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MÜNSTERSCHWARZACH: Filigrane Handarbeit an wertvollem Schrein

MÜNSTERSCHWARZACH

Filigrane Handarbeit an wertvollem Schrein

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    An der frischen luft: die Häupter der Frankenapostel.
    An der frischen luft: die Häupter der Frankenapostel. Foto: Foto: SABINE BECHTEL

    Der Schrein mit den Häuptern der Frankenapostel ist wieder auf seinem angestammten Platz im Altar des Würzburger Kiliansdom. Die Goldschmiede der Abtei Münsterschwarzach hat ihn gereinigt in filigraner Handarbeit – sogar mit einer Zahnbürste und Wattestäbchen.

    Am Montagmorgen, 12. September, rieben sich wohl manche Besucher im Würzburger Dom verwundert die Augen: Das Reliquiar mit den Häuptern der drei Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan war verschwunden. Der Grund dafür war scheinbar ganz alltäglicher Natur: Der Schrein, in dem die drei Häupter aufbewahrt werden, sollte gereinigt werden.

    Fingerspitzengefühl und handwerkliches Können

    Doch so banal das klingt: Es erfordert viel Fingerspitzengefühl und großes handwerkliches Können, eine so bedeutsame Reliquie fachgerecht zu reinigen. Goldschmied Josef Amberg, der 1967 den Schrein fertigte, ist mittlerweile gestorben. So fiel die Wahl auf die Goldschmiede der Abtei Münsterschwarzach.

    Für den Transport aus dem Dom nach Münsterschwarzach wurde eigens eine Transportkiste in der Schreinerei des Klosters gefertigt. Darin kam die wertvolle Fracht am Montagvormittag wohlbehalten an. Mit großer Vorsicht wurden zunächst die Schrauben des Schreindeckels entfernt, ehe die beiden Goldschmiede Andreas Jurowski und Michael Hornung die Häupter mit weißen Handschuhen behutsam aus dem Schrein heraushoben. Dann wurden die Schrauben gelöst, die die Häupter auf einer gemeinsamen Platte fixieren. Die Schädel konnten nun einzeln abgehoben werden.

    „Ein ganz besonderer Moment“

    „Das war schon ein ganz besonderer Moment, der mich tief berührt hat“, sagt Jurowski. „Ich habe ein bedeutendes Stück der Glaubensgeschichte unserer Heimat in Händen gehalten.“ Schon als Schulkind hat er die Geschichte von der Missionierung des Frankenlands durch Kilian, Kolonat und Totnan gehört. So sieht es das Team der Goldschmiede um Leiterin Sabine Bechtel als große Ehre an, die Arbeiten durchführen zu dürfen.

    Die Häupter tragen vergoldete, kronenartige Reifen, die mit Amethysten und Bergkristallen verziert sind. Zwei ebenfalls vergoldete, am Ende versiegelte Bügel halten die Häupter und die Kronen zusammen. „Die Häupter waren in einwandfreiem Zustand“, erklärt der Goldschmied. Deshalb wurden sie sofort sorgsam in Kartons verpackt und sicher im Tresor verstaut.

    Mit Zahnbürste und Wattestäbchen

    Auf dem vergoldeten, in Kupfer gefertigten Sockel des Schreins findet sich eine lateinische Inschrift in Versalien. Sie lautet: O Christi martyr sancte Kiliane, qui pro Dei nomine certando coronam aeterni decoris meruisti. (Übersetzt: „O Blutzeuge Christi, heiliger Kilian, Du hast für den Kampf für den Namen Gottes die Krone ewiger Zierde verdient.“) Der Text entstammt einem mittelalterlichen Hymnus.

    Nachdem die Goldschmiede das Reliquiar fachgerecht begutachtet und den Zustand dokumentiert hatten, machten sie sich an die eigentliche Arbeit. Der Schrein wurde komplett zerlegt und die feuervergoldeten Teile kamen in ein chemisches Tauchbad. Dabei wurde behutsam mit einer weichen Zahnbürste und Wattestäbchen gearbeitet, um das angelaufene Gold wieder zum Glänzen zu bringen. Zudem galt es, Fingerabdrücke und Flecken sowie Verschmutzungen um die Schrauben zu entfernen. Am Ende wurde alles getrocknet und auf Hochglanz poliert. Maschinen kamen dabei nicht zum Einsatz, dafür waren die Arbeiten zu heikel und diffizil. „Alles filigrane Handarbeit“, sagt Jurowski mit einem Lächeln.

    Eine Andacht zum Abschluss

    Am Donnerstag waren alle Arbeiten abgeschlossen. Doch bevor die Häupter der Frankenapostel ihre Rückreise nach Würzburg antraten, hielt die Klostergemeinschaft eine kleine Andacht im Kapitelsaal ab. Rund 30 Mönche hatten sich versammelt und sangen vor dem Schrein das Kilianslied und beteten um Hilfe, eine missionarische Kirche zu sein und den Glauben weiterzugeben. Danach ging der Schrein wieder zurück nach Würzburg, wo er jetzt wieder am angestammten Platz im Kiliansdom zu finden ist.

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