Levi-Strauss-Straße 50: eine Adresse, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Das Landratsamt hat dort einen Ableger. So wie es auch das Schild vor dem Haus verkündet. "Landratsamt Kitzingen – Außenstelle." Die ehemalige Elementary School in den Marshall Heights ist die neueste Errungenschaft des Landkreises. Gekauft Anfang des Frühjahrs – um ganz viele Dinge damit anzustellen.
Unmittelbar nach dem Kauf der ehemaligen Schule wurden sogleich Büros eingerichtet. Dann zogen auch schon Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) vorübergehend ein, bis der Neubau des Verwaltungsgebäudes am Landratsamt fertig ist.

Gleichzeitig diente das Gebäude umgehend als Lager: Das Mobiliar der Berufsschule, die gerade generalsaniert wird, ist in dem Haus zwischengelagert. Und dann war die Levi-Strauss-Straße 50 plötzlich: Katastrophenschutz-Einrichtung. Nachdem ein verheerendes Hochwasser nach einem Starkregen den Landkreis Anfang Juni heimsuchte, wurden von dem eilends eingerichteten Lagezentrum aus die Einätze koordiniert.

Genau dort traf sich am Dienstagnachmittag der Kreisausschuss zu seiner Sitzung. Vorher aber gab es noch eine Hausführung – mit Überraschung: Die Dimensionen der ehemaligen Schule sind gewaltig. Von außen lässt sich nicht ansatzweise erkennen, wie viel Platz es in dem Haus gibt. Ellenlange Flure, Klassenzimmer an Klassenzimmer. Eine Sporthalle. Alles schön verschachtelt.
Für den Landkreis gibt es ein neues Feuerwehrkonzept
Aus der Schule soll nach und nach das neue Feuerwehrzentrum des Landkreises werden. Es ist der Mittelpunkt eines Feuerwehrkonzepts, das der Kreis im Dezember 2022 verabschiedet hat. Das Ziel: Bessere Ausstattung der Einsatzkräfte und moderne Einsatzfahrzeuge, "um im Ernstfall noch effizienter arbeiten und schnelle Hilfe leisten zu können", wie Landrätin Tamara Bischof bei der Vorstellung des Vorhabens ausführte.

Am Ortseingang von Kitzingen wird in der ehemaligen Elementary School bald das Herz der Feuerwehr schlagen. Eine Halle für Einsatzfahrzeuge, Schulungsräume, und an Platz für Ausrüstung – Stichwort: ellenlange Gänge – mangelt es mit Sicherheit auch nicht.

Die Transformation wurde jetzt von den Kreisrätinnen und Kreisräten eingeläutet. Los geht's mit der Turnhalle: Dort, wo jetzt noch Kletterseile und Basketballkörbe an den Wänden hängen, eine alte Anzeigentafel zwischen "Home" und "Visitor" unterscheidet und es genau so riecht, wie es in einer Turnhalle riecht – genau dort also riecht es bald nach Fahrzeughalle. Sechs Stellplätze für Feuerwehrfahrzeuge sehen die Umbaupläne vor.
Spannende Transformation: Was aus der Schulküche wird
Es werden – Schritt für Schritt – weitere spannende Umwandlungen in Gang kommen: Da ist beispielsweise die ehemalige Schulküche. Die beherbergt demnächst die Atemschutzwerkstatt. Momentan befindet sich diese noch in Iphofen bei der dortigen Feuerwehr. Die entsprechenden Räume wurden dem Kreis von der Stadt Iphofen 30 Jahre kostenfrei zur Verfügung gestellt. Das war 1995 – kommendes Jahr läuft die Vereinbarung also aus.
Wurden in diesem Jahr für Planungsmaßnahmen 50.000 Euro ausgegeben, schlägt dann der erste Bauabschnitt mit 2,3 Millionen Euro zu Buche. Die Kreiskasse wird aber nur bedingt belastet: Man rechnet mit Zuschüssen von etwa einer Million Euro. Deshalb stehen im Haushalt 2025 eine Million Euro bereit, im Haushalt 2026 werden es wohl 1,5 Millionen Euro sein.

Der zweite Bauabschnitt sieht dann den Umbau der Klassenzimmer in Stabs- und Einsatzräume vor. Dass beim Umbau unangenehme Überraschungen lauern, ist laut Verwaltung ausgeschlossen. Das sei bereits beim Verkauf der Anlage – die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gab 2015 Georg Wittmann den Zuschlag für die ehemalige US-Wohnsiedlung – geprüft worden.

Zudem wurde das Haus 1984 unter der Regie des Staatlichen Bauamts Würzburg errichtet. Es sei, so betonte Kreis-Hochbauchef Joachim Gattenlöhner auf Nachfrage aus dem Gremium, "alles clean". Und noch etwas macht die Sache komfortabel: Die "Landratsamt Kitzingen – Außenstelle" mit der ungewöhnlichen Adresse in den Marshall Heights ist an das vor Ort bestehende Nahwärmenetz angeschlossen.
Die Kitzinger Elementary SchoolDas Aus für die Kitzinger Elementary School kam im Juni 2006. Nach 53 Jahren wurde der Standort geschlossen. Mit dem Einholen der Flagge war die Elementary School im amerikanischen Wohngebiet Marshall Heights endgültig Geschichte. In der Schule, errichtet im Zuge der Gründung der amerikanischen Community, wurden zeitweise über 1600 Schüler von mehr als 100 Lehrkräften unterrichtet. Es waren so viele Schüler, dass im Jahr 1976 sogar ein zweites Gebäude als Neubau gebaut wurde. Kinder der Jahrgangsstufen 1 bis 4 gingen hier zur Schule, die Älteren besuchten die Middle School in Würzburg.Quelle: MP-Archiv