Diesmal war der Investor nur interessierter Zuhörer. Nachdem Immobilienentwickler Wolfgang Rosentritt dem Kitzinger Stadtrat sechs Wochen zuvor die Pläne für sein neues Einkaufszentrum am Lochweg in Etwashausen detailreich vorgestellt hatte, begleitete er am Donnerstagabend die Abstimmung darüber schweigend. Rosentritt kam, sah – und dürfte zufrieden wieder gegangen sein.
Nach erneuter Diskussion über Sinn und Nutzen eines Nahversorgers und weiterer Fachmärkte entlang der Nordtangente stimmte der Stadtrat letztlich dafür, einen Bebauungsplan an dieser Stelle auf den Weg zu bringen. Das ist zwar noch keine Zustimmung zu dem Projekt, aber ein erster wichtiger Schritt dahin. In diesem Stadium der Planung können Ämter und Behörden, aber auch Verbände oder Privatleute Anregungen und Bedenken vorbringen, die dann die Verwaltung und schließlich der Stadtrat abzuwägen haben.
Kritik an dem Vorhaben gibt es im Stadtrat nach wie vor, vor allem wegen des zu erwartenden zusätzlichen Verkehrs auf der Nordtangente und weil die Märkte im Überschwemmungsgebiet gebaut werden sollen. Manfred Paul (SPD) sagte, die Kreuzung des Lochwegs mit der Tangente sei schon jetzt überlastet. Von Klaus Sanzenbacher (Grüne) kam der Einwand, angesichts "vermehrter Hochwässer" sei die Planung an dieser Stelle ein "absolutes No-Go".
Braucht es neben E-Center und Kaufland einen dritten Markt?
Auch Andrea Schmidt (Grüne) warnte vor einem Eingriff in einen "so sensiblen Bereich" und bezweifelte, dass es in Etwashausen einen weiteren Nahversorger braucht, wo es mit Kaufland und E-Center doch schon zwei große Märkte in der Nähe gebe. Kitzingen könne mit seinem "Überangebot" locker 50.000 Menschen ernähren, "ohne dass jemand verhungert". Für Stephan Küntzer (CSU) würde indes ein "weißer Fleck in der Nahversorgung" verschwinden.
Rosentritt plant mit einem Discounter, der keine Konkurrenz zu den beiden genannten Vollsortimentern sein soll und zudem als Magnet für den ebenfalls auf dem Gelände vorgesehenen Drogeriemarkt wirken soll.
Gärtnerobermeister ist nicht glücklich mit den Plänen
Bis zu zwei weitere Fachmärkte hätten auf dem Areal Platz. Allerdings ist der Zuschnitt bislang noch gar nicht klar. Ein Teil der überplanten Fläche gehört dem Bruder eines Stadtrats, ein anderer Teil dem Gärtnerobermeister Christian Gräbner, der mit dem Vorhaben Rosentritts nicht glücklich ist und schon gegen die an dieser Stelle geplante (und später wieder verworfene) BRK-Rettungswache Sturm gelaufen war.

Auch der Stadtrat hatte auf die Pläne des BRK einst skeptisch reagiert, die Rettungswache stand bei einer Abstimmung im Frühjahr 2022 auf der Kippe. Letztlich scheiterte sie daran, dass das BRK sich wegen zu hoher Kosten aus dem Projekt zurückzog.
In der Sitzung am Donnerstag ergriff Gärtnermeister Andreas Nagel das Wort. Er stellte die Frage nach dem "Mehrwert des Einkaufscenters" und brachte abermals die Bedenken seiner Etwashäuser Kollegen vor. "Uns beunruhigen der Flächenfraß und die Existenzbedrohung."
Gegenüber dem Einkaufscenter entsteht ein Wohngebiet
Darauf ging Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) nicht ein, wohl aber auf den Einwand von Andreas Moser (CSU), der eine "klare Linie der Stadt" an dieser Stelle vermisste. Einem vor fünf Jahren auf der anderen Seite geplanten ähnlichen Projekt habe das Bauamt ablehnend gegenübergestanden, jetzt sei man plötzlich dafür. Das, so der OB, sei der veränderten Planung geschuldet und müsse im Kontext mit der Wohnbebauung gesehen werden.

Gegenüber dem geplanten Einkaufscenter, auf dem Gelände des ehemaligen Etwashäuser Bahnhofs, plant Rosentritt das Wohngebiet "Gartenstadt". Dort sollen ab Anfang 2026 Wohnungen für bis zu 300 Menschen entstehen. Nach Willen der Stadt soll das Areal mit einem Kreisverkehr an die Nordtangente angebunden werden. Allerdings sei die Frage aufgetaucht, ob man den Investor verpflichten könne, den Kreisel aus eigener Tasche zu bezahlen. Diese soll im Rahmen des nun begonnenen Verfahrens geprüft werden. Alternative dazu wäre eine weitere Ampel. "Das wäre dann auch schon wurscht", sagte Stephan Küntzer (CSU).
Uwe Pfeiffle brachte die Meinung der Stadtratsmehrheit auf den Punkt: "Ich habe keine überzeugenden Gegenargumente gehört." Er hob – wie 15 weitere bei 11 Gegenstimmen – den Daumen für das Projekt und sagte: "Gefällt mir."