Der amtierende Weltmeister im Bäckerhandwerk, Axel Schmitt, steckt permanent voller Ideen. Aktuell testet der prämierte Bäckermeister einen digitalen Brotverkaufsstand im Selbstbedienungsbereich des Edeka-Markts in Volkach – Neudeutsch: die "Smart Bakery Box". Schmitt ist in der Region mit mehreren Filialen vertreten.
Vor einiger Zeit hat ihn sein Bekannter Sebastian Wilfing vom Schweinfurter Informatikunternehmen Shop-IQ angesprochen: "Los! Du bist doch auch so ein verrückter Typ und für die Zukunft aufgeschlossen. Lass uns was ganz Verrücktes machen. Wir entwickeln die Zukunft des Bäckerhandwerkes!" Der 41-jährige Schmitt, dessen Firmensitz in Frankenwinheim liegt, war sofort dabei.
Künstliche Intelligenz überwacht den Verkauf

Heraus kam eine digitalisierte Backwaren-Verkaufseinheit mit vielen kleinen Fächern, auf denen das Sortiment angeboten wird. Das ist zunächst nichts Neues, doch wenn man einen tieferen Einblick bekommt, geradezu revolutionär. In jedem Fach ist Künstliche Intelligenz (KI) eingebaut, von der der Kunde überhaupt nichts merkt oder sieht. "Grob erklärt: Menschliches Denken wird auf den Computer übertragen, damit der selbständig agieren kann."
Schmitt gerät ins Schwärmen: "Über eine Waage weiß ich immer, wie viel Ware noch im Fach ist. Ich weiß auch immer, wie viel wann entnommen wurde und was fehlen wird. Das funktioniert durch Algorithmen, die vorausschauen und vorhersagen, welche Menge Brot zum Beispiel bis zum Ende des Tages gebraucht wird."
"So etwas gibt es im Moment nirgendwo."
Bäckermeister Axel Schmitt über sein digitales Pilotprojekt
Das System sagt auch voraus, "dass zum Beispiel das Baguette in zwei Stunden komplett verkauft sein wird". In die Prognosen fließen zum Beispiel Wetterbeobachtungen aus dem Netz und das aktuelle Kundenverhalten ein: "Ist an dem Tag sonniges Wetter, werden die Kunden wohl mehr Grillen und somit auch mehr Baguette kaufen", nennt Schmitt ein Beispiel. Also sagt der Computer: "Bäcker, du musst liefern! Und zwar spätestens in einer Stunde!"
Sogar das Wetter wird in die Verkaufsstrategie eingeplant

Sind die Wetterprognosen schlecht und sagen Regen und Kälte voraus, heißt es natürlich anders herum: "Produktion/Lieferung einstellen." Parallel dazu macht der Computer auch gleich die Tourplanung für den Fahrer und schreibt exakt den Warenbedarf. Ein optimierter Prozessablauf oder Workflow, wie es in der IT-Sprache heißt.

"Alles geht ohne Papier und Zeitverschwendung. Nichts wird mehr gedruckt. Die Meldungen gehen sofort raus: zu mir ins Büro, auf das Tablet der Produktion und das des Fahrers." Schmitt und Wilfing weisen immer wieder daraufhin, dass der Test in Volkach ein echtes Pilotprojekt ist, das jetzt erst einmal anläuft. Sie sind überzeugt: "So etwas gibt es im Moment nirgendwo."
Das Ziel der Beiden ist klar: Nachhaltigkeit und Ressourcen schonen. Am Ende des Tages soll nichts mehr weggeworfen werden müssen und es sollen auch keine Retouren mehr gefahren werden. Das spart Geld.
Auf die Frage, wie hoch die Kosten für das System sind, halten sich die Partner bedeckt. "Tausend Geld", sagt Schmitt schmunzelnd. "Der Schrank ist ein Prototyp. Wir sind erst am Anfang." Und auch in die Technik selbst lassen sie sich nur ungern schauen. Nur so viel: "Nach langem Suchen fanden wir in Österreich eine Firma, die die Selbstbedienungstheke nach unseren Vorstellungen konzipierte und herstellte."
3D-Brot-Drucker als nächstes Projekt

Warum der Test im Volkacher Lebensmittelmarkt läuft, beantwortet Schmitt so: "Auch hier hat Shop-IQ erst einmal verschiedene Orte und Objekte aus unserem Einzugsgebiet herausgesucht." Was sind die attraktivsten und am besten geeignete Standorte? Wie ist das Verhältnis Einheimische zu Touristen? Wie die Erreichbarkeit?
Viele Möglichkeiten wurden auf speziellen Programmen durchgespielt. Aufgrund seiner Strukturen wurde der Markt in Volkach ausgewählt. "Erst einmal", sagt Schmitt. "Weitere können folgen. Warten wir die Ergebnisse ab."

Das Unternehmen "digitaler Bäcker" hat noch gar nicht richtig angefangen, da schwirren in seinem Kopf schon neue Pläne herum. Ein "Food-Drucker". Damit gemeint ist ein 3D-Drucker, aus dem Brot entstehen könnte. Mit der Universität Hohenheim, die auf diesem Gebiet der IT spezialisiert ist, hat er dazu schon Kontakte. "Und der Laser backt dann das Produkt", sagt er voraus. Für verrückte Ideen ist Schmitt immer zu haben.