Das Jahr 2011 ist ein gutes Jahr für die Firma Knauf in Iphofen: „Wir werden unsere Absatzmengen in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr wiederum deutlich steigern“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Manfred Grundke bei der Jahreshauptversammlung vor gut 1000 Mitarbeitern und lieferte gleich die dazugehörigen Zahlen mit.
In diesem Jahr werde Knauf mehr als eine Milliarde Quadratmeter der Knauf-Platten verkaufen, „sechs Prozent mehr als 2010“, die Menge der Gipsfaserplatten steige um 6,5 Prozent, die Zementplatten (Aquapanel) gar um fast 20 Prozent.
Und bis zum Jahresende werden weltweit rund 500 Millionen Euro investiert worden sein, sagte Grundke. „Um nur einige Projekte zu nennen: Wir nehmen Plattenwerke in Usbekistan, in Sibirien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Betrieb. Wir kaufen ein Glaswollewerk in der Russischen Föderation und ein weiteres in der Türkei. Außerdem bauen wir am Bauplattenwerk in China weiter und beginnen den Bau eines Werkes in Thailand.“
Ziel sei es, den Wachstumskurs der Firma durch Investitionen und Akquisitionen zu unterstützen. „Dabei gilt es, unsere Chancen konsequent zu nutzen und die sich stark entwickelnden asiatischen Märkte zunehmend zu erschließen“, so Grundke. Weltweit beschäftigt Knauf mehr als 24 000 Mitarbeiter, davon 16 250 in Europa und der ehemaligen Sowjetunion und 4500 in Deutschland. Die Zahl der Beschäftigten liegt weltweit um 2,7 Prozent über denen des Vorjahres, in Deutschland um 2,8 Prozent.
„Leider muss ich an dieser Stelle auch etwas Wasser in den Wein gießen“, sagte Grundke. Die Ertragslage sei durch stark erhöhte Material- und Energiekosten belastet worden. Gas, Strom, Kartonagen seien bis zu zehn Prozent teurer geworden und die notwendige Stärke koste fast 60 Prozent mehr. Diese höheren Kosten könne man nicht voll an den Markt weitergeben, „daher sind wir weiter gezwungen, Kosten einzusparen“.
Ohne konkret zu werden, nannte Grundke die „Verbesserung der Produktionsprozesse“ und die „Straffung der Verwaltung“. „Wenn wir weiterwachsen sollen, brauchen wir die notwendige Ertragskraft, um dieses Wachstum zu finanzieren“. Daher habe die Firma mit einem Ertragssicherungsprogramm begonnen, „das uns ab jetzt begleiten wird und viele kleine Einzelschritte an den Arbeitsplätzen umfasst. Alle müssen mitmachen und nach Möglichkeiten suchen, Problemstellungen kostengünstiger zu bewältigen“.
Positives im zweiten Geschäftsbericht skizzierte auch Klaus Koch, Geschäftsführer der Knauf-Gruppe für Deutschland und die Schweiz. Im ersten Halbjahr 2011 „hatten wir ein gutes Wachstum, im Trockenbau konnten wir Preiserhöhungen durchsetzen.“ Ein deutliches Plus habe es bei Gipsputz und Kalkzementputz gegeben. Bei einigen hochwertigen Platten sei wegen starker Nachfrage eine Sieben-Tage-Schicht eingelegt worden. Die Logistiker beluden bis zu 200 Laster pro Tag.
„Wir werden auch zukünftig darauf achten, dass die Qualität unserer Produkte im Vordergrund steht.“
Klaus Moik, Vorsitzender Betriebsrat
Eine leichte Konjunkturabschwächung habe das zweite Halbjahr beschert, auch im Export. Dennoch seien die Bauprodukte weiter deutlich gewachsen. Die guten Ergebnisse sähen die Mitarbeiter auf dem Kontoauszug Ende November. „Wir haben das Weihnachtsgeld in voller Höhe an Sie auszahlen können“.
Knauf sei auf dem richtigen Weg, die Richtung stimme, „aber bei allem Stolz dürfen wir nicht abheben“, sagte Koch. Den schmalen Grat zwischen gesundem Selbstbewusstsein und Arroganz „wollen wir keinesfalls überschreiten, die Konkurrenz schläft nicht“. Ganz entspannt könne man nicht in die Zukunft schauen, „wir sehen die wachsende Konzentration großer Baustoffhersteller zu schlagkräftigen Gruppen“.
Ein starker Wettbewerber sei die St Gobain-Gruppe, mit einem nahezu deckungsgleichen Sortiment wie Knauf. „Doch bange ist uns nicht, im Gegenteil: Wir müssen alles daransetzen, um den Zusammenhalt und die Stärken der einzelnen Knauf-Firmen weiter auszubauen und zu bündeln“. Knauf liege mit seinem Sortiment voll im Trend, besonders bei der energetischen Sanierung.
Klaus Moik, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates, lobte das Engagement und die Loyalität seiner Kollegen, ohne die ein so guter Jahresabschluss nicht möglich gewesen wäre. „Wir werden auch zukünftig darauf achten, dass die Qualität unserer Produkte im Vordergrund steht“, sagte Moik. Die Auftragslage und die Auslastung seien sehr gut, aber in einigen Bereichen gäbe es eine personelle Anspannung.
Um den hohen Forderungen gerecht zu werden, könnten noch weitere Mitarbeiter im Bereich der Logistik eingestellt werden, „damit wir auch weiterhin marktfähig bleiben“. Trotz Mehrarbeit und Sieben-Tage-Schichten solle noch genügend Raum für Erholung bleiben, damit es nicht zu Burn-Out-Syndromen komme. Positiv wertete es Moik, dass viele Mitarbeiter mit befristeten Verträgen dauerhaft eingestellt wurden, und auch die 27 Auszubildenden hätten große Chancen auf eine Anstellung nach der Ausbildung.
Führungswechsel bei Knauf
Zum Jahresende wird Klaus Koch (rechts im Bild) nach zehn Jahren die Verantwortung für das operative Geschäft der Knauf-Gruppe Deutschland/Schweiz an Alexander Knauf übergeben.
Ganz wird Koch das Unternehmen aber noch nicht verlassen, denn auf Wunsch der Gesellscahfter wird Klaus Koch dem Unternehmen noch in 2012 beratend zur Verfügung stehen. Alexander Knauf war seit 2004 verantwortlich für den Bereich Nordeuropa. Dieser Bereich wird nun von Jesper Jörgenson bearbeitet, der zuvor in der Karlsbergbrauerei beschäftigt war.
Bei den Komplementären, also den geschäftsführenden Gesellschaftern, gab es ebenfalls eine Änderung. Edgar Binnemann, bislang kaufmännischer Vorstand bei der Südchemie in München, löst Hans Peter Ingenillem ab, der sich nach Überschreitung der Pensionsgrenze aus dem operativen Geschäft zurückziehen und beratend und für Sonderprojekte zur Verfügung stehen wird. FOTO:Guido Chuleck