Als die Franziskaner Anfang vergangenen Jahres bekanntgaben, dass sie Dettelbach verlassen werden, machten sich viele Sorgen, wie es mit der Wallfahrt weitergeht. Seit März ist Pfarrer Uwe Hartmann Rektor der Wallfahrtskirche Maria im Sand. Sein Resümee nach dem ersten halben Jahr fällt positiv aus: „Bis jetzt klappt alles sehr gut“, so der Geistliche.
Mit Erleichterung reagierten die Dettelbacher, als das Bistum nach dem Weggang der Ordensbrüder eine schnelle Lösung fand. Nach nur einmonatiger Vakanz bekam die Pfarreiengemeinschaft Maria im Sand mit Pfarrer Hartmann einen neuen Seelsorger, der als Rektor der Wallfahrtskirche auch für die Wallfahrten zuständig ist. Unterstützt wird er von Kaplan Sarath Parri, einem indischen Pater vom Salesianerorden Don Bosco, der mit ihm die fünf Pfarreien und die Pilgergruppen betreut.
Im wöchentlichen Wechsel übernimmt jeweils einer der beiden Priester die Gottesdienste in der Wallfahrtskirche. So können die Besucher sicher sein, dass immer ein Geistlicher vor Ort ist, der mit ihnen den Gottesdienst feiert. Der zeitliche Aufwand ist nicht gering. „An den Wochenenden ist einer von uns beiden rund um die Uhr für die Wallfahrer da“, erklärt Pfarrer Hartmann. Trotz der Mehrarbeit übernehmen er und sein Kaplan gerne die zusätzliche Aufgabe. „Es macht sehr viel Freude“, sagt der Rektor. „Man sieht, wie dankbar die Leute für ein paar gute Worte sind.“
Erstaunt nimmt Pfarrer Hartmann wahr, wie viele Menschen es jede Woche in die Wallfahrtskirche zieht. Für ihn als Priester sei es „ein ganz neues Erlebnis, dass man am Sonntag zwei oder drei Mal eine volle Kirche hat“, merkt er an. Nicht nur Wallfahrer, sondern auch andere Gläubige würden gerne die Gottesdienste in der Wallfahrtskirche besuchen. Überrascht ist er auch, wie viele junge Menschen bei manchen Pilgergruppen mit dabei sind. „Das ist wirklich schön“, freut er sich.
Größter Ansturm im September
Pro Jahr zählt die Dettelbacher Wallfahrtskirche rund 70 Wallfahrtsgruppen mit circa 10 000 Pilgern. Die Wallfahrtssaison beginnt im Mai und endet Mitte Oktober. Den größten Ansturm erlebt der Gnadenaltar zur „Schmerzhaften Muttergottes“ im September. Bis zu acht Prozessionen ziehen dann an den Wochenenden täglich zur Wallfahrtskirche. Die meisten Pilger kommen kurz nach dem Kirchweihfest, am 9. und 10. September: 24 Gruppen geben sich an diesem Wochenende in Dettelbach ein Stelldichein. „Im Viertelstundentakt“, so Pfarrer Hartmann, werden dann die Pilger begrüßt.
Die Wallfahrer strömen nicht nur aus der näheren Umgebung herbei. Das Einzugsgebiet reicht bis hinauf in die Rhön, den Odenwald und in den Raum Bamberg. Die größte Pilgergruppe mit rund 500 Teilnehmern kommt aus Höchstadt/Aisch, auch aus Amorbach und Miltenberg brechen jedes Jahr große Wallfahrtsgruppen auf. Die meisten laufen, wie es von alters her Brauch ist, zu Fuß. Die weiteste Strecke legen die Gläubigen aus dem mittelfränkischen Herzogenaurach zurück.
Aus einigen Ortschaften fahren zusätzlich Busse, damit diejenigen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, ebenfalls an den Wallfahrten teilnehmen können. Inzwischen kommen auch immer mehr mit dem Fahrrad, vor allem wenn sie weitere Strecken zurücklegen müssen. So ist beispielsweise bei der Wallfahrt der Herzogenauracher eine Gruppe von Firmlingen nach Dettelbach geradelt, hat im Kloster übernachtet und ist dann wieder nach Hause gefahren, berichtet Pfarrer Hartmann.
Damit die Wallfahrer eine kleine Erinnerung mit nach Hause nehmen können, hat Hartmann Andenkenbildchen drucken lassen, die jetzt bei den Gottesdiensten verteilt werden. Auf der Vorderseite ist in diesem Jahr der Klostergründer Fürstbischof Julius Echter zu sehen. Im Innenteil ist der Text des neuen Dettelbacher Wallfahrtsliedes abgedruckt. Das alte Lied sei „von der Melodie her etwas sperrig“ gewesen, erklärt Pfarrer Hartmann.
Deshalb hat er ein anderes Wallfahrtslied aus seiner Heimatpfarrei Faulbach etwas umgetextet: „Wo in des Maines schönem Tale, im Sand dein Bild, Maria, steht“, heißt es in der ersten Strophe, „zu dem bei frohem Liederschalle, so mancher fromme Pilger geht.“