Seit Jahren liegt das Bahnhofsgebäude in Markt Einersheim im Dornröschenschlaf. Ohne den letzten verbliebenen Mieter wäre das Gebäude längst menschenleer. Im Dezember 2021 packte die Gemeinde die Gelegenheit beim Schopf und ersteigerte das Objekt bei einer Auktion in Berlin für 315.000 Euro. Vor geraumer Zeit beauftragte sie das Architekturbüro Walter Böhm mit einer Machbarkeitsstudie zur künftigen Nutzung. Jetzt liegt sie vor.

Für die mögliche Mischnutzung aus Wohnungen und Kleingewerbe taxierte Moritz Böhm die Kosten im Gemeinderat auf drei Millionen Euro. Das ist vorerst eine Hausnummer, denn entscheidend wird die Haltung der Regierung von Unterfranken sein, die vor allem als Zuschussgeberin ein gewichtiges Wort mitzureden hat. "Machen wir uns nichts vor: Ohne die Regierung als Zuschussgeber aus dem Programm zur Schaffung von Wohnraum, könnten wir uns das Projekt nicht leisten", machte Bürgermeister Herbert Volkamer deutlich.

Walter Böhm sprach von einer Mitteltragachse mit Treppenanlage, die sich durch alle drei Stockwerke ziehe und wesentlich sei. Der Denkmalschutz habe gefordert, diese Treppe zu erhalten. Der Bestand des Innenausbaus sei abgewirtschaftet. Deswegen müsse alles erneuert werden, auch wenn derzeit noch ein Mieter im Gebäude wohnt. Der Architekt riet dazu, das Dachgeschoss nicht auszubauen, denn dafür müsste die komplette Dachkonstruktion für viel Geld erneuert werden.

Das historische Gebäude biete tolle Ausblicke, werde gut von der Sonne beschienen und habe durch die Raumhöhe von 3,40 Meter im zweiten Obergeschoss stattliche Ausmaße. Für das Erdgeschoss riet Moritz Böhm zu einer gewerblichen Nutzung. In den Obergeschossen sind an beiden Giebelseiten wegen des Brandschutzes Balkone vorgesehen.
Für besseren Lärmschutz müssen neue Fenster eingebaut werden
Wichtig waren zuletzt mehrere Gutachten für das 1863 erbaute Bahnhofsgebäude. "Die Statik war am Limit ausgelegt worden", erklärte Moritz Böhm. Deshalb sei es nötig, eine Holzdecke mit einer Betondecke zu kombinieren. Das Schallschutzgutachten befasste sich mit den Emissionen des Zugverkehrs. Um dem Lärmschutz gerecht zu werden, müssten Kastenfenster eingebaut werden.

"Der dickste Brocken war das Erschütterungsgutachten", sagte Moritz Böhm. Aber die kombinierte Holz-Beton-Decke entspreche der Norm im ersten Obergeschoss. Als deutlich stärker erweise sich die gefühlte Erschütterung im zweiten Obergeschoss. Daher könnte eine Schallschutzwand zu den Gleisen hin erforderlich werden.
Zum Brandschutz gab Walter Böhm zu bedenken, dass die Anforderungen im ersten Obergeschoss durch Anleitern der Feuerwehr an der Außenfassade einzuhalten sind und dieser Faktor für das zweite Obergeschoss nur schwer zu erreichen sei.
Mit der Regierung will man noch in diesem Jahr sprechen
Das Gebäude hat eine Nutzfläche von 380 Quadratmetern und ist mit 4347 Kubikmetern umbautem Raum laut Planer "ein richtiger Koloss". Moritz Böhm war der Ansicht, dass noch Potenzial zum Abspecken vorhanden sei. Entscheidend sei, was die Regierung verlange. Leo Eckert, der Geschäftsführende Beamte der VG Iphofen, informierte, dass die Städtebauförderung die Machbarkeitsstudie mit 50 Prozent fördere. "Mein Wunsch wäre, dass wir nochmals zur Regierung fahren, um alles abzuklären."
Der Bürgermeister sagt: "Wir wollen heuer noch einen Termin bei der Regierung. Vielleicht gibt es ja noch ein Weihnachtsgeschenk."