Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

Kitzingen/Nürnberg: Fränkischer Autozulieferer Leoni: Aktionäre verlieren ihre Anteile, Investor übernimmt Hälfte der Schulden

Kitzingen/Nürnberg

Fränkischer Autozulieferer Leoni: Aktionäre verlieren ihre Anteile, Investor übernimmt Hälfte der Schulden

    • |
    • |
    Die Bordnetzsparte von Leoni mit seinem Innovationszentrum (Bild) ist in Kitzingen ein großer Arbeitgeber. Der Konzern geht nun einen radikalen Schritt, um sich aus einer Finanzkrise zu retten.
    Die Bordnetzsparte von Leoni mit seinem Innovationszentrum (Bild) ist in Kitzingen ein großer Arbeitgeber. Der Konzern geht nun einen radikalen Schritt, um sich aus einer Finanzkrise zu retten. Foto: Leoni/Sven Cichowicz

    Seit Jahren schlittert der fränkische Autozulieferer Leoni von Krise zu Krise. Der Abgrund ist nah, doch am Montag wurde die vorläufige Rettung verkündet. Demnach macht der Kabelspezialist einen radikalen Schnitt und bekommt einen neuen Eigentümer.

    Die angekündigten Schritte sollen ein Ausweg aus der enormen Verschuldung der Leoni AG sein, werden aber schmerzhaft für die Aktionäre ausfallen. Sie verlieren ihre Anteile – wahrscheinlich ohne Entschädigung. Denn das Unternehmen mit Sitz in Nürnberg und Niederlassung in Kitzingen wird sein Grundkapital auf null herunterfahren und von der Börse gehen.

    Stefan Pierer: Was der neue Investor vorhat

    Zeitgleich will der österreichische Investor Stefan Pierer über diesen Kapitalschnitt mit 150 Millionen Euro bei Leoni einsteigen. Dazu werde eine neue, nicht börsennotierte Aktiengesellschaft gegründet, deren Anteile Pierer kauft. Im Gegenzug übernimmt der Investor der Mitteilung zufolge von den Nürnbergern Verbindlichkeiten über 708 Millionen Euro, was nahezu die Hälfte des Schuldenbergs des Unternehmens ist. 

    Für die Leoni-Niederlassung in Kitzingen mit ihren knapp 1000 Beschäftigten seien die angekündigten Schritte eine gute Nachricht, "denn es geht dort weiter", sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Leonis Produkte seien hierzulande als systemrelevant eingestuft worden, was dem Unternehmen Perspektive gebe.

    In Kitzingen hat Leoni seine Zentrale für Bordnetze, also in Autos kompliziert installierte Kabelstränge. Das Werk gilt intern als Herz des Konzerns, zumal er im vergangenen Jahr im Kitzinger Osten einen einstelligen Millionenbetrag in ein neues Innovationszentrum investierte

    Leoni-Aktie ist seit Jahren auf Talfahrt

    Die Krisen der vergangenen Jahre haben die finanzielle Situation von Leoni immer prekärer gemacht. Zuletzt platzte im Dezember der Verkauf der Kabelsparte an die Stark-Gruppe in Thailand. 400 Millionen Euro hätte das in die Leoni-Kassen spülen sollen. Geld, das seither für die Rettung fehlt.

    Damit nicht genug: In den vergangenen Jahren legte die Leoni-Aktie eine fulminante Talfahrt hin. War das Papier Ende Januar 2018 noch etwa 64 Euro wert, so lag es an diesem Montag bei 0,46 Euro.

    Pierer und Motorräder: Was heißt das für Kitzingen?

    Wohin das Unternehmen mit seinen Wurzeln im 16. Jahrhundert nun steuert, ist nicht klar. Der neue Investor Pierer wird vor allem in Zusammenhang mit Motorrad-Marken wie KTM gebracht. Was das für Leoni bedeutet, sei Spekulation, war am Montag aus dem Unternehmen zu hören.

    Der 66 Jahre alte Pierer gilt in Österreich als einflussreicher Investor in mehreren Bereichen. Mit 20 Prozent der Stimmrechte ist er bereits größter Anteilseigner bei Leoni. Der Rest der Aktien befindet sich weitgehend in Streubesitz.

    Der jetzt angekündigte Rettungsversuch ist freilich noch nicht komplett in trockenen Tüchern. Denn erst werde es noch einen Erörterungstermin mit betroffenen Finanzgläubigern und den Aktionären geben, heißt es in der Mitteilung.

    Rettungsversuch von Leoni: Was jetzt noch ansteht

    Auch die kartellrechtliche Freigabe der Fusion stehe noch aus. "Aufgrund der Einigung mit sämtlichen Konsortialbanken, dem angekündigten Beitritt einer wesentlichen Zahl an Schuldscheingläubigern und der mittlerweile gesicherten Zustimmung der Bürgen sind die erforderlichen Mehrheiten bereits gesichert", gibt sich Leoni zuversichtlich.

    Der anstehende Kapitalschnitt kommt mit Ansage. Denn die Nürnberger hatten diesen Schritt aus der Finanzkrise schon im Februar angedeutet. Am Montag wurde er in der Mitteilung als wegweisend angepriesen: Das Unternehmen mit seinen weltweit 100.000 Beschäftigten werde "über eine signifikant gestärkte Liquidität für das operative Geschäft verfügen und von etwa der Hälfte ihrer Finanzverbindlichkeiten entlastet". Leoni stehe danach "wieder auf einem solideren Fundament", so Restrukturierungschef Hans-Joachim Ziems.

    Klaus Rinnerberger, bisher Aufsichtsratsvorsitzender und bald Vorstandsvorsitzender der Leoni AG (Nürnberg/Kitzingen)
    Klaus Rinnerberger, bisher Aufsichtsratsvorsitzender und bald Vorstandsvorsitzender der Leoni AG (Nürnberg/Kitzingen) Foto: Leoni AG

    Ziems ist seit Anfang April auch vorübergehend an der Spitze des Leoni-Vorstandes, nachdem Aldo Kamper diese Funktion Ende März auf eigenen Wunsch abgegeben und das Unternehmen in Richtung Osram verlassen hatte.

    Zu einem noch nicht festgelegten Datum wird Klaus Rinnerberger Vorstandschef von Leoni, wie das Unternehmen am Montag weiter mitteilte. Der 59-jährige Österreicher ist bislang Aufsichtsratsvorsitzender, werde dieses Mandat dann aber abgeben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden