Der Januar 2025 ist ein besonderer Monat für Marie-Sophie Wittmann. Denn die Österreicherin durfte am Dienstag erstmals eine Eisweinlese miterleben – und in zehn Tagen wird sie den Juniorchef des Rödelseer Weinguts Melber, Michael Melber junior, heiraten. "Das ist ja gar nicht so kalt wie ich gedacht hatte", bemerkte die 28-Jährige bei der ungewöhnlichen Weinbergsarbeit im tiefsten Winter. "Das ist schon ein Ereignis", meinte Michael Melber junior, auch weil der letzte Eiswein von der Familie im Jahr 2012 eingeholt worden war.
Um kurz vor 7 Uhr hatte die Lesemannschaft mit der Aktion begonnen. Zehn Frauen und Männer – dick eingepackt – schnappen sich Scheren und Eimer. Frösteln konnte gar nicht erst aufkommen, man schritt sofort zur Tat. Seniorchef Michael Melber schaffte noch schnell Kopflampen herbei, um bei der Lese einigermaßen gut sehen zu können. Zehn Zeilen in einem Weinberg am Rödelseer Küchenmeister waren für die Eiswein-Spezialität hängen gelassen worden.

Bei minus sieben Grad Celsius waren die Riesling-Trauben durchgefroren und kullerten geräuschvoll in die Eimer. Zuerst mussten die Lesehelfer die blauen Schutznetze auftrennen. "Wir haben Erfahrung in der Eisweinlese", sagte Mitarbeiterin Maria Wandler, die schon bei mehreren Eisweinlesen dabei war.
300 Kilogramm Trauben geerntet
Nach 70 Minuten war die Arbeit im Weinberg erledigt. Danach brachten die Melbers ihr Lesegut rasch ins Weingut zur Traubenpresse. Eisweintrauben müssen in gefrorenem Zustand gekeltert werden, was zu einer ziemlich niedrigen Ausbeute führt. Gut 300 Kilogramm Trauben ergaben rund 110 Liter – bei einem Mostgewicht von 150 Öcheslgraden.
Eiswein ist eine Rarität und nicht auf jeder Weinliste von Weingütern zu finden. "Trauben für Eiswein hängen zu lassen, ist immer ein Risiko", sagte Michael Melber senior. Am Ende war er mit dem Ergebnis zufrieden, weil sein Mut belohnt worden war.

Rasch wurden die gefrorenen Trauben zur Kelter gebracht und dort schonend gepresst. Derweil machten es sich die Lesehelfer in der Probierstube gemütlich, um sich mit Kaffee aufzuwärmen und eine zünftige Brotzeit zu machen.