgängerbrücke aus Holz, die möglicherweise schon im 8. Jahrhundert existierte, durch den Steinbau ersetzt.
Eine markante Größenordnung erreichte die Brücke nach Anbauten im 16. Jahrhundert, die ein Torhaus, einen Turm am Etwashäuser Zugang und einen auf Kitzinger Seite beinhalteten sowie ein Zollhaus und ein öffentliches Toilettenhäuschen in der Mitte der Brücke.
Balthasar Neumann und Sohn haben neben und an der Kitzinger Mainbrücke gebaut

Ein Sohn Balthasar Neumanns hat das Bauwerk 1769 renoviert. Sein Vater hat die Kreuzkapelle am Brückenende in Etwashausen errichtet. Im Zuge der Industrialisierung nahm dann der Verkehr zu. In der Folge wurden die eindrucksvollen Aufbauten entfernt. Dafür wurde die Brücke 1891 verbreitert.
Zwei Sprengungen kurz vor Kriegsende beschädigten die Brücke zwar, zerstörten sie aber nicht ganz. Sie wurde 1946/47 wieder hergestellt. Etwa zehn Jahre später, 1955, wurden in der Mitte Bogen entnommen: ein Tribut an den Schifffahrtskanal und die größer gewordenen Schiffe. In diesem Zuge wurde auch die Fahrbahn erhöht.
So viel wie möglich von der historischen Bausubstanz erhalten
Spannend an dieser Baugeschichte ist, dass die Fachleute der Züricher Uni für jede Bau- und Veränderungsphase Nachweise an der Brücke gefunden haben, teils durch Steinmetzzeichen oder gar Jahreszahlen genau belegt. So gesehen ist das Denkmal ein lebendiges Stück Bau- und Stadtgeschichte.

Dass die Brücke nun saniert werden muss, haben die Experten allerdings ebenfalls zweifelsfrei festgestellt. Die Steine aus Kalkstein würden durch Wasser, das durch die undicht gewordene Fahrbahn eindringt, ausgespült. Es gebe Brüche, Risse und Pflanzenbewuchs – alles schadet dem Bauwerk auf Dauer.
Ob am Ende eine Erneuerung der Fahrbahn als Sanierungsmaßnahme genügt oder ob auch statische Probleme vorhanden sind, die größere Eingriffe erfordern, bleibt noch zu prüfen. Aus Sicht der Fachleute soll aber so viel wie möglich von der historischen Bausubstanz erhalten bleiben.