Im Fasching sind Caroline Gambichler und Carina Lohmann in ihrem Element. Die beiden Frauen, im täglichen Leben Chemielaborantin und Verwaltungsangestellte, genießen es, bei Prunksitzungen zu zweit auf der Bühne zu stehen und ein bisschen Klamauk zu verbreiten.
Gemeinsam mit Keyboarder Markus Lorey stehen die Kirchschönbacherinnen in dieser Saison in den fünfeinhalb Wochen bis Aschermittwoch bei 25 Auftritten auf den Bühnen in der Region. Meistens sind sie freitags und samstags unterwegs, an einem Abend bis zu fünfmal. Von Kist bis nach Wiesentheid, Seinsheim, Rimbach, Schwebheim, Kitzingen, bis Giebelstadt, führt ihre närrische Tour bis Aschermittwoch durch große und kleine Säle. Einen Abend haben wir sie begleitet.
Zahlreiche Kilometer und dreimal am Abend ziehen sie sich um

Es ist Samstag, kurz nach 23 Uhr, in einigen Minuten kommt der letzte von vier Auftritten. Bevor sie in Laub angekommen sind, haben sich Caro und Carre, so ihre Spitznamen, zum dritten Mal in wenigen Stunden umgezogen. Hinter ihnen liegen etliche Kilometer Fahrt, doch stressig scheint das für die drei nicht zu sein. Die Mädels strahlen über das ganze Gesicht, als sie am letzten Termin ankommen. "Wenn du das nicht liebst, dann machst du so was nicht", sagt Carina Lohmann und zeigt auf den voll besetzten Saal, wo die Zuschauenden gerade einen Schautanz auf der Bühne beklatschen.
"Wenn du das nicht liebst, dann machst du so was nicht."
Carina Lohmann
Wie üblich an den Tour-Tagen haben sich Lorey und Lohmann am Spätnachmittag bei Caroline Gambichler getroffen. Lohmann hat sich für heute von ihrem achtjährigen Sohn verabschiedet, der beim Vater zu Hause bleibt. "Der findet das schon witzig. Aber wenn ich sechs Wochen jeweils am Wochenende weg bin, ist das nicht immer so einfach", sagt sie.

Bevor es losgeht, wird noch einmal das Programm geprobt. Das fiel nämlich in den Tagen zuvor aus, weil sich Lohmann erkältet hatte. Im Schnelldurchlauf werden die drei Nummern durchgemacht, die auch Passagen mit Gesang beinhalten.
Während des Abends erzählen sie von ihren Anfängen vor fast 25 Jahren, als beide als Teenager im Heimatort auftraten. Beide sind von klein auf Freundinnen. Die Tanzgruppen im Heimatort waren nicht ihr Ding, also wurde es ein gemeinsamer Sketch. Vor allem bei Lohmann lag der Fasching nahe, Vater und Mutter gehörten seit jeher zu den Stützen im Kirchschönbacher Carnevalsverein und traten selbst auf.
"Man darf sich eben selbst nicht so ernst nehmen."
Caroline Gambichler
An Einfällen und Ideen mangelt es Gambichler und Lohmann nie, wie sie sagen. "Wir fangen meist im Sommer mit dem Thema an. Jeder notiert sich, wenn er Ideen hat, dann erzählen wir sie uns gegenseitig und stimmen es ab", sagt Gambichler. Verbessert und ergänzt wird bei den wöchentlichen Proben.

Keyboarder Markus Lorey, der die beiden seit 2019 begleitet, sucht die entsprechenden Lieder und Melodien dazu. Meist sind sie an bekannte angelehnt, wie diesmal "Das ganze Leben ist ein Quiz", oder "Er nahm den Schirm und schiebte los". Lorey, der im Dorf auch die Kirchenorgel spielt, ist der ruhende Pol bei dem Trio. Er überlässt den Mädels das Rampenlicht und bleibt im Hintergrund.
Bei ihren Beiträgen haben sich die zwei Närrinnen ganz alltägliche Themen ausgesucht. Sie veralbern Männer, das Publikum, den Zeitgeist, liebend gerne auch sich gegenseitig. Ob sie vor den Auftritten, oder auf der Bühne, nervös sind? "Nein, wieso auch? Wir verlieren schon mal den Faden, das merken die Leute meistens nicht, wir albern einfach weiter. Man darf sich eben selbst nicht so ernst nehmen", lautet Gambichlers Rezept.

Als Chauffeur zu den Auftritten ist diesmal Franz Murk, Gambichlers Partner, im Einsatz. Er steuert als erste der vier Stationen auf dem heutigen Tourplan Ebenhausen an. Alles ist genau getaktet, gegen 20 Uhr stehen sie in dem Ort im Landkreis Bad Kissingen auf der Bühne, als erste Bütt des Abends. Applaus, Orden, danke schön, und Auszug. "Das hat gepasst", schauen sich die Mädels zufrieden beim Einsteigen an.
Der Zeitplan ist straff, der nächste Termin hat sich verschoben
Das Auto braust weiter nach Schwebheim, der Zeitplan ist knapp. Nur 45 Minuten später marschieren sie dort im Saal der Kräuter-Elf ein. Auch hier läuft es, die Leute machen mit. Vor dem nächsten Auftritt in Kirchschönbach müssen sich die beiden Frauen umziehen. Das geht praktischerweise bei einem Zwischenstopp bei Gambichler daheim. Allerdings ist die Zeit knapper, als gedacht, weil sich dort der Plan etwas verschoben hat. Auch das bringt die drei nicht aus der Ruhe, im Gegenteil. Bei ihrem Heimspiel kennen sie nahezu alle und werden schon erwartet.

Unter der Treppe zum Saal, auf wenigen Quadratmetern, ist der Backstage-Bereich für die Auftretenden. Die Mädels begrüßen die anderen Akteure und Büttenredner, die noch oder schon da sind. Vor heimischer Kulisse zeigen die Zwei ihr neues Stück als Premiere, wofür sie tosenden Beifall bekommen.
Wieder ist hinterher nicht viel Zeit, der letzte Auftritt im Nachbarort steht an, für den sie sich erneut umziehen. Das geht ruckzuck, die anschließende Fahrt ist nicht lange. In Laub heißt es, kurz warten bis die Mädels aus Kirchschönbach dran sind. Im Vorraum treffen die Mädels "Lubber und Babbo", ein Duo, das schon bei Fastnacht in Franken auftrat. Mit den beiden wird schnell noch ein Foto gemacht.
Auch nach vier Auftritten wirken sie nicht gestresst

Schließlich geht es auf die Bühne, wo diesmal die Nummer "Zirkus" angesagt ist. Dabei spielt Carina Lohmann die Direktorin, die sich eine Person aus dem Zuschauerraum als Assistenten aussucht. Diese muss jeweils das Publikum animieren. Das ist an dem Abend auch noch ihr Chef im Berufsleben, Prichsenstadts Bürgermeister René Schlehr, der die Rolle bravourös mitspielt.
Um 23.50 Uhr ist für das närrische Duo und ihrem Keyboarder Feierabend. Geschafft oder gestresst, wirken sie nicht, im Gegenteil, die Mädels strahlen. Warum sie das alles in Kauf nehmen "Wir haben einfach Lust darauf, uns macht das so viel Spaß", erklärt Carina. Die nächsten Auftritte können kommen.