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Wiesentheid: Ehrenamt statt bezahlter Hilfe: Wenn Omas und Mütter im Kindergarten zu Alltagsengeln werden müssen

Wiesentheid

Ehrenamt statt bezahlter Hilfe: Wenn Omas und Mütter im Kindergarten zu Alltagsengeln werden müssen

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    Die Alltagsengel im Wiesentheider Kindergarten St. Mauritius unterstützen mittags das Personal und räumen auch mal die Spülmaschine ein und aus.
    Die Alltagsengel im Wiesentheider Kindergarten St. Mauritius unterstützen mittags das Personal und räumen auch mal die Spülmaschine ein und aus. Foto: Christin Klose (Symbolbild)

    Die Suche nach "Alltagsengel" verlief erfolgreich beim Wiesentheider Kindergarten St. Mauritius. Nach diesen hatte dieser Tage der Träger der Einrichtungen, der ElisabethenHeim-Verein zusammen mit dem Elternbeirat des Hauses per Aufruf an die Eltern und mit einem Beitrag im Mitteilungsblatt der Gemeinde gesucht.

    Das Ergebnis: Es meldeten sich tatsächlich zehn Personen. Darunter seien Seniorinnen, Omas der Kinder, wie auch Mütter, die zur Mittagszeit von 12.30 Uhr bis circa 14 Uhr mithelfen. Freiwillig und unentgeltlich. Die ersten Tage sind absolviert. "Es funktioniert sehr gut. Wir haben nicht erwartet, dass es so ein Erfolgsmodell wird", fasste Simon Kuttenkeuler vom Trägerverein den Start des Versuchs zusammen. Die dritte Bürgermeisterin der Marktgemeinde, Helma Schug, hatte ihre Kontakte zur in Wiesentheid bestehenden Freiwilligen-Initiative "Zeit füreinander"eingebracht.

    Die Wiesentheider Alltagsengel brauchen keine Flügel

    Im Wiesentheider Kindergarten St. Mauritius helfen ehrenamtlich Mütter und Omas mit.
    Im Wiesentheider Kindergarten St. Mauritius helfen ehrenamtlich Mütter und Omas mit. Foto: Andreas Stöckinger

    Die Beschreibung, was von den Alltagsengeln gewünscht wird, las sich himmlisch. Sie benötigten keine Flügel, sollen aber künftig zur Mittagszeit stundenweise in der Kita ehrenamtlich helfen. Täglich werden in der größten der aktuell vier Betreuungseinrichtungen Wiesentheids mit mehr als 100 Kindern rund 40 Mittagessen ausgegeben.

    Etwas detaillierter und sehr charmant waren die Voraussetzungen für Bewerber formuliert. Gefragt sei eine Hilfe, damit die "kleinen Engel im Kindergarten", so der Flyer, beim Mittagessen ein wenig unterstützt würden. Als helfende Hand in der Küche sei der Einsatz gedacht, etwa beim Abräumen, Putzen oder Spülen. "Wenn Sie Kinder mögen, keine Flügel haben, aber dafür die Spülmaschine bedienen können und sich ehrenamtlich einbringen möchten", dann könne man sich gerne melden.

    Erst wird der Aushilfskraft gekündigt, dann werden Helfer gesucht

    An einem Tag in der Woche solle man unterstützen und der Kita "Glücksmomente" schenken. Als Lohn bekomme ein Alltagsengel eine fröhliche Atmosphäre, strahlende Kinderaugen, viel Dankbarkeit und Wertschätzung.

    Über den Aufruf hatten sich manche Eltern gewundert. Erst vor einigen Wochen sei in der Kita einer Aushilfskraft gekündigt worden, die mittags geringfügig angestellt gewesen sei. Die Kita sei Vergleich zu umliegenden Einrichtungen teurer, da sollte eine Finanzierung einer Küchenhilfe möglich sein, meinte ein Elternteil, der nicht namentlich genannt werden möchte.

    Während der Mittagszeit helfen die Wiesentheider Alltagsengel im Kindergarten aus.
    Während der Mittagszeit helfen die Wiesentheider Alltagsengel im Kindergarten aus. Foto: Franziska Sauer (Symbolbild)

    Auf Nachfrage dazu nannten Trägerverein und Leitung verschiedene Gründe. Ein Aspekt sei natürlich auch, dass der Träger gemeinsam mit dem Markt Wiesentheid Geld bei seinen Kitas einsparen möchte. So musste die Kommune für das Jahr 2022 das zuletzt steigende Defizit der Wiesentheider Einrichtungen in Höhe von 250.000 Euro ausgleichen. Mit den Engeln ließen sich laut dem Geschäftsführer des Trägervereins, Simon Kuttenkeuler, rund 18.000 Euro sparen.

    Kosten für bezahlte Kräfte müssen die Eltern tragen

    Geschäftsführer Kuttenkeuler erläuterte, dass es immer schwieriger sei, Personal für solche geringfügige Tätigkeit zu finden, zumal die Arbeitszeit unter Mittag ist. Die Kosten für eine Stelle hätte man auf die Beiträge der Eltern umlegen müssen. Das, fügt Gesamtleiterin Ulrike Schwanfelder an, sei kompliziert, weil nicht alle Kinder im Hort essen und man das nicht so leicht auf alle berechnen könne. Es sei auch nicht ideal, dass das erzieherische Personal die Küchentätigkeit mit übernehme, zumal es ja auch Mittagspause habe.

    Beim Einsatz der Engel sieht Geschäftsführer Kuttenkeuler die soziale Komponente als einen weiteren Gewinn. Man verbinde im Hort mehrere Generationen. Omas der Kinder machten den Job gerne, auch bei den Kleinen kommen die Alltagsengel gut an. Die aus der Not entstandene Idee mit den freiwilligen Aushilfen könnte, so Kuttenkeuler, in Zukunft durchaus ein Modell für andere Kitas sein. Erst recht nach dem positiven Start.

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