Die Vorstellung ist ebenso gewöhnungsbedürftig wie interessant: Frauen dürfen nach der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes vom Dienst an der Waffe künftig nicht mehr ausgeschlossen werden. Für Gesprächsstoff sorgt das Urteil beim Volkacher Pionierbataillon 12 allemal, wobei Kommandeur Carlo Schnell eine "positive Grundstimmung" ausgemacht hat und betont: "Die Wehrpflichtigen sehen das ganz gelassen."
Was vielleicht auch damit zusammen hängt, dass die Volkacher Kaserne bisher schon keine "frauenfreie Zone" war. Birgit Meyer (Obernbreit) und Michelle Schätzlein (Würzburg) stehen in leitenden Funktionen als Sanitäterinnen "ihren Mann" und haben nur beste Erfahrungen gemacht: Sie seien längst "voll akzeptiert" und mit einem "gewissen Selbstbewusstsein" könne man sich in der Männerdomäne Bundeswehr gut behaupten: "Die Jungs hören auf uns", betonen beide unisono.
Dass die Bundeswehr künftig nicht nur im Musik- und Sanitäterbereich den Frauen offen steht, sehen sie allerdings "als problematisch" an, weil zwischen Frauen und Männern "rein vom Körperlichen her" einfach Unterschiede bestehen. Umorientieren werden sich die jungen Frauen auf keinen Fall, wobei sie sich generell schon freuen, dass künftig mehr Geschlechtsgenossinen auch in Volkach ihren Dienst leisten. Bis dahin dürfte allerdings noch einige Zeit ins Land gehen. Vor "Anfang nächsten Jahres" werde es kaum zur Frauen-Invasion kommen, vermutet Schnell. Oder anders ausgedrückt: "Frau Oberst wird noch einige Zeit auf sich warten lassen." Innerhalb seiner derzeit 1 100-Mann starken Truppe dürfte sich, so seine Schätzung, die Zahl der Frauen künftig bei um die 30 einpendeln.
Motivierte Frauen
Die Öffnung der Bundeswehr für Frauen sieht er pragmatisch: Mit Blick auf andere Armeen wie Amerika oder England sei "das Urteil schon lange fällig gewesen", um überrascht zu sein bestehe also nicht der geringste Anlass. Und außerdem: "Mir ist eine motivierte Frau lieber als ein Mann, der sich einfach nur so verpflichtet hat."
Was die Infrastruktur angeht, so werde man die neue Situation "schnell in den Griff bekommen". Letztlich könne man hier auf die Erfahrungen anderer Länder zurückgreifen und müsse das Rad nicht neu erfinden. Probleme sieht Schnell nur in zwei Bereichen: Zum einen könnten Frauen nicht jede Arbeit machen, gerade bei den Pionieren sei sehr oft "Knochenarbeit" angesagt. Zum anderen werde nun wieder die Diskussion um die Berufsarmee angeheizt, weil plötzlich eine Ungleichbehandlung da ist: Männer müssen und Frauen dürfen zur Bundeswehr. Deshalb allerdings die Wehrpflicht zu kippen, sähe Schnell "als Riesenfehler" an, weil man in Deutschland bisher "sehr gute Erfahrungen mit dem System gemacht" habe.
Aber egal wie die Diskussion ausgeht, eines steht für den Volkacher Kommandeur jetzt schon fest: Mit den Frauen werde "die Akzeptanz der Bundeswehr in der Bevölkerung erhöht."