Seit rund drei Wochen tut sich was auf dem Dach der Pfarrkirche St. Burkhard in Geiselwind: Ein Storchenpaar hat sich den Dachfirst als geeigneten Platz für sein Storchennest auserkoren und ist eifrig dabei, aus Holzstücken, Reisig und Heu ein großes Nest gleich hinter dem Firstkreuz am Westgiebel zu bauen. Mittlerweile haben die Baubemühungen der beiden Vögel erkennbare Nestformen angenommen.
Falls nötig, will man in Geiselwind mit Hilfe des Landesverbandes für Vogelschutz, zusätzlich eine Metallkonstruktion auf dem First anbringen, so dass das Storchennest sicherer auf dem Kirchendach befestigt wäre.
Für Geiselwind ist das Storchennest auf der Kirche fast eine Sensation. Selbst alteingesessene Geiselwinder Bürger können sich nicht erinnern, jemals ein Storchennest im Dorf gesehen zu haben.
Genau beobachtet
Außerhalb des Ortes, auf der ein oder anderen Mühle und natürlich im Freizeitpark, da hat es immer wieder Storchennester und brütende Störche gegeben. Aber so zentral, mitten im Ort, das ist neu in Geiselwind. Aus diesem Grund werden die Nestbauaktivitäten der Störche aufmerksam beobachtet, von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen. Auch Urlaubsgäste und Durchreisende bleiben stehen und schauen zu, wie sich Herr und Frau Adebar abmühen, ihr Nest auf dem schmalen First zu befestigen.
Irene Götz wohnt der Kirche direkt gegenüber. Sie beobachtet mit ihren vier Kindern und der gesamten Familie täglich die Fortschritte des Nestbaus. „Es waren in den vergangenen 14 Tagen auch schon einmal vier Störche auf dem Dach.“ berichtet sie. „Das war am 21. Juni. Zwei sind geblieben und bauen täglich weiter an ihrem Nest.“
Wie sie sagt, sind vor allem die Kinder beeindruckt von der Größe der Störche, wenn sie mit weitem Flügelschlag und mit großen Ästen im Schnabel durch die Luft fliegen und Kurs aufs Kirchendach nehmen. Irene Götz hat mittlerweile eine Menge Daten über ihre neue Nachbarschaft gesammelt und protokolliert.
So hat sie festgestellt, dass die Störche sehr früh am Morgen schon aktiv sind, bei starkem Sonnenschein eher weniger. Und ihren Schlafplatz haben sie anderswo. Den ersten Nestbauversuch des Storchenpaares und dessen Scheitern hat sie schon am 8. Juni beobachtet. „Die Bauteile aus Reisig und Heu sind abgerutscht bis zur Dachrinne auf der Südseite. Dort sieht man sie noch liegen.“
Doch so schnell gab das Geiselwinder Storchenpaar offenbar nicht auf, da es dem Anschein nach nun einmal den richtigen Platz für sich und die künftigen Nachkommen auf dem Dach der Pfarrkirche gefunden hatte. Am 15. Juni begannen sie von Neuem mit dem Bau eines Nestes, das nun recht stabil gleich hinter dem Firstkreuz zu sitzen scheint.
Kirchenrat Michael Weilhammer, der Gebäudebeauftragte der Kirchenverwaltung, freut sich über die neue Storchenpopulation in Geiselwind, auch wenn er schon kritische Stimmen zu hören bekam, die darauf hinweisen, dass die Störche auf dem Dach bereits jetzt ihre Spuren hinterlassen haben und insgesamt dem Dach schaden würden. Weilnhammer steht mit Robert Endres, dem Beauftragten des Landesverbandes für Vogelschutz aus Kaltensondheim in Verbindung. Von ihm weiß er, dass die Störche aus den östlicheren Gebieten rund um Mühlhausen Schlüsselfeld nach Westen vordringen. In den oberfränkischen Gebieten entlang der Reichen Ebrach sind sie seit Jahren beheimatet und haben in diesem Frühjahr ein viel beachtetes Nest auf dem Schlüsselfelder Rathaus errichtet.