Für unzählige Pilger waren die weiß-gelben Bauten mit dem schwarz gedeckten Dach das ersehnte Ziel. Jahr für Jahr machten sich etwa 70 Wallfahrten mit knapp 10 000 Gläubigen zur Wallfahrtskirche „Maria im Sand“ und dem angrenzenden Franziskanerkloster auf. Nun müssen die Ordensleute Dettelbach (Lkr. Kitzingen) verlassen, nach gut 400 Jahren. Ende Januar 2017 soll das Kloster geschlossen werden, teilte die Provinzleitung der Deutschen Franziskanerprovinz in München mit. Was dann aus den Bauten wird, ist offen. Wie es mit den Wallfahrten weiter geht, ebenso.
Ende war absehbar
Das Ende sei abzusehen gewesen, sagte Pater Richard Heßdörfer, Guardian des Klosters, aber dass es nun so schnell komme, damit habe man nicht unbedingt gerechnet. Der Grund für die Schließung ist allerdings kein neuer: Die Ordensgemeinschaft könne die Stelle des leitenden Pfarrers der Pfarreiengemeinschaft „Maria im Sand Dettelbach“ künftig nicht mehr besetzen, heißt es in dem Schreiben der Provinzleitung. Allein die Seelsorge für die Wallfahrer sei keine zukunftsfähige Lösung. Fehlender Nachwuchs und der hohe Altersdurchschnitt der Brüder machen der Ordensgemeinschaft bundesweit zu schaffen. In der Diözese Würzburg wurde beispielsweise erst im Herbst 2014 das Kloster Altstadt bei Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) aufgegeben.
Im Fall Dettelbach fällt der Abschied – ausgerechnet im 400. Jubiläumsjahr – nicht leicht. Seit 1616 betreuen die Franziskaner auf Bitten des Fürstbischofs Julius Echter hier die Wallfahrt. „Aber wir müssen uns auch von Orten trennen, die uns sehr ans Herz gewachsen sind, weil uns leider keine Brüder mehr zur Verfügung stehen, die verantwortlich all das weiterführen könnten, was Generationen vor uns aufgebaut haben“, so Provinzialminister Cornelius Bohl.
Noch fünf Patres und ein Bruder
Derzeit leben noch fünf Patres und ein Bruder in dem Kloster, das 1992 letztmals saniert wurde. Es beherbergt das Pfarramt und eine Bibliothek mit 26 000 Bänden, in den Räumen proben die Dettelbacher Musikanten, es treffen sich Meditationsgruppen und eine Flüchtlingsfamilie hat hier Unterkunft gefunden. Außerdem gehört ein großer Garten mit Weinberg zum Areal. Die Patres betreuen neben den Wallfahrten fünf Pfarreien und vier Pfarrfilialen. Wie geht es mit all dem weiter?
Da zuckt der 68-jährige Guardian die Achseln. „Vielleicht findet die Diözese eine Ordensgemeinschaft, die das Haus übernimmt“, hofft er vage. Was aus dem Klosterbau werden soll, dazu könne man derzeit noch nichts sagen, sagte der Provinzsekretär der Franziskaner, Georg Andlinger, auf Nachfrage. Auch über die Zukunft der Patres werde die Provinzleitung noch entscheiden. Und wie geht es mit den Tausenden Wallfahrern weiter? Wer kümmert sich künftig um die Messe, die Betreuung?
Aufgaben der Stadt Dettelbach sollen geklärt werden
Welche Aufgaben möglicherweise auf die Stadt Dettelbach zukommen, will Bürgermeisterin Christine Konrad möglichst bald klären. Sie werde dazu das Gespräch mit den Franziskanern und der Diözese suchen. Dort, in Würzburg, herrschte Bedauern über die Schließung des Klosters und das Ende der Arbeit der Ordensleute vor Ort, konkrete Angaben zur Zukunft gab es aber noch keine. „Wie dieser Weggang aufgefangen werden kann, müssen wir prüfen“, erklärte Domkapitular Monsignore Dietrich Seidel. Ein genauer Zeitpunkt für die offizielle Verabschiedung der Franziskaner steht noch nicht fest.
Für Pater Richard, der zugleich Wallfahrtsseelsorger ist, ist klar: „Mit der Auflösung des Dettelbacher Klosters erleben wir ein Stück Sterbeprozess der Provinz.“ Die Wallfahrtsgruppen müssen nach seiner Einschätzung fortan mehr eigenständig organisieren und sich trotzdem nach Dettelbach auf den Weg machen – auch wenn dort kein Gottesdienst stattfindet. Damit könnte vielleicht die Dettelbacher Wallfahrt und auch ein Stück Volksfrömmigkeit gerettet werden.