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Volkach: Euphorie geht anders: Die CSU feiert in Volkach Anja Weisgerber, interpretiert das Wahlergebnis aber verschieden

Volkach

Euphorie geht anders: Die CSU feiert in Volkach Anja Weisgerber, interpretiert das Wahlergebnis aber verschieden

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    Die Wahlparty von Anja Weisgerber fand im Pfarrheim in Volkach statt. Die CSU-Direktkandidatin holte mit 43,4 Prozent der Stimmen zum vierten Mal das Mandat im Wahlkreis Kitzingen/Schweinfurt und wurde mit Jubel begrüßt.
    Die Wahlparty von Anja Weisgerber fand im Pfarrheim in Volkach statt. Die CSU-Direktkandidatin holte mit 43,4 Prozent der Stimmen zum vierten Mal das Mandat im Wahlkreis Kitzingen/Schweinfurt und wurde mit Jubel begrüßt. Foto: Barbara Herrmann

    Ob's am guten Leberkäse mit Kartoffelsalat liegt, dass es kurz nach 19 Uhr noch so ruhig ist im Saal des Volkacher Pfarrheims? Während die einen noch essen, scheinen andere am Sonntagabend schon satt, aber nicht ganz zufrieden zu sein angesichts des bundesweiten Wahlergebnisses ihrer CSU/CDU. Euphorie sieht jedenfalls anders aus.

    Dabei ist zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass Anja Weisgerber zum vierten Mal das Direktmandat im Wahlkreis Kitzingen/Schweinfurt holt. Zu späterer Stunde wird sich zeigen, dass sie mit 43,4 Prozent ihr Ergebnis gegenüber 2021 sogar leicht steigern konnte.

    Es ist das Gesamtergebnis der beiden Unionsparteien, das zu dieser verhaltenen Stimmung am Sonntagabend führt. Aber noch ist die erfolgreiche Direktkandidatin bei der Wahlparty in Volkach ja auch nur als Pappaufsteller anwesend.

    Im Foyer des Volkacher Pfarrheims begrüßte ein Pappaufsteller die Gäste der CSU-Wahlparty für den Wahlkreis Schweinfurt, zu dem auch der Landkreis Kitzingen gehört.
    Im Foyer des Volkacher Pfarrheims begrüßte ein Pappaufsteller die Gäste der CSU-Wahlparty für den Wahlkreis Schweinfurt, zu dem auch der Landkreis Kitzingen gehört. Foto: Barbara Herrmann

    Viele hatten "auf den Dreier vornedran" für die Union gehofft

    Immerhin bleibt da noch Zeit für ein kurzes Gespräch mit den Menschen an der Basis. Karl-Heinz Bernard, der lange Jahre für die CSU im Volkacher Stadtrat saß, hatte bundesweit "auf einen Dreier vornedran" gehofft. Eine Formulierung, die an diesem Abend oft zu hören ist. Er wünsche sich, dass die FDP den Einzug in den Bundestag noch schafft, "das wäre mir lieber als die Linke". 

    Anders argumentiert Andreas Hölscher vom CSU-Ortsverband Volkach, der eine Dreier-Koalition als "ganz schlecht für Deutschland" einschätzt. Das Unions-Ergebnis sei kein Grund, in Resignation zu verfallen, "aber es liegt viel Arbeit vor uns".

    Ähnlich sieht das Barbara Weber (Frauen-Union Kitzingen), für die das Ergebnis "etwas klarer" hätte ausfallen können. Noch deutlicher werden die Leute nur, wenn sie die Reporterin nicht in Hörweite glauben oder ihren Namen nicht nennen. "Natürlich hätte man mehr erwartet", räumt eine Frau ein und fragt: "Warum wählen so viele AfD? Das macht mir Angst."

    Bayerischer Defiliermarsch bei Anja Weisgerbers Ankunft

    Vincent Strobl von der Jungen Union schnappt sich schließlich das Mikro, begrüßt die Leute im schon gut gefüllten Saal und will sie in Schwung bringen: "Die Anja kommt gleich, vielleicht könnten die Fähnchen schon mal in die Hand genommen werden." Mit "ein letztes Mal alles geben" verweist der junge Unterstützer auf einen superkurzen, kräftezehrenden Wahlkampf, den die Abgeordnete mit viel Unterstützung von der Basis geführt habe.

