"Was für ein merkwürdiges Restaurantkonzept. Die beiden werden sich ins Unglück stürzen." So dachten die Eltern von Ramona und Markus Söder im Stillen, als das Paar 2013 das Lokal "Alter Esel" in Marktbreit übernahm.
Statt einer festen Speisekarte gab es jede Woche ein anderes Sechs-Gänge-Menü. Und das war nicht typisch fränkisch: Im Angebot fanden sich zwar regionale Produkte, aber international gekocht. Ramona schrieb nur auf eine Tafel an der Wand, was es zu essen gab.

Diesem Konzept ist das Ehepaar Söder bis heute treu geblieben – und der Erfolg gibt ihnen recht. Zum siebten Mal in Folge wurde ihr Restaurant jetzt von den Gourmet-Experten des Guide Michelin mit dem "Bib Gourmand" prämiert. Das ist die Auszeichnung für Lokale, die bei bester Qualität attraktive Preise haben. "Das ist ein echter Ritterschlag für mich, ich freue mich wirklich sehr", sagt Koch Markus Söder.
Der Bib Gourmand gilt als Geheimtipp der Feinschmecker, steht für das beste Preis-Leistungs-Verhältnis des Guide Michelin. Die Auszeichnung erhielten in diesem Jahr deutschlandweit nur 199 Restaurants, acht davon sind in Unterfranken, zwei im Landkreis Kitzingen – und beide in Marktbreit.

Wenn Markus Söder vom Kochen erzählt, dann leuchten seine Augen. Man merkt sofort: Dieser Mann kocht mit viel Liebe. "Köstliches Essen mit vielen Aromen selbst zu kreieren, das ist meine Leidenschaft", sagt der 52-Jährige.

Als Kind stand Söder gerne neben seiner Mutter in der Küche, schaute ihr über die Schulter. "Fast alle Zutaten kamen bei uns Zuhause aus dem eigenen Garten, das hat mich sehr geprägt", sagt er. "In eine frische Möhre, die direkt aus der Erde gezogen wird, reinzubeißen, das ist für mich immer noch ein Genuss."
Im "Alten Esel" machte Markus Söder sein Hobby zum Beruf
Als Jugendlicher wollte er aber zuerst Förderschullehrer werden. Das Studium brach er ab. "Das war einfach nichts für mich. Ich wollte lieber praktisch arbeiten und mein Hobby zum Beruf machen", erzählt er heute. Mit 25 begann er eine Kochlehre im Hotel Polisina in Ochsenfurt. Den Schritt hat er nicht bereut.

Seine Frau Ramona lernte Markus in einem Gourmetrestaurant in Würzburg kennen: Er war Koch, sie Restaurantfachfrau. Gemeinsam ging das Paar dann in die Schweiz, arbeitete dort sieben Jahre in der Gastronomie. "Zufällig las ich in der Schweiz im Internet eine Anzeige, dass das Lokal Alter Esel in Marktbreit zum Verkauf steht", erzählt Markus Söder. "Es hat mich wie der Blitz getroffen. Das ist unser Schicksal, dachte ich, da müssen wie jetzt hin und das Haus übernehmen."

Im März 2013 eröffneten die Söders den "Alten Esel" in Marktbreit
Die 42-jährige Ramona ergänzt: "Wir hatten damals schon länger von der Selbstständigkeit geträumt, und Markus sagte immer: Wenn wir mal was eröffnen, müsste es so schön und intim sein wie der 'Alte Esel' in Marktbreit." Das denkmalgeschützte, kleine Eckhaus mit Sprossenfenstern wurde 1780 gebaut, liegt mitten im historischen Ortskern von Marktbreit. Die Söders kauften den "Alten Esel" Anfang 2013, eröffneten gleich im März.

"Bei uns soll man das Gefühl haben, dass man mit ein paar guten Freunden in unser Wohnzimmer zum Essen kommt", sagt Ramona Söder. Maximal 20 Gäste haben in ihrer Gaststube Platz. Im ersten Stock kommen noch einmal 30 Plätze dazu. Genauere Informationen zu den Speisen auf der wöchentlich wechselnden Menükarte gibt die Restaurantfachfrau direkt am Tisch. Feste Angestellte haben die Söders nicht, dafür langjährige Aushilfen.
Dass das Ehepaar mit viel Leidenschaft dabei ist, wissen nicht nur die Gourmet-Inspektoren zu schätzen. "Auch unsere anfangs sehr skeptischen Eltern finden unser Restaurantkonzept inzwischen gut und sind sehr stolz", sagt Markus Söder augenzwinkernd.