Der Trend geht seit längerem hin zur Urnenbestattung. Ein Grund, weswegen sich die Marktgemeinde Seinsheim intensiv Gedanken über die Umgestaltung ihrer Friedhöfe macht. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates war Hubert Schmitt, Vorsitzender des Vereins Gütegemeinschaft Friedhofsysteme, zu Gast, der nach einer vorausgegangenen ausführlichen Besprechung auf den Friedhöfen der Gemeinde Ideen zu Friedhofsentwicklung vorstellte.
Der Friedhof der Zukunft wird sich laut Schmitt zu einem Park mit viel Grünflächenanteil entwickeln. Er werde zunehmend ein Ort nicht nur für die Toten, sondern für die lebende Bevölkerung sein. Er werde auch eine Kommunikationsfläche sein, erläutere Schmitt.
Er zeigte einige Bilder von Urnenerdgräbern und von Urnenstelen. Bei Urnenerdgräbern empfahl der Referent ein Rohrsystem, in dem pro Urnengrabstelle zwei Schmuckurnen Platz fänden.
Für Stelen, zum Beispiel eine Kombination mit drei Stelen mit insgesamt zehn Urnenplätzen, schlug er für Seinsheim die Grünfläche gleich links vom Eingang vor. In Tiefenstockheim könnten diese auf der jetzigen Schotterfläche, auf der derzeit der Wasseranschluss ist und die Mülltonne steht, verwirklicht werden. Die Hanglage im Wässerndorfer Friedhof lässt nach Schmitts Ansicht eher Urnenerdgräber zu.
"Wir müssen Friedhof für Friedhof angehen", meinte Bürgermeisterin Ruth Albrecht. Schmitt meinte, dass es keine "großen Sachen" sein, für die man einen Planer benötige. Bei aufgelassenen Familiengräbern empfahl Schmitt, diese mit Bodendeckern zu bepflanzen. Dies reduziere den Pflegeaufwand und verhindere Unkrautwuchs.
Aufgefallen ist dem Fachmann, dass in den Friedhöfen viel Kies auf den Wegen oder den freien Grabflächen liegt. Auf dem aufgebrachte Rundkorn- oder Rollkies lasse sich schwer laufen und sei für Rollatoren ungeeignet. Wassergebundene Oberflächen seien da wesentlich besser. Wann und wie mögliche Maßnahmen umgesetzt werden, das entscheiden die Dringlichkeit und das Budget, meinte Schmitt.
Der Gemeinderat beschäftigte sich auch mit der Errichtung einer Kleinwindkraftanlage auf einem Anwesen in der Frankenstraße in Seinsheim. Die Anlage ragt etwa zwei Meter über die Firstkante hinaus. Solche Anlagen sind bis zu einer freien Höhe von zehn Metern verfahrensfrei, erläuterte Albrecht. Der Rat stimmte mit acht gegen drei Stimmen zu. Weitere bau- und denkmalrechtlichen Belange muss die Untere Bauaufsichtsbehörde prüfen. Nachdem zwischenzeitlich fehlende Unterlagen nachgereicht worden waren, hat die Bürgermeisterin nun, wie vom Gemeinderat ermächtigt, das Einvernehmen zur Errichtung eines Tiny-Houses in Tiefenstockheim erteilt.