Ein lauer Sommerabend im Juli. Doch statt im Biergarten oder auf einem der Weinfeste sitzt eine Schar hartgesottener Fastnachtsfans in der Kitzinger Fastnachtsakademie. Einige haben bunte Hüte auf dem Kopf und nicht nur einmal erklingt an diesem Abend ein kräftiges "Helau!".
Fasching im Juli - kann das sein? Wir befinden uns in einem Casting für den Fernsehfasching 2025. Mit Redaktionsleiter Norbert Küber, den Redakteuren Rüdiger Baumann und Benjamin Baumann sind die Faschingsverantwortlichen Redakteure des Bayerischen Rundfunk genauso dabei, wie Marco Anderlik, Präsident des Fränkischen Fastnachtsverbandes.

Wer nach diesem Casting zur Anschausitzung für die "Närrische Weinprobe" Anfang Dezember eingeladen wird, hat beste Chancen den Sprung auf die Fernsehbühne zu schaffen. Und die Weinprobe muss nicht die Endstation sein: 2023 gaben "Lubber und Babbo" alias Thomas Klug und Matthias Schmelzer aus Oberschwappach (Lkr. Haßberge) ein bemerkenswertes Debüt bei der "Närrischen Weinprobe", 2024 standen sie dann in Veitshöchheim bei "Fastnacht in Franken" auf der Bühne.
Sprungbrett für viele Stars
Auch Künstler wie Michl Müller, Oti Schmelzer, Ines Procter und Sebastian Reich, die heute aus der "Fastnacht in Franken" in Veitshöchheim gar nicht mehr wegzudenken sind, standen zuvor bei der "Närrischen Weinprobe" im Würzburger Residenzkeller auf der Bühne.

Vor drei Jahren führte Marco Anderlik dieses Casting ein: Durch Corona habe es in den Jahren davor keine Prunksitzungen gegeben und man wollte kein fränkisches Faschingstalent übersehen. Ursprünglich wollte Anderlik das Format dieses Jahr wieder kippen, denn der Fasching laufe wieder wie gewohnt. Doch dann meldeten sich gleich nach "Fastnacht in Franken" fünf Bewerberinnen und Bewerber, die gerne am Casting teilnehmen wollten; die meisten davon Frauen. So setzte Anderlik den Termin wieder an.
Denn die Verantwortlichen der Kultsendung "Fastnacht in Franken" hören immer wieder, dass es meist dieselben seien, die dort auftreten würden und dass sich bislang mit Ines Procter nur eine Frau erfolgreich unter den Büttenrednern etablieren konnte.
Mehr Frauen in die Bütt?
Letzteres könnte sich bald ändern - denn von den letztendlich 18 Künstlerinnen und Künstlern auf der Kitzinger Bühne waren elf Frauen. Und die lieferten auch mit die besten Stücke ab. Ein Abend, der belegt: Immer mehr Frauen finden den Mut und haben das Talent, allein oder im Doppel in die Bütt steigen.

Ob Maria Anetzberger aus Oberaltertheim (Lkr. Würzburg), die als Gitarre spielende Bedienung mit ihrem aus dem Leben gegriffenem Witz überzeugte, Jessica Weber mit ihrem Mann Harald (Humorverein Schwefelholz Niedermittlau, Hessen) als Engel und Teufel oder Marianne Zengel aus Klingenberg (Lkr. Miltenberg), die bei der Faschingssitzung im Juli ausgerechnet von einer Weihnachtsfeier kam. Frauen setzten die Höhepunkte. Wie auch Brigitte McNeill aus Scheinfeld (Lkr. Neustadt a.d. Aisch) die mit ihrem Mann Killen eine ganz neue Sicht auf den Klassiker "Dinner vor One" wagte.
Zwei konnten Ticket lösen

Mit Maria Anetzberger und dem Ehepaar Brigitte und Killan McNeill bekamen zwei Frauen das Ticket für die Anschausitzung zur "Närrischen Weinprobe". Allerdings betonte Anderlik, dass auch alle anderen hervorragende Leistungen gezeigt hätten. Der närrische Nachwuchs sei auf hohem Niveau gesichert. Weniger als Nachwuchstalent präsentierte sich Sigfried Reichinger aus Dettelbach (Lkr. Kitzingen). Kurz vor seinem 90. Geburtstag wollte er es noch einmal wissen und bestach mit seinem trockenen, sehr bedächtig vorgetragenen Humor.

Fasching im Juli: Eigentlich keine schlechte Idee. Wann kann man schon mal einen launigen Faschingsabend mit einem Gläschen Wein im Freien ausklingen lassen?