Was ist mit der Trauerweide im Wiesentheider Schlosspark los? Verdorrt, sichtlich schlecht sieht der Baum aus, der unweit des Eingangs von der Parkstraße aus steht. Die Weide gilt als einer der markantesten Bäume im Park – und wohl in Wiesentheid. Mit ihren sonst herrlichen, bis zum Boden hängenden grünen Ästen und Zweigen und der Steinbank davor diente sie als Motiv für unzählige Hochzeitsfotos und Erinnerungsbilder.
Besorgt zeigten sich auch einige Menschen in den sozialen Netzwerken. "Oh je, der Baum trauert im wahrsten Sinne des Wortes", kommentierte ein User ein aktuelles Bild. Der Fotograf hatte eines aus dem Vorjahr neben ein aktuelles Foto gestellt, um die Unterschiede zu zeigen. Voriges Jahr sei die Weide noch in voller Pracht gewesen, jetzt "scheint sie quasi tot", schrieb einer.
Schlosspark gehört Haus Schönborn, die Gemeinde pflegt die Bäume
Der Baum ist ein Prachtexemplar im Schlosspark, der dem Haus Schönborn gehört, aber von der Gemeinde Wiesentheid gepflegt wird. Laut dem Baumkataster, das vor einigen Jahren für den Park erstellt wurde, handelt es sich um die Gattung "Salix alba Tristis".

Verwaltungsleiter Christian Sturm hat auf Anfrage darin geblättert: Die Höhe betrage derzeit neun Meter, der Stammumfang 2,86 Meter, die Krone hat einen Durchmesser von neun Metern. "Der Baum ist circa 85 bis 90 Jahre alt. Alle Bäume im Gemeindegebiet werden jährlich von einem zertifizierten Baumkontrolleur begutachtet", schreibt die Verwaltung.
Baumstamm der Trauerweide ist zu zwei Dritteln ausgehöhlt
Bereits 2019 sei aufgefallen, dass die Weide an Vitalität verliert. Ihr Erhalt wurde als wichtig angesehen. Vergangenes Jahr schauten sich laut Sturm zwei zertifizierte Baumkontrolleure und ein Gärtnermeister den Baum näher an. Dabei stellten sie fest, dass der Baumstamm auf etwa zwei Drittel der Länge ausgehöhlt ist, was meist durch inneren Pilz- oder Fäulnisbefall im Alter geschehe. Der verbleibende Stammrest wurde als vital eingestuft, es liege also kein Wassermangel vor.

Nach Ansicht der Fachleute handele es sich "um reguläre Altersschäden". Der Baum habe also keine hohe Lebenserwartung mehr, weil er sein Zielalter erreicht beziehungsweise schon überschritten habe. "Trauerweiden werden rund 80 bis 100 Jahre alt, dieses Alter hat der Baum erreicht. Es war also absehbar und zu erwarten, dass die Vitalität nachlässt und der Baum damit anfälliger wird und auf Dauer auch absterben wird", zitiert der Verwaltungsleiter das Ergebnis.
Baumexperte hat noch Hoffnung, dass die Trauerweide zu retten ist
Der Wiesentheider "Baumexperte" Erwin Jäger, der monatlich Führungen im gräflichen Park hält, hofft, dass noch etwas zu machen ