Türen oder Stoßfänger sind eingedellt, der Lack ist zerkratzt und der Innenraum vermüllt: Die vier Autos, die dicht an dicht in einer öffentlichen Parkbucht im Dettelbacher Mainfrankenpark stehen, haben ihre besten Tage hinter sich. Seit Wochen, wenn nicht Monaten, gammeln sie vor sich hin, ohne dass sich die Besitzer ihrer angenommen hätten. Vor den Türen wächst kniehoch das Unkraut, an den Scheiben schält sich das Moos.
Schrottreife Fahrzeuge findet man mittlerweile an vielen Orten: in Wohngebieten, vor Supermärkten, auf Pendlerparkplätzen. Aber in diesem Fall stehen sie nur einen Steinwurf von einer Polizeiwache entfernt, womit man schnurstracks bei der Frage wäre: Wie kann das sein? Gibt es überhaupt noch eine Lösung für diese zunehmenden Fälle illegaler Müllentsorgung, wenn die Unsitte nun schon unter den Augen der Polizei einreißt?

Die Verkehrspolizeiinspektion Würzburg-Biebelried hat ihren Sitz auf einem ehemaligen Militärgelände im Mainfrankenpark. Man könnte auch sagen: in strategisch günstiger Lage. Denn von hier aus ist es nicht nur ein Katzensprung auf die B8 und die B22, sondern man ist auch in Windeseile auf der A3 und der A7. Das Biebelrieder Kreuz liegt quasi vor der Tür.

Eine schmale Einbahnstraße führt bis vor den Eingang der Wache, direkt gegenüber befindet sich ein öffentlicher Parkstreifen. Dort stehen dicht hintereinander die vier Rostlauben: ein signalroter Ford Galaxy mit Kleidung auf den Sitzen, ein grauer Opel Astra mit einer Reparaturrechnung über 360,64 Euro auf der Hutablage, ausgestellt am 5. Oktober 2024, ein blauer Seat Alhambra und ein silbergrauer Peugeot 307 mit Bettzeug auf der Rückbank. Flüssigkeiten verliert augenscheinlich keiner der Wagen, alle Scheiben sind intakt.

Ortstermin an einem Montagvormittag. Drückt man den Klingelknopf der Polizei, öffnet sich das vergitterte Tor und man steht kurz darauf mit einem freundlichen Beamten auf dem Hof der Inspektion. Ein Dutzend Fahrzeuge sind hier abgestellt, vom hochwertigen 5er-BMW bis zum zerbeulten Ford Fiesta. Alles sichergestellte Fahrzeuge, die im Zusammenhang mit einer Straftat stehen, wie der Beamte erklärt. Anders verhält es sich mit den vier Autos vor dem Tor. Auch deren Fahrer habe man auf der Autobahn aufgegriffen und mit auf die Dienststelle gebeten, weil es ein Problem gab: keine Versicherung, unklare Papiere.
Von der Polizei sind die Fahrzeuge nicht sichergestellt
Die Fahrer mussten ihre Autos stehen lassen und sehen, wie sie nach Hause kommen. Hatten sie nach Tagen oder Wochen die Formalitäten geklärt, konnten sie ihre Fahrzeuge wieder abholen. Polizeilich sichergestellt waren diese nicht. Drei der vier Wagen tragen polnische Kennzeichen, zwei einen Aufkleber mit der behördlichen Aufforderung, sie aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Doch auch hier ist Papier geduldig.

Bis gehandelt und abgeschleppt werden kann, muss eine mehrwöchige Frist verstreichen. Die Besitzer werden angeschrieben und aufgefordert, ihre Fahrzeuge abzuholen. Im aktuellen Fall hat die Polizei ja die Adressen und gibt sie auf Nachfrage an die Stadt Dettelbach weiter, auf deren Fläche die Autos stehen.

Mitunter kommt es vor, dass Einschreiben nicht zugestellt werden können, dann muss die Sache über einen öffentlichen Aushang geregelt werden. Oft reagieren die Angeschriebenen auch gar nicht. Das alles kostet Zeit und erklärt, warum die Fahrzeuge – sofern sie keine akute Gefährdung oder ein Hindernis darstellen – mitunter so lange stehen bleiben.
Im Dettelbacher Rathaus heißt es auf Nachfrage lediglich, der Vorgang sei bekannt. Dort hat man Erfahrung mit abgestellten Gefährten. Schon seit Jahren steht im Industriegebiet Ost ein scheinbar herrenloser Siloanhänger. Gekümmert hat sich um ihn bislang niemand.