Der eine hat seinen Standort in der Kitzinger Siedlung, der andere in der Kaiserstraße, doch trotz dieser eineinhalb Kilometer Entfernung haben zwei türkische Supermärkte in Kitzingen eine ähnliche Zielgruppe: Beide versorgen muslimische Menschen in und um Kitzingen mit speziellen Produkten. Beim Besuch beider Geschäfte wird schnell deutlich, dass nicht nur religiöse Regeln und kulturelle Vorlieben die Menschen dort einkaufen lassen. Die Läden eint, dass sie wenig lokale Produkte anbieten und dass sie sehr preisbewusste Kundinnen und Kunden haben.
So erläutert es Arif Kille, der zusammen mit seinem Geschäftsführer-Partner Osman Özkan den Pazar-Supermarkt in der Kaiserstraße leitet. Auf eine Fläche von 300 Quadratmetern ist der Laden mittlerweile angewachsen. Und er ist als Supermarkt ein Exot in der Kitzinger Altstadt, wo es nach der Norma-Schließung kaum noch eine Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel gibt.
Deutsche kaufen im Pazar Gewürze, Lamm und besondere Marmeladen
Doch nicht nur diese zentrale Lage lockt in den Laden – auch Deutsche. Auf rund 25 Prozent schätzt er deren Anteil in seinem Supermarkt in der Kaiserstraße. "Wir haben viele deutsche Kunden nur wegen unserer Gewürze", sagt Arif Kille.

Der Pazar habe eine große Gewürz-Palette im Sortiment und befriedige vor allem die Nachfrage von Menschen aus Afghanistan und vom Balkan, aber auch deutsche Begehrlichkeiten wie die nach besonderen Marmeladen oder Lammfleisch. Zudem freuen sich laut dem Geschäftsführer viele Leute über Preise wie 2,99 Euro für ein Kilogramm Hähnchenschlegel.
Poststelle bringt Laufkundschaft in den Supermarkt
In der Siedlung schätzt Mustafa Aydin den Anteil deutscher Kundinnen und Kunden auf rund 15 Prozent. Den Supermarkt in der Breslauer Straße gibt es schon länger, einst stand er unter deutscher Leitung.

Seit drei Jahren führt dort Mustafa Aydin das Geschäft. Ein Vorteil seines Supermarkts sei die Poststelle, die einiges an Laufkundschaft bringt. Was ihn zudem von seinem Kollegen in der Innenstadt unterscheidet: Mustafa Aydin kann im Untergeschoss auch Non-Food-Produkte wie Teppiche, Kaffeemaschinen und andere Haushaltswaren anbieten.
Halal-Fleisch vom Großhändler ohne Gelatine
Ein Punkt, der beide Märkte verbindet: Sie haben keinen hiesigen Metzger als Lieferanten, sondern bei Pazar und auch beim Halal-Markt in der Siedlung ist es der Fleischgroßhändler Düren-AL. Das Unternehmen garantiert nach dem islamischen Recht hergestelltes Fleisch. Das heißt, dass die Tiere für das Fleisch nach einem besonderen Verfahren geschlachtet sein müssen, keine Gelatine verwendet und kein Schweinefleisch verarbeitet werden darf.

Was in der Innenstadt einen Pluspunkt darstellt, ist die Fischtheke bei Pazar mit sieben Frischfischarten wie der Roten Meerbarbe oder osteuropäischem Karpfen von einem Hamburger Lieferanten. Auf lokale Backwaren setzt Mustafa Aydin in der Siedlung und hat Produkte der Marktbäckerei Fuchs aus Markt Einersheim in der Ladentheke.
"Wir haben die Vision, weitere Läden in Ochsenfurt, Lohr und vielleicht auch Dettelbach zu eröffnen."
Arif Kille, Pazar-Geschäftsführer in Kitzingen
Auch Arif Kille betont: "Wir sind kein rein türkischer, sondern wollen auch ein deutscher Laden sein." Wegen Kundenwünschen arbeite er auch mit dem Edeka-Lager im Mainfrankenpark zusammen. Zudem verrät der 43-Jährige Geschäftsführer: "Wir haben die Vision, weitere Läden in Ochsenfurt, Lohr und vielleicht auch Dettelbach zu eröffnen."
Preiserhöhungen macht die Kundschaft nicht mit
Durch eine Expansion könnten sich für ihn die Einkaufkonditionen verbessern. "Unsere Margen sind schmal, am Preis können wir nicht schrauben, das macht unsere preisbewusste Kundschaft nicht mit", erklärt Arif Kille. Damit hat er dieselben Erfahrungen gemacht wie Mustafa Aydin in der Siedlung.

Der Laden ist für mich ein neues Kapitel in meinem Leben", sagt Arif Kille und verweist auf eine Arbeitsbelastung von über 70 Stunden pro Woche, wie er seine persönliche Situation in einer hart umkämpften Branche schildert. Gleichzeitig verkündet er stolz: "Wir haben vieles, was Kaufland nicht hat."

Seine Kundschaft wüsste die besondere Angebotspalette zu schätzen. Zudem überzeugten die türkischen Supermärkte mit günstigen Preisen. Denn, so Arif Kille, er kalkuliere nur mit 40 Prozent Gewinn, während die großen Konkurrenten wie Edeka und Rewe bis zu 100 Prozent veranschlagten. Das führe dazu, dass die türkischen Supermärkte in ihrer Kundenkartei auch Restaurants im Landkreis Kitzingen haben.
Öffnungszeiten: Bei Pazar gelten ausgedehnte Öffnungszeiten, montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr. Der türkische Supermarkt in der Siedlung hat an den gleichen Tagen von 8 bis 19 Uhr offen.