32 Meter ist sie hoch, ein Zeichen der Demokratie. Doch wie an der Demokratie muss auch an der Gaibacher Konstitutionssäule immer wieder mal gearbeitet werden. Es bröckelt, es wackelt, es rostet. Seit Sommer wird die Säule, die von einer Anhöhe nördlich von Gaibach weit ins fränkische Land ragt, restauriert. Etwa ein Jahr lang werden die Arbeiten dauern.

Den Grundstein im gräflichen Schlosspark legte im Jahr 1821 Franz Erwein Graf von Schönborn, ein Vorfahre des jetzigen Herrn der Säule, Paul Graf von Schönborn. Das Wahrzeichen erinnert an einen Meilenstein in der bayerischen Geschichte: die Verfassung von 1818. Deswegen reiste im vergangenen Jahr auch hoher Besuch aus München an. Ministerpräsident Markus Söder gedachte des 200. Jahrestages mit einem Bürgerfest unter der Säule.
Leuchten statt Feuer


Wie alle anderen Besucher auch, durfte auch Söder nicht auf die Plattform der Säule. Zu gefährlich. Die Balustrade ist zu niedrig, das Risiko, herunterzufallen zu groß. Das wird sich auch nach der Renovierung nicht ändern, teilt das Haus Schönborn mit. Aber dafür wird die bronzene Flamme wieder neu erstrahlen. Sie wird laut Paul Graf von Schönborn neu vergoldet und "die Säule in einen neuen Glanz versetzen". Brennen wird oben in der Höhe kein Feuer mehr – so hatte es der Architekt, Leo von Klenze, eigentlich gedacht – aber es wird eine Beleuchtung installiert.

Die wichtigste Aufgabe der Restauratoren ist es, die Korrosion im Bauwerk zu stoppen. Von Schönborn erklärt, dass es für Baukonstruktionen im 19. Jahrhundert typisch war, umfangreich Eisen zu verbauen. "Die verbauten Eisenklammern und Befestigungen des Metallaufsatzes sprengen aufgrund des Volumenzuwachses, verursacht durch Korrosion, ganze Steinpartien vom gesunden Stein ab", beschreibt er die Schäden an der Säule. Selbst kleinere Risse in den Steinen führen so zu Abplatzungen. Darüber hinaus werden sämtliche Fugen überprüft und gegebenenfalls ersetzt. Die Kuppel, die auch aus Bronze besteht, wird ebenfalls auf Beschädigungen geprüft.

Stolz auf den Vorfahren
Es gibt einiges zu tun, denn die letzte Restaurierung der Säule liegt etliche Jahrzehnte zurück. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Denkmal das letzte Mal bearbeitet. Finanziell wird das Haus Schönborn – wie andere Denkmalbesitzer auch – bei der Restaurierung vom Freistaat unterstützt. Im Sommer 2020, zum 202. Geburtstag der bayerischen Verfassung, soll die Konstitutionssäule frisch überholt ins Land leuchten – passend zum Stellenwert, den sie für Bayern und auch für das Haus Schönborn hat. Paul Graf von Schönborn ist stolz auf seinen Vorfahren Franz Erwein. "Ein Familienmitglied stellt als überzeugter Demokrat während einer Monarchie eine Säule zu einer Verfassung auf", sagt er. "Es ist ein wichtiger Teil der bayerischen Geschichte, der in seiner Form einzigartig ist."
Die Konstitutionssäule in Gaibach Das markante Bauwerk oberhalb von Gaibach hat Franz Erwein Graf von Schönborn (1776-1840) in den Jahren 1821 bis 1828 zur Erinnerung an die Bayerische Verfassung von 1818 errichten lassen. Sie sollte laut dem Historischen Lexikons Bayerns als Mittelpunkt jährlich stattfindender Verfassungsfeiern dienen und ist ein Monument des frühen Konstitutionalismus'. Als Architekten konnte von Schönborn Leo von Klenze (1784-1864) gewinnen, der den Bau einer 32 Meter hohen kannelierten Säule auf einem dreistufigen Podest vorschlug. Zur Bekrönung des zylinderförmigen Säulenabschlusses plante von Klenze einen bronzenen Kandelaber, heißt es im Historischen Lexikon. Mit den Bauarbeiten wurde auch das Gaibacher Schloss umgebaut. Schönborn ließ dort einen sogenannten Konstitutionssaal einrichten, der mit Wandmedaillons, auf denen die Grundsätze der Verfassung standen, und einer Marmorbüste des Verfassungsgebers Maximilian I. Joseph ausgestattet wurde. Die Säule bildete somit nicht nur ein solitäres Monument, sondern war gemeinsam mit dem Saal Teil eines Gesamtkonzepts, so das Lexikon.