Die Saison für fränkische Erdbeeren hat begonnen – vorerst aus geschütztem Anbau. Wenn das Wetter mild bleibt und die Sonne scheint, "wird es in ein paar Wochen auch die ersten Freiland-Früchte geben", sagt Roland Zieracker, Beeren- und Spargelanbauer aus Prichsenstadt (Lkr. Kitzingen). Meist beginnt die Erdbeersaison in Franken Ende April und dauert bis Ende August, manchmal bis in den September.
Zum Saisonstart in Unterfranken das Wichtigste zu heimischen Erdbeeren und dem Anbau im Überblick.
Wie viel Erdbeeren werden gegessen und angebaut?
Erdbeeren sind nach Äpfeln das beliebteste Obst in Deutschland. Laut dem Konsumforschungsunternehmen GfK kaufte ein Haushalt im vergangenen Jahr durchschnittlich 4,34 Kilo Erdbeeren, mehr als die Hälfte davon aus Deutschland. In Bayern sind Erdbeeren die flächenmäßig größte Obstkultur. In Unterfranken produzieren etwa 50 Betriebe auf einer Gesamtfläche von 210 Hektar Erdbeeren, sagt Obstanbauberater Thomas Riehl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen-Würzburg.
Wie wachsen Erdbeeren in geschütztem Anbau?

Bis vor etwa 15 Jahren war die Saison für Erdbeeren relativ kurz. Das Wetter musste mitspielen, damit die Früchte auf den Feldern reif wurden. In den 1990er Jahre begannen Obstbauern Dämme anzulegen, in die sie die Pflanzen setzten, um sie anschließend mit Wandertunneln zu überdachen. Auch Roland Zieracker baut in Prichsenstadt Erdbeeren in fest installierten Tunneln an. Sie sind licht- und luftdurchlässig, bieten aber bei Frost, Regen oder Hagel genügend Schutz. "Beim Anbau im Freiland kommt es schon öfter vor, dass späte Fröste oder Starkregen zu einem erheblichen Ernteausfall oder zu schlechten Qualitäten führen", sagt der gelernte Gärtner.
Welche Vorteile hat der Anbau im Tunnel?
"Die Qualität der Tunnel-Erdbeeren ist enorm", sagt der 60-jährige Beerenanbauer. Durch den Schutz würden die Früchte kaum faulen, weil sich keine Nässe anstauen kann. Die Pflanzen würden seltener von Schädlingen befallen, sie müssten dementsprechend weniger gespritzt werden.

Wie viel kostet eine Schale Erdbeeren aus Unterfranken in diesem Jahr?
Zu Saisonbeginn sind heimische Erdbeeren immer etwas hochpreisiger, sagt Berater Thomas Riehl. Dies liege vor allem auch an den zusätzlichen Kosten der Produktion im Wandertunnel. "Es ist aber nur auf diese Weise möglich, regionale Erdbeeren bereits Ende April anbieten zu können." Eine 500-Gramm-Schale der roten Früchte kostet am Markt und auch ab Hof aktuell knapp unter 5 Euro. Im Jahr 2022 lag der Preis zur gleichen Zeit bei etwa 4,50 Euro.
Warum sind die Kosten für Erdbeeren gestiegen?
"Auch für die Landwirte sind alle Betriebsmittel in den letzten Jahren deutlich teurer geworden", erklärt Riehl. Zudem sei der Mindestlohn seit 2018 um mehr als 25 Prozent gestiegen. Zwölf Euro pro Stunde bekommen Helferinnen und Helfern aktuell.
Wie umweltfreundlich ist der Erdbeeranbau in Franken?
"Ohne Bewässerung geht im Erdbeeranbau wie in allen anderen Obstkulturen auch im trockenen Unterfranken gar nichts mehr", sagt Thomas Riehl. Der Betrieb von Roland Zieracker setzt auf wassersparende Tropfbewässerung, die Wasser und Nährstoffe direkt an die Wurzeln der Erdbeerpflanzen bringt. "Dabei bleibt das Blattwerk trocken, so dass der Entstehung von Pilzerkrankungen wie Mehltau oder Grauschimmel zuverlässig vorgebeugt wird", sagt Riehl.
Auf was muss man beim Pflücken von Erdbeeren beachten?
"Das Problem ist, dass viele Leute die Erdbeeren falsch pflücken und mit der ganzen Frucht runterreißen", sagt Zieracker. Sein Tipp: Am besten die Frucht gar nicht berühren, sonst gibt es Druckstellen. Löst man die Früchte kurz oberhalb ihrer dunkelgrünen Kelchblätter ab, würden auch die enthaltenen Vitamine länger erhalten bleiben.

Sind Erdbeeren aus Franken weniger mit Pestiziden belastet?
"Wir verzichten nicht komplett auf Pflanzenschutzmittel, aber wir brauchen im geschützten Anbau nur sehr wenig davon", erklärt Zieracker. Bei Erdbeeren aus dem Ausland sehe das anders aus, sagt die Chefredakteurin der Zeitschrift "Öko-Test", Kerstin Scheidecker: "Es gibt immer noch viel zu viele Erdbeeren, an denen bedenkliche Pestizide kleben. Genauso kritisch sehen wir aber auch die Umwelt- und Arbeitsbedingungen, die sich hinter diesen weit gereisten Erdbeeren verbergen. Manche Anbieter wollen hier keine Verantwortung übernehmen, obwohl die Frischeprodukte in ihren Regalen stehen und Geld in ihre Kasse bringen."

Wann sind Erdbeeren am besten?
"Erdbeeren sind frisch am besten", sagt Gärtner Roland Zieracker. "Nur reife Erdbeeren schmecken wirklich gut!", bekräftigt Riehl. Dann duften sie und sind aromatisch-süß. Im Idealfall sollten nur wenige Tage zwischen Ernte und Verzehr liegen.
Früherdbeeren aus dem Supermarkt kommen oft aus Spanien oder Marokko. Um nach Deutschland zu kommen, müssen sie rund 2500 Kilometer mit dem Lkw zurücklegen oder eingeflogen werden. Vorteil heimischer Ware: kurze Transportwege. Die Erdbeeren können voll ausgereift gepflückt werden und noch am selben Tag beim Kunden sein.
Was steckt in den Früchten?
Erdbeeren sind laut der Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ziemlich gesund: Schon beim Vitamin-C-Gehalt spielen sie mit rund 55 Milligramm pro 100 Gramm in der Liga von Zitronen und Orangen. Dazu kommen jede Menge Vitamin A, E und K sowie Jod, Magnesium, Eisen und Phosphor. Und kaum eine Frucht enthält der DGE zufolge so viel Folsäure wie Erdbeeren.