    Strobl googelt noch schnell "Defiliermarsch Bayern" und würgt FDP-Chef Christian Lindner ab, der auf der großen Leinwand gerade seine Niederlage einräumt. Dann endlich betritt Anja Weisgerber den Saal, wo sie, wie gewünscht, von wehenden CSU-Fähnchen begrüßt wird – und gratuliert, gedrückt, abgeklatscht.

    Die CSU-Direktkandidatin Anja Weisgerber umarmt bei der Wahlparty im Volkacher Pfarrheim die Listenkandidatin und fleißige Wahlkämpferin Gabriele Jakob.
    Die CSU-Direktkandidatin Anja Weisgerber umarmt bei der Wahlparty im Volkacher Pfarrheim die Listenkandidatin und fleißige Wahlkämpferin Gabriele Jakob. Foto: Barbara Herrmann

    Einen Moment Verschnaufpause hat sie, während die beiden CSU-Landtagsabgeordneten Barbara Becker (Kitzingen) und Martina Gießübel (Schweinfurt) bemerkenswert deutliche Sätze zum Wahlausgang und zu ihrer Partei sagen. Becker bekommt Applaus für: "Wir dürfen schon sagen, dass wir rechts von der Mitte sind." Gießübel nennt es "echt ernüchternd, wie auch unsere Dörfer abgestimmt haben". In manchen kleinen Orten komme die AfD auf 34 Prozent der Stimmen.

    Friedrich Merz als "führungsstark" gelobt

    Für die rosarote Seite ist dann wieder Anja Weisgerber zuständig, und das ist nicht auf ihren leuchtenden Hosenanzug bezogen. "Es ist ein schöner Abend, wir haben die Wahl gewonnen", ruft sie in den Saal hinein. Sie verspricht, dass ein "führungsstarker" Friedrich Merz diese Verantwortung jetzt annehmen werde und sucht in puncto abgelehntes Zustrombegrenzungsgesetz erneut die Schuld bei der SPD, als sie behauptet: "Sie haben uns in die rechte Ecke gestellt und dieser Plan ist nicht aufgegangen." Doch sehe sie es als "unsere Verantwortung in der Mitte, mit der SPD diesen Auftrag anzunehmen".

    Das Posen für ein gutes Foto gehört zum Job der wiedergewählten CSU-Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber, hier unter anderem mit CSU-Bürgermeistern aus dem Landkreis Kitzingen.
    Das Posen für ein gutes Foto gehört zum Job der wiedergewählten CSU-Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber, hier unter anderem mit CSU-Bürgermeistern aus dem Landkreis Kitzingen. Foto: Barbara Herrmann

    Emotional wird es schließlich, als Anja Weisgerber sich bei den vielen Menschen bedankt, die mit ihr den knackigen Wahlkampf gemeistert haben. Mehrfach lobt sie die CSU-Listenkandidatin Gabriele Jakob, die das "super gemacht" habe.

    Am lautesten wird es beim Seitenhieb gegen Markus Hümpfer

    Besonders lauter Applaus brandet aber erst beim Dank an ihre Familie auf. Anja Weisgerber bricht die Stimme ab, ihr kommen die Tränen. Sie spricht darüber, wie oft die Kinder auf sie verzichten mussten, wie viel Verständnis ihr Mann immer wieder zeige und dass es ohne die Eltern nicht ginge.

    Noch lauter wird es im Saal nur noch beim Seitenhieb gegen SPD-Kandidat Markus Hümpfer, der nun nicht mehr im Bundestag vertreten ist. Dessen Videos im Wahlkampf begeisterten – vorsichtig ausgedrückt – seine Konkurrentin nicht gerade. Nun hat sie das letzte Wort – und den mittlerweile sehr lebendigen Saal hinter sich –, als sie sich über "dieses klare und deutliche Ergebnis" freut: "Ich bin viermal so stark wie dieser Gegenkandidat."

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