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LAUB: Ein Paradies für Oldtimer

LAUB

Ein Paradies für Oldtimer

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    Erste große Autoliebe: Der Opel Kapitän, Baujahr 1958, hat es Rainer Kienberger schon als Kfz-Lehrling angetan. 1971 kaufte er den Wagen, restaurierte ihn elf Jahre später gründlich und möchte ihn nie mehr hergeben.
    Erste große Autoliebe: Der Opel Kapitän, Baujahr 1958, hat es Rainer Kienberger schon als Kfz-Lehrling angetan. 1971 kaufte er den Wagen, restaurierte ihn elf Jahre später gründlich und möchte ihn nie mehr hergeben. Foto: Alle Fotos: Hartmut Hess

    Laub ist ein kleiner, unscheinbarer Stadtteil von Prichsenstadt, doch birgt der knapp-300-Einwohner-Ort eine große Schatztruhe in seinen Mauern. Denn Hans-Rainer Kienberger hat sich dort mit seinem Oldtimer-Museum einen Traum verwirklicht und präsentiert „Zungenschnalzer“ der Automobil-Geschichte sowie viele weitere Exponate aus vergangenen Zeiten.

    „Ich bleib mit Kitzingen verbunden“

    Der Oldtimer-Liebhaber ist wie seine Frau Christine Kienberger ein gebürtiger Kitzinger und „irgendwie bleib' ich ewig mit Kitzingen verbunden“, sagt der Rentner, als sein Blick über ein Emaille-Schild vom Lebensmittelgeschäft Meyer oder ein von Richard Rother gemaltes Plakat des einstigen Autohauses von Nikolaus Weber schweift.

    „Der Ursprung meines Oldtimer-Faible lag in meinem ersten Lehrjahr“, verrät der 65-Jährige. Damals, 1965, hat Hans-Rainer Kienberger seine Lehre als Kfz-Mechaniker beim Opel-Autohaus Kerschensteiner in Kitzingen begonnen – und sich in einen Opel Kapitän verguckt. Der Wagen wurde seine automobile Liebe, die er sich 1971 schließlich kaufte und fünf Jahre lang fuhr. Danach fristete der Opel jahrelang einen Dornröschenschlaf in einer alten Scheune – bis 1982.

    1979 Sprung in die Selbstständigkeit

    Nach seiner Lehrzeit bei Kerschensteiner war Kienberger acht Jahre bei Mercedes-Iglhaut beschäftigt gewesen. Nach der Meisterprüfung 1979 wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. Er bekam die Alte Schule in Laub zum Kauf angeboten und erwarb das Gebäude als Wohnhaus. In zwei Garagen begann er Fahrzeuge zu reparieren und eröffnete 1982 seinen Werkstatt-Neubau am westlichen Ortsrand. Im selben Jahr restaurierte er den Opel Kapitän von Grund auf und machte ihn zu einem hellblauen Schmuckstück auf vier Rädern. „Das ist ein Auto, das mich hoffentlich nie verlässt“, sagt Kienberger, der in Kennerkreisen im Landkreis Kitzingen auch respektvoll „Oldtimerpapst“ genannt wird.

    Jedes Auto hat eine eigene Geschichte

    Im Laufe der Jahre kaufte er sich weitere Oldtimer, wie einen Ford A, ein DKW-Schnauferle mit Holzkarosserie, einen BMW 600, einen Opel Rekord B1, einen Volvo 444, einen 190er-Daimler oder einen P70, dem ersten in der DDR noch vor dem Trabi produzierten Fahrzeug. Jeder der Oldtimer hat für Hans-Rainer Kienberger seine eigene Geschichte, die er gerne erzählt, wenn Interessierte sein Oldtimer-Museum besuchen.

    1994 war das Jahr, in dem er sein privates Museum für seine automobilen Lieblinge realisierte und sie dort seither – wie ein Juwelier seine Diamanten – präsentiert. „Andere kaufen sich Eigentumswohnungen, ich habe mir lieber weitere Oldtimer geleistet“, spricht der Lauber die Prioritäten an, die er sich gesetzt hat. „Diesen Ansaldo mit Baujahr 1923 hat mir einst der als 'der fröhliche Hans' bekannte Hans Fröhling aus Stegaurach vermacht“, erzählt Kienberger über eine Rarität mit von Michelin speziell angefertigten Holzspeichenrädern.

    Von Autos als Statussymbol hält er nichts

    Weit neuzeitlicher wirken der über 40 Jahre alte Fiat 500 und der ebenfalls rot lackierte VW Käfer Cabrio, der 1971 vom Band gelaufen war. „Ich liebe meine Autos und habe meinen Spaß daran“, sagt der Lauber, der nicht viel davon hält, wenn man sich ein Auto nur als Statussymbol oder Objekt des Zeitgeistes kauft.

    Im Kellergeschoss unter der Auto-Kienberger-Werkstatt hat er sich sein großes Oldtimer-Reich eingerichtet mit jeweils 200 Quadratmetern für das Museum, die Oldtimerwerkstatt und den Lagerraum mit Ersatzteilen. Im Museum gibt es Zapfsäulen, handbetriebene Mischgeräte für Benzingemisch, Parkuhren und allerlei andere Relikte zu entdecken, die jüngere Leute häufig nicht mehr kennen.

    Kreativ war der 65-Jährige seit jeher, was auch die Riege seiner Werbefahrzeuge offenbart. „Das war mein erstes Werbefahrzeug aus dem Baujahr 1967, das ich aufgebaut habe“, erzählt der (Un-)Ruheständler über das feuerrote Goggomobil. Ein weiterer Hingucker wurde später ein historischer Opel-Abschleppwagen, den er in hellblauer Farbe lackierte – wie seinen Opel Kapitän

    Rentnerbänkle im Kapitän

    Originell ist auch Kienbergers „Rentnerbänkle“: eine Ledercouch, die er in das Hinterteil eines Opel Kapitäns einbaute. Viele weitere Exponate, darunter Modellbauautos, Plakate, Emaille-Schilder von Zündkerzenherstellern, mehrere Jukeboxen und ein historisches Kinder-Feuerwehrauto machen das Museum sehenswert und für Hans-Rainer Kienberger lebenswert.

    Auch ein viereckiger Kasten durfte Einzug ins Museum halten. Er hat zwar mit Automobilen nichts zu tun, aber mit Kienbergers Geburtsstadt Kitzingen. „Das ist die erste Fotokamera, die das Fotogeschäft Starz hatte“, stellt der Oldtimer-Experte das Unikum vor, das zwischen den Autos Platz gefunden hat.

    Auch in den Urlaub mit dem Oldtimer

    Kienbergers Frau Christine ließ ihrem Mann jeglichen Freiraum für sein Hobby und begleitete ihn oft. Jahrzehntelang gingen sie zusammen auf große Opel-Treffen, polierte sie seine Schnauferli oder düste mit ihm über den Brenner oder den Großglockner in den Urlaub – natürlich im Oldtimer, etwa dem Opel Kapitän samt passendem Wohnwagen. Hans-Rainer Kienberger nahm pro Jahr an rund zehn Oldtimer-Rallyes teil, wovon viele Trophäen in seinen Vitrinen zeugen. Er war einer der Initiatoren der Kesselring-Oldtimer-Ausfahrt des AMC Kitzingen, die 1982 ihre Premiere erlebte und zuletzt 2014 organisiert wurde. In den 1970er-Jahren initiierte er einen privaten Oldtimer-Stammtisch, ehe er später dafür warb, diese Treffen unter dem Dach des AMC Kitzingen auszurufen.

    Autowerkstatt an Sohn Kristian übergeben

    Mit 50 Jahren hat er seine Autowerkstatt mit Reifenhandel an seinen Sohn Kristian übergeben. Den Oldtimern blieb er treu und werkelte von 2001 bis 2015 auf eigene Rechnung in seiner Werkstatt. „Ich habe und hatte immer Spaß an meinen Oldtimern“, betont der Rentner, der aber Realist genug ist, um zu wissen, dass auch diese Liebe endlich ist. Denn sein Sohn führt zwar die Autowerkstatt erfolgreich weiter, aber mit Oldtimern hat er nichts am Hut. Deshalb ist sich Hans-Rainer Kienberger bewusst, dass der Tag kommen wird, an dem er seine automobilen Kostbarkeiten verkaufen wird – nur seinen Opel Kapitän, den möchte er nie mehr hergeben.

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