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Iphofen: Fußball-Pleite: LKA prüft angebliche  Finanzhilfe von Knauf-Sohn

Iphofen

Fußball-Pleite: LKA prüft angebliche  Finanzhilfe von Knauf-Sohn

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    Da zeigten sie sich noch öffentlich als Freunde: Carlo Knauf (rechts) und der Präsident von Wacker Nordhausen, Nico Kleofas, im Jahr 2017.
    Da zeigten sie sich noch öffentlich als Freunde: Carlo Knauf (rechts) und der Präsident von Wacker Nordhausen, Nico Kleofas, im Jahr 2017. Foto: Dirk Pille

    Ein kleiner Verein aus Thüringen zahlt einen hohen Preis für die ehrgeizigen Ziele seines Präsidenten. Nico Kleofas wollte mit dem Fußball-Regionalligisten Wacker Nordhausen in die dritte  Liga aufsteigen. Doch die Kosten galoppierten davon, auch wenn es so schien, als stünde der  unterfränkische Weltkonzern Knauf aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) finanziell hinter dem Verein.

    Wacker Nordhausen stellte Insolvenzantrag

    Das scheint nicht der Fall zu sein. Seit Monaten jagt in den Thüringer Medien eine Schlagzeile über die Finanzkrise bei Wacker Nordhausen die andere. Investoren klagten über nicht zurück gezahlte Kredite und bemühen Gerichte in Thüringen, Würzburg und Nürnberg, um wieder zu ihrem Geld zu kommen. Denn die ausgegliederte Betriebsgesellschaft, über die Präsident Kleofas die Geschäfte des Fußballvereins steuerte, war inzwischen pleite. Ende Juni blieb dann laut eigener Pressemitteilung auch dem Gesamtverein nur noch der Gang zum Insolvenzrichter. Der Präsident warf das Handtuch.  

    Dem Insolvenzverwalter zufolge muss der Verein weit mehr Geld ausgegeben haben, als er hatte. Große Namen aus dem Fußball zeugen vom kostspieligen Ehrgeiz des kleinen Viertligisten. Unter den Nachwuchsspielern, die Wacker Nordhausen holte, war Lucas Scholl, Sohn des frühere Bayern-Stars Mehmet Scholl. 2017 war laut Pressemitteilung der einstige Nationalspieler Maurizio Gaudino als Berater zu Wacker gekommen, dann auch der einstige Bundesliga-Torschützenkönig Ulf Kirsten.

    Carlo Knauf als Mäzen präsentiert

    Mit den Eintrittsgeldern der Zuschauer in der vierten Liga ließ sich das nicht finanzieren. Der Verein nutzte jahrelang einen guten Namen aus der Finanzwelt, um Geldgeber zu gewinnen: Der Knauf-Konzern aus Iphofen betreibt in der Nähe von Nordhausen ein Zweigwerk. Und ein gutes Dutzend Zeitungsartikel belegen, wie seit etwa 2016 Carlo Knauf, Sohn des langjährigen Firmenchefs Nikolaus Knauf, bei  Wacker Nordhausen als Gönner des heimischen Fußballs hofiert wurde. Medienvertretern gegenüber scheute Vereinschef Nico Kleofas demnach nicht einmal den Vergleich zwischen Knauf und Dietmar Hopp, Sponsor bei Bundesligist 1899 Hoffenheim.

    Bei Kreditgesprächen mit dem Nordhäuser Sparkassen-Direktor soll der Verein versichert haben: Knauf sei es ein persönliches Anliegen, beim Aufstieg in die dritte und dann sogar zweite Liga dabei zu sein. So steht es im Bericht des Insolvenzverwalters. Kleofas sei es "immer nur darum gegangen, das Geld für die Verwirklichung dieser Zielsetzung zu bekommen". 

    Bürgschaft mit falscher Unterschrift?

    Investoren liehen Wacker laut Gerichtsunterlagen, die der Redaktion vorliegen, zuletzt noch rund eine Million Euro. Als 2019 Rückzahlungen ausblieben, gingen sie davon aus,  Knauf würde für die Schulden gerade stehen. Denn mit einer Bürgschaft mit Knaufs Unterschrift als Sicherheit hatte Präsident Kleofas sie erst zu dem Geschäft bewegt, sagt der Frankfurter Anwalt eines Investors, Matthias Schröder.

    Knauf allerdings sagt: Seine Unterschrift sei gefälscht. Seine Anwälte haben das Gutachten eines Schriftexperten vorgelegt, das diese Version stützt. Kleofas bestritt eine Fälschung, äußert sich auf Anfrage aber nicht mehr zu dem Fall.

    Versprechen: Knauf bei Aufstieg in die dritte und zweite Liga dabei 

    Carlo Knaufs Anwalt sagt indes auf Nachfrage der Redaktion: Sein Mandant wolle "als Geschädigter" zu laufenden Verfahren keine Stellungnahme abgeben. Der Knauf-Konzern hatte bereits zum Jahreswechsel mitgeteilt: "Unternehmen der Knauf-Unternehmensgruppe haben Wacker Nordhausen zu keiner Zeit in nennenswertem Umfang finanziell unterstützt."

    Der Insolvenzverwalter schreibt dagegen in seinen Bericht, der Fußballverein habe bis 2019 der Gebrüder Knauf Verwaltungsgesellschaft in Iphofen 5,5 Millionen Euro "für Sponsorenleistungen" in Rechnung gestellt. "Zahlungen erfolgten nicht", heißt es weiter. Die Summe sei stattdessen mit einem Darlehen von Carlo Knauf verrechnet worden.

    Staatsanwaltschaft prüft möglichen Betrug und mögliche Urkundenfälschung 

    Der Insolvenzverwalter sieht noch viel Klärungsbedarf in der Geschäfsbeziehung und vermisst schriftliche Belege. Investoren haben Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Mühlhausen gestellt. Das LKA durchsuchte daraufhin die Geschäftsstelle von Wacker und suchte nach Unterlagen auch bei Kleofas und Knauf. Laut Staatsanwalt wird nun der Verdacht auf Betrug und Urkundenfälschung geprüft. Mit Ergebnissen sei erst in einigen Monaten zu rechnen. 

    Unterdessen ist der Fall aus dem Sport auch Thema beim "Handelsblatt". Der  Insolvenzverwalter sagte dem Wirtschaftsmagazin gegenüber, er hoffe, dass echte Sponsoringverträge mit dem Konzern noch auftauchen. Denn Forderungen in Höhe von elf Millionen Euro lassen sich mit einem Vermögen von einer Million Euro allein nicht bedienen.  

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