Sechs Hilfseinsätze mit insgesamt 55 Tagen im Ahrtal hat Daniel Stupac aus Sulzfeld hinter sich. Der 43-Jährige ist sicher, dass es dabei nicht bleiben wird. Denn nach lange nicht sind die Schäden, die das Hochwasser hinterließ, beseitigt. Im Interview blickt der gelernte Gas- und Wasserinstallateur auf seine bisherigen Erfahrungen zurück.
Frage: Was treibt Sie an, immer wieder ins Ahrtal zu fahren?
Daniel Stupac: Es fühlt sich einfach richtig an, etwas für die Menschen dort zu tun. Und man fühlt, dass von den Menschen, denen man hilft, auch etwas zurückkommt. Freundschaften entstehen mit den Menschen, die man dort kennenlernt. Ganz wichtig: das Ahrtal darf nicht vergessen werden. Deshalb werde ich wieder ins Ahrtal fahren. Zuletzt war ich vom 31. Juli bis zum 7. August dort. Ich wollte nicht schon wieder an meinem Geburtstag nicht in Sulzfeld sein.

Wie ist denn die Situation vor Ort nach über einem Jahr?
Stupac: Mitgeholfen habe ich in rund 15 Ortschaften von Schuld bis Sinzig. Die Arbeit dort ist noch längst nicht vorbei. Es gibt noch viel zu tun an vielen Häusern. Viel Betroffene sind auch mit der Situation überfordert. Es gibt Menschen, die seit über einem Jahr mit Schimmel an den Wänden leben. Es gibt neben dem Mangel an Baumaterialien auch einen extremen Handwerkermangel. Denn auch Firmen oder Handwerker selbst sind von der Flut getroffen worden. Da hilft Geld auch nichts, wenn es keine Handwerker gibt, die die Schäden reparieren. Deshalb gibt es auch die Plattform www.baut-mit-auf.de. Leider gibt es auch Firmen, die die Not der Leute ausnutzen.
Mit wem arbeiten Sie vor Ort zusammen?
Stupac: Mit Helfern, die genauso denken, wie ich. Zuletzt habe ich mich den Dachzeltnomaden angeschlossen, eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die den Betroffenen im Ahrtal hilft. Das Gemeinschaftsgefühl dort ist unbeschreiblich. Wir sind zu Leuten gefahren und beseitigten dort die vorhandenen Flutschäden. Das heißt, wir haben erst einmal den Putz oder die Fliesen von den Wänden gestemmt.

Was waren schlimme Erlebnisse für Sie?
Stupac: Ich habe jemanden in Dernau kennengelernt, der hatte etliche originalverpackte Bautrockner bei sich gehortet, statt sie mit andern zu teilen. Aber es sind vor allem die Geschichten von Menschen aus der Flutnacht, die belastend sind. Zum Beispiel die Geschichte von einem Mann, der noch schnell im Haus etwas holen wollt. Als er wieder herauskam, hatte die Flut das Auto mit seiner Familie weggerissen. Ich habe ja meinen Job gekündigt, um dort helfen zu können. Es hat geheißen, dass die, die das tun, von Bewerbungen freigestellt werden. Vom Jobcenter habe es dann geheißen, er solle sich dort unten arbeitslos melden und dort sein Geld bekommen. Das war eine richtig bittere Pille.
Was hat sie bei Ihren Einsätzen überrascht?
Stupac: Die tolle Einstellung vieler Menschen. Wie Frohnaturen. Es kommt ein Lachen, egal wie schlimm es eigentlich ist.