Der Iphöfer Stadtrat war wieder zu seinem jährlichen Waldgang unterwegs. Fachmännisch begleitet wurden die Räte dabei von den Stadtförstern Rainer Fell und Jörg Summa, den Forstsachverständigen Dieter Hüttlinger und Leonhard Bühl sowie Michael Grimm vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Im Vordergrund standen Ergebnisse der Waldinventur, die das Gesetz im Turnus von 20 Jahren vorsieht. Sie soll dem Stadtrat im Herbst grafisch vorgelegt werden und den Weg in den Wald der Zukunft weisen.
An vier Standorten wurden vorab Erfolge der Waldeinrichtung vorgestellt. In der Waldabteilung Rehberg ging es um die Verjüngung von Nadelholzbeständen in einem FFH-Schutzgebiet, in dem auch die Gelbbauchunke gesichtet wurde. 2002 gab es einen Nadelholzbestand, in dem Laubholz meist eingeengt hochkam. Mit der Baumwahl ist man relativ eingeschränkt. Bürgermeister Dieter Lenzer machte deutlich, dass die laufend ausgeführten Arbeiten zwar aufwendig, später aber von Vorteil seien.
Welche Bäume sind gegen den Klimawandel gewachsen?
Förster Fell sprach von Planungen für die nächsten 20 Jahre. Laut Hüttlinger sind die vergangenen 20 Jahre ausgezeichnet verlaufen. Es sei jedes Jahr nachgebessert worden und zeige, wie aufwendig Waldpflege ist, um Bäume gegen Konkurrenzvegetation aufzubauen. Nun gehe es um Jungbestandspflege und Bepflanzung mit Edellaubholz. Gegen den Klimawandel gebe es nicht viele Möglichkeiten, daher werde versucht, mit heimischen Baumarten so weit wie möglich zu kommen. Derzeit erholt sich der Wald von den Trockenphasen der letzten Jahre, benötigt dazu aber wohl zwei Jahre, wie Fell sagte.

Am Standort Hausberg wurde 2002 Eichenbestand mit zahlreichen Mischbaumarten vorgefunden. Aktuell stehen dort 60 bis 200 Jahre alte Eichen, teilweise mit Wertholzanteil und Wertholzerwartung in 50 bis 60 Jahren. Hainbuche und Erle wurden nachgepflanzt, ideale Bäume mit Blick auf den Klimawandel. Experte Bühl machte deutlich, dass die Bäume am Stamm zulegen müssten. Für Fell geht es hier vorrangig um eine dichte Krone und erst in zweiter Linie um Wertholz. Bei vielen Baumarten sei darauf zu achten, dass sie genügend Licht bekommen. Unter Umständen müsse man eingreifen.
Im Waldstück Schießgrund skizzierte Hüttlinger Folgen des Eschentriebsterbens. An manchen Bereichen könne noch gepflegt werden, andernorts müsse geerntet werden. Dennoch seien einige Eschen nach Fäule im Wurzelbereich nicht zu retten. In fast allen Gebieten komme die stark gefährdete Bechsteinfledermaus vor. Fell ergänzte, im Stadtwald gebe es teils gravierende Schäden, die viel Arbeit bedeuteten.
Die Roteiche wächst schnell, taugt aber nicht für Fässer
Der Standort Geiernester zeigte sich nach Auslese-Durchforstung durchgehend gepflegt und mit Schattlaubholz im Bestand. Bei derzeitigen Schaftlängen von sechs bis acht Metern stelle sich die Frage, wie hoch die Bäume werden sollen. Damit sich die Krone leichter ausbreite, müsse womöglich der Hiebsatz gesenkt werden. Bäume konkurrierten um Licht, ohne diese Konkurrenz wächst der Baum in die Breite. Am Beispiel der aus Amerika stammenden Roteiche zeigte Hüttlinger deren schnelles Wachstum auf; das Holz sei aber porig und für Fässer ungeeignet. Einzelne Roteichen im Bestand seien vorteilhaft.

Fell machte deutlich, dass die Zuwächse durch Trocken- und Hitzejahre nachlassen. Er setze auf Baumstärken von 60 Zentimetern und mehr bei einer Länge um acht Meter mit astfreiem Wuchs. Um Vorrat und Zuwachs zu erhalten, müsse möglicherweise der Hiebsatz gesenkt werden. Nadelholz habe keine Zukunft mehr.
Bühl bilanzierte für den Stadtwald 2577 Hektar Gesamtfläche: 2233 Hektar Holzboden, der Rest sind Wege, Lagerflächen und Parkplätze. 1228 Hektar entfallen auf Eiche, 102 Hektar auf Nadelhölzer, 278 Hektar auf Buche/Hainbuche, 182 Hektar auf Ahornarten und 99 Hektar auf andere Laubholzarten. Michael Grimm vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bescheinigte der Stadt eine sehr kompetente, strukturierte und erfolgreiche Waldbewirtschaftung, auch die Planungen könne man nicht besser machen. Der Stadtrat beschloss, für 2025 zwei neue Auszubildende im Forstbereich einzustellen.