Dicht gedrängt saßen und standen am Montagabend die Zuhörer im Sitzungssaal des Volkacher Rathauses. Über 50 Bürger wollten wissen, wie es mit ihrem dringend sanierungsbedürftigen Freibad weitergeht. Eine eindeutige Antwort darauf gab es zwar auch nach einer langen Diskussion zwischen Ratsmitgliedern, Experten und Bürgern nicht, aber zwei Dinge wurden deutlich. Erstens herrscht im Stadtrat Einigkeit darüber, dass die Volkacher per Ratsbegehren über die Zukunft ihres Freibads – und die damit verbundenen Schulden für die Sanierung – abstimmen sollten. Zweitens ist es aktuell wahrscheinlich, dass das Freibad im Sommer 2019 aufgrund der vielen Schäden geschlossen bleibt.
Entscheidung im Frühjahr
Endgültig entschieden wird das allerdings erst im Frühjahr. Nach dem Frost. Dann, so erläuterte Fliesenlegermeister Reiner Wiederer während der Sitzung, könne man definitiv beurteilen, ob Reparaturen noch einmal ausreichen, um das Bad wiedereröffnen zu können. Problem sind laut Bürgermeister Peter Kornell (Freie Wähler) nicht nur die schadhaften Fliesen, wegen denen das Nichtschwimmerbecken im Juli bereits einige Tage gesperrt war, sondern vor allem auch die kaputten Beckenköpfe. 40 Kubikmeter Wasser verlieren die Becken Kornell zufolge pro Tag, das sind fast 450 Badewannen. Da dieses gereinigt und gechlort sei und viel davon im Erdreich versickere, sehe er darin auch ein mögliches Umweltproblem.
Kosten bis zu 5,7 Millionen Euro
Seit 1967 ist das Bad in Betrieb, eine umfassende Sanierung ist unausweichlich. Bauhofleiter Harald Troll sagte dazu: „Das sinnvollste wäre ein komplettes Edelstahlbecken.“ Die geschätzten Kosten dafür liegen laut der Studie von Fritz-Planung aus 2017 bei mindestens 4,1 Millionen Euro für ein Kombi-Becken und bei bis zu 5,7 Millionen Euro für beide Becken.
Kann und will die Stadt Volkach sich das leisten, nachdem sie für das Hallenbad bereits 3,8 Millionen Euro neue Schulden aufgenommen hat? Kornells Idee: Die Volkacher stimmen am 26. Mai 2019, dem Tag der Europawahl, in einem Bürgerentscheid über die Sanierung ab. Die Verknüpfung mit der Europawahl spare Kosten in Höhe von rund 17.000 Euro.
Förderprogramm
Das erst in einem halben Jahr grundsätzlich zu entscheiden, dauert Jochen Flammersberger (Bürgerliste) zu lange. „Ich sehe, dass wir so ein halbes Jahr verlieren“, sagte er. Zwischenapplaus aus dem Publikum. Allerdings, wandte der Bürgermeister ein, gebe es das Förderprogramm des Freistaats Bayern für Schwimmbäder aktuell noch nicht. 25 Prozent der förderfähigen Kosten stünden da aktuell im Raum, darauf könne man nicht verzichten. Der Vorschlag Flammersbergers, sofort über einen Grundsatzbeschluss für den Erhalt des Bades abzustimmen, wurde in der anschließenden Diskussion verworfen.
Kein Schnellschuss
Ohne Betrag keine Abstimmung, betonte Peter Haupt (FW). Sein Fraktionskollege Herbert Römmelt wandte ein, dass es nicht nur um die Sanierung des Beckens gehe. „Sanitärbereich und Umkleiden sind zum Teil eine Zumutung.“ Anja Hirt (FW), nach eigenem Bekunden fleißige Freibad-Gängerin, betonte dessen Bedeutung als Freizeitstätte für alle. „Aber“, an Flammersberger gewandt, „ein Schnellschuss ist nicht sinnvoll“. Sie plädierte klar dafür, die Bürger darüber abstimmen zu lassen. Eine Meinung, der sich Dieter Söllner (SPD) anschloss: „Ich halte ein Ratsbegehren für sehr sinnvoll.“
- Lesen Sie auch den Standpunkt pro Ratsbegehren: Aus oben wird unten
- Contra so viel Mitbestimmung: Wer möchte schon auf etwas verzichten?
Konkrete Zahlen fehlen noch
Einig waren sich alle, die Bürger in dem Fall vorab umfassend informieren und in die Diskussion einbeziehen zu wollen. So müsse man auch darauf hinweisen, dass auch „ein Rückbau des Schwimmbads Kosten verursachen“ würde, merkte etwa Zweite Bürgermeisterin Gerlinde Martin (CSU) an. Als nächster Schritt steht nun an, die Studie von 2017 aktualisieren zu lassen, um so möglichst konkrete Zahlen zur Sanierung vorlegen zu können.
Und was ist nun mit draußen Schwimmen im Sommer 2019? Einen Hoffnungsschimmer verbreiten wollte diesbezüglich Elmar Datzer, Zuhörer und als Ingenieur Ende der 80er Jahre an der letzten großen Sanierung des Freibads beteiligt. Er wolle sich einbringen und dazu beitragen, dass die Erhaltung des Badebetriebs mit vertretbarem Aufwand zu schaffen sei. Seine große Sorge: „Wenn ein Freibad erst mal zu ist, ist es unheimlich schwer, es wieder ans Netz zu bringen.“