„Hilflose Person im Main“ – mit diesem Stichwort löst die Rettungsleitstelle den Alarm aus. Eine Aufgabe für das Drohnenteam des BRK-Kreisverbandes – und eine Übung. Auch wenn schon viele Einsätzkräfte diese Situation in Wirklichkeit erfahren haben. In Zukunft bekommen sie Unterstützung aus der Luft.
Erst seit kurzem gibt es die Einheit, die inzwischen schon mehrere Einsätze hinter sich hat. Im Landkreis Kitzingen ist das Drohnenteam, das seinen Standort in Volkach bei der Rotkreuz-Bereitschaft gefunden hat, das erste seiner Art. Nur vereinzelt gibt es solche Gruppen in Unterfranken. Volkach ist deswegen der Standort, weil dort schon seit Jahren ein für den gesamten Landkreis zuständiges Sanitäts-Einsatzleitfahrzeug stationiert ist und neben dem Personal die nötige technische wie digitale Ausrüstung besitzt.
Wenige Minuten nach dem Alarm erreicht das BRK-Fahrzeug, besetzt mit vier Mann, den Main an der angenommenen Unfallstelle. Im Fahrzeug dabei: die Drohne. „Für jeden Drohneneinsatz benötigen wir einen Piloten, einen Assistenten – Spotter genannt – und zwei Mann als Besatzung für das Einsatzleitfahrzeug“, erklärt Kreisgeschäftsführer Harald Erhard. Pilot Andreas Patzelt hat mit seinem Assistenten Nicolai Kirleis die Drohne in wenigen Minuten startfertig gemacht.
Roland Erhard und Sebastian Kreuzer fahren derweil im Leitfahrzeug die Computer hoch und stellen eine Verbindung zu den anderen fiktiven Einsatzkräften und der Drohne her. Währenddessen startet der Pilot. Keine zehn Minuten sind seit der Alarmierung vergangen. „Beim Fliegen der Drohne sind wir immer zu zweit“, sagt Patzelt. „Der Spotter beobachtet ständig die Drohne und die Umgebung des Flugfeldes und hält Funkkontakt zur Einsatzleitung. So kann sich der Pilot voll aufs Fliegen konzentrieren.“
Die Drohne schwebt langsam am Mainufer entlang und sendet dabei Bilder an die Einsatzleitung. Im Ernstfall könnte Roland Erhard andere Kräfte wie Feuerwehr oder Wasserwacht an verdächtige Stellen hinlotsen. Patzelt und derzeit zwei weitere Kameraden haben eine mehrwöchige Trainingszeit mit der Drohne hinter sich. Sie wurden dabei von einem Profipiloten unterstützt, der im Modellbauclub Volkach unter anderem Wettbewerbe mit Drohnen fliegt. Die Grundlagen gab es bei einer Herstellereinweisung.
Derzeit wird landesweit an einer einheitlichen Ausbildungsrichtlinie gearbeitet, die circa 64 Ausbildungsstunden anvisiert. Das Volkacher Drohnenteam war eigentlich noch gar nicht richtig im Dienst, als es schon zu Einsätzen angefordert wurde. So unterstützten sie die Feuerwehr Mitte April bei einem Brand in Euerfeld. „Die Drohne ist zusätzlich mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet, die Glutnester erkennen kann“, sagt Patzelt, der dann gezielt die Feuerwehr auf einzelne Gefahrenstellen hingewiesen hatte.
Das Auge der Einsatzleitung
Auch bei einer nächtlichen Vermisstensuche im Würzburger Stadtgebiet wurde das Drohnenteam schon alarmiert. Der Vermisste wurde zusammen mit anderen Rettungseinheiten wohlauf gefunden. „Ein Einsatz, der uns alles abverlangt hat“, sagt Patzelt. Zwar habe die Drohne auch eine Infrarotkamera, womit man nachts sehen kann, „aber das bildschirmunterstützte Fliegen ist eben doch was ganz anderes“, erklärt der Pilot. Und Rotkreuzchef Erhard fasst zusammen: „Die Drohne ist das Auge der Einsatzleitung.“