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LANDKREIS KT: Ein Platz an der Sonne

LANDKREIS KT

Ein Platz an der Sonne

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    Sonnige Zeiten: Wilhelm und Uwe Pfeiffer (Ölmühle), Alfred Hackenberg und Oliver Hirsch (Edeka), Herbert Pfriem (Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft Kitzingen), Tobias Kind (Firma Pioneer), Wolfgang Preißinger (Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft Schwarzenau), Gerd Düll (Bereichsleiter Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten), Bastian Theis (Dako AG Wiesentheid) und Rudolf Schaller (Geschäftsführer Erzeugergemeinschaft) freuen sich über die vielen guten Eigenschaften der High-Oleic-Sonnenblume.
    Sonnige Zeiten: Wilhelm und Uwe Pfeiffer (Ölmühle), Alfred Hackenberg und Oliver Hirsch (Edeka), Herbert Pfriem (Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft Kitzingen), Tobias Kind (Firma Pioneer), Wolfgang Preißinger (Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft Schwarzenau), Gerd Düll (Bereichsleiter Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten), Bastian Theis (Dako AG Wiesentheid) und Rudolf Schaller (Geschäftsführer Erzeugergemeinschaft) freuen sich über die vielen guten Eigenschaften der High-Oleic-Sonnenblume. Foto: Foto: Diana fuchs

    Zehn Männer waten durch ein Sonnenblumenfeld. Sie strahlen fast so schön wie die goldgelben Blüten. Allem Anschein nach wächst da etwas ganz Besonderes.

    Herbert Pfriem und Rudolf Schaller haben zum Pressetermin im Grünen eingeladen. Oder besser im Gelben: an den Sonnenblumenacker am Rüdenhäuser Ortsrand. Der Vorsitzende und der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Kitzingen (EG) wollen hier ein Multitalent vorstellen, das nicht nur gut aussieht, sondern es auch in sich hat: die High-Oleic-Sonnenblume.

    Deren Name ist Programm: Ihr Gehalt an Ölsäure (Oleic) ist einzigartig hoch – und einzigartig in der Zusammensetzung der ungesättigten Fettsäuren. Das macht sie zum gefragten Öllieferanten für die technische, chemische und kosmetische Industrie. Und außerdem zu einem Back-, Brat- und Frittieröl, das hohen Temperaturen Stand hält, ohne schädliche Stoffe zu bilden.

    Damit ein hochwertiges, sortenreines Öl entsteht, muss auf dem Feld, in der Ölpresse und beim Vermarkter Hand in Hand gearbeitet werden. So pressen Uwe und Wilhelm Pfeiffer in ihrer Rüdenhäuser Mühle zwischen November und Mai ausschließlich HO-Sonnenblumenkerne – und zwar kalt, bei 30 bis 35 Grad. Das Ergebnis: Frankenöl mit viel einfach ungesättigter Ölsäure und über 90 Prozent Ölsäure im Gesamtöl. Tobias Kind (Verkaufsleiter beim Unternehmen Pioneer, das die HO-Sorte gezüchtet hat) verspricht: „Dieses Öl bleibt lange haltbar und stabil, wird also nicht ranzig.“

    Vor zwölf Jahren hat die EG mit dem Anbau der HO-Sonnenblume begonnen. Nach einem Hoch gerieten die Weltmarktpreise jedoch ins Wanken. Der Leiter des Landwirtschaftsamts Gerd Düll berichtet: „Seit einigen Jahren kommen wir im Landkreis im Schnitt auf 600 bis 700 Hektar.“ Herbert Pfriem schätzt, dass die EG heuer 700 bis 800 Hektar anbaut, inklusive der an den Kreis angrenzenden Flächen. „Unser Weinbauklima ist auch für die Sonnenblume generell ideal“, erklärt Düll. Heuer sei die Witterung allerdings grenzwertig. „Gott sei Dank hat's im Juli geregnet, noch vor der Blüte. Sonst hätte es eine Katastrophe gegeben.“ So aber dürfen die 105 Landwirte, die aktuell Sonnenblumen anbauen, auf eine gute Ernte hoffen. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre gab es in der EG KT einen Reinertrag von 1500 Tonnen Sonnenblumen pro Jahr; „daraus ergeben sich rund 600 Tonnen Öl und 900 Tonnen Ölkuchen“, erklärt Rudolf Schaller. Der Ölkuchen – die Masse, die nach dem Pressen übrig bleibt – wird als Tierfutter verwendet. Er könne Soja zwar nicht komplett ersetzen, sei aber als Beimischung eine hervorragende heimische Eiweißquelle, informiert Wolfgang Preißinger (Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft Schwarzenau).

    Während für den Ölkuchen heuer noch Abnehmer gesucht werden, sind die Kunden dem HO-Öl seit Jahren treu. Rund 16 000 Halbliterflaschen bot Edeka 2013 exklusiv an. „Man spürt den Trend zur Regionalität und Nachhaltigkeit“, berichtet Alfred Hackenberg (Edeka).

    Auch farblich spricht das Franken-öl für sich. „Das Goldgelb kommt vom hohen Vitamin-E-Gehalt“, weiß Gerd Düll. „Das müssen wir dem Verbraucher rüberbringen“, wünscht sich Hackenberg. „Zum Braten und Backen braucht man ein anderes Öl als für den Salat.“

    Als nachwachsender, heimischer Rohstoff macht das High-Oleic-Öl sogar dem Mineralöl Konkurrenz. „Wir haben ein Spezialverfahren entwickelt, in dem die Esteröle Mineralöle nicht nur ersetzen, sondern durch weit bessere Anwendungseigenschaften glänzen. Sie sind umweltfreundlich und extrem nachhaltig“, betont Bastian Theis, Chemiker der Dako AG Wiesentheid. Theis sieht eine vielfältige Zukunft für HO-Öl, etwa als Bio-Schmierstoff, Hydrauliköl oder auch Kosmetikrohstoff.

    Apropos Kosmetik: Statt Cremes und Salben schwört Herbert Pfriem auf das flüssige Original. Seit drei Jahren läuft sein Selbstversuch. „Ich trinke jeden Früh einen Schluck Frankenöl“, erzählt er. „Das ist mein Gesundheitselixier.“

    Natürlich gezüchtet, ohne Gentechnik

    Die EG: Die Erzeugergemeinschaft Kitzingen wurde 1987 von Kitzinger Landwirten gegründet, um ihre Produkte gemeinsam zu verarbeiten. Von den derzeit 400 EG-Landwirten bauen aktuell 105 die HO-Sonnenblume an.

    Hight Oleic: Im Jahr 2002 startete die EG den sortenreinen Anbau von High-Oleic-(HO-)Sonnenblumen für die Industrie, an die heute noch 90 Prozent des EG-Öls gehen. Die HO-Sonnenblume wurde auf konventionelle Art gezüchtet und nicht gentechnisch verändert. Die spezielle Sorte gedeiht derzeit nur in Südfrankreich und in der Mainregion um Kitzingen/Würzburg.

    Frankenöl: Dieses Speiseöl aus High-Oleic-Sonnenblumen zeichnet sich unter anderem durch enorme Hitzebeständigkeit aus.

    Infos: www.eg-kitzingen.de. *ldk*

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