Waren es am Anfang der Corona-Pandemie Klopapier und Hefe, sind es mit dem Ukraine-Krieg Mehl und Öl. In vielen Geschäften gibt es kein Mehl mehr und auch im Mühlenladen der Gründleinsmühle in Obervolkach wurde in den vergangenen Tagen viel Mehl verkauft. "Es ist kein Hamstern, aber der Verkauf ist extrem nach oben gegangen", erklärt Geschäftsführer Jürgen Englert und stellt klar: "Die Versorgung ist gesichert. Es muss keiner Panik haben."

Sicher ist aber auch, dass die Preise steigen werden – auch für die Gründleinsmühle, die ihr Getreide aus der Region bezieht. "Wir müssen uns auf höhere Preise einstellen", sagt Englert. Grund dafür ist nicht nur das fehlende Getreide aus der Ukraine, sondern auch wie Englert es sagt "der Wettbewerb der Früchte auf dem Feld". Die Landwirte bauen das an, was lukrativ ist und im Moment gehe der Trend stark zu Pflanzen für die vegane Ernährung. Zusätzlich spiele auch die Spekulation auf dem Weltmarkt eine Rolle. "Für die Entwicklungsländer sind die steigenden Preise ein richtiges Problem", erklärt Englert.

Der Mehl-Engpass in den deutschen Regalen ist ein Verteilungsproblem. Laut Englert werden gerade mal acht Prozent des Mehls in Deutschland in Kleinpackungen gefühlt. Und die Abfüllanlagen sind im Moment an der Grenze. "Aber trotzdem braucht sich keiner Sorgen machen", betont Englert noch einmal: "Es ist genügend Mehl da."
Weizenpreis hat sich fast verdoppelt
Neben der Gründleinsmühle wird im Landkreis Kitzingen noch in der Volkacher Schaubmühle und in der Willanzheimer Hagenmühle Mehl gemahlen. Michael Pfannes von der Hagenmühle bewertet die Situation wie Englert. "Die Leute kaufen das Dreifache von dem, was sie sonst kaufen", sagt er. "Was aber nicht heißt, dass sie es auch brauchen." 25-Kilo-Säcke schleppen manche aus dem Hofladen. Im Moment sei er Tag und Nacht damit beschäftigt, Mehl abzufüllen.

Etwa drei Tonnen Getreide mahlt er in der Woche. Die Körner bezieht er direkt von Landwirten aus der Region. Bei den steigenden Preisen – Pfannes sagt, innerhalb eines Jahres habe sich der Weizenpreis fast verdoppelt – ist es sein Glück, dass er nicht den Handelspreis bezahlen muss. Trotzdem wird es auch für ihn und für die Kunden teurer. "Die Preise steigen definitiv", sagt Pfannes und weist wie seine Kollegen darauf hin, dass es genügend Mehl gebe.
Mehr Nachfrage als am Anfang der Corona-Pandemie
Der dritte Müller im Bunde ist Ludwig Lippert. Ruft man im Mühlenladen der Schaubmühle an, geht lange keiner ans Telefon: zu viel los. Die Leute stehen Schlange bis in den Hof. Selbst am Anfang der Corona-Pandemie war die Nachfrage nicht so groß. Lippert kommt mit dem Mahlen nicht nach.
Deswegen hat er jetzt auch an drei Nachmittagen den Laden geschlossen. "Die Leute kaufen die doppelte, dreifache Menge", sagt der Müller. "Deswegen haben wir einen Engpass – Getreide gibt es in Deutschland genug." Viel Zeit zum Reden hat er nicht. Er muss mahlen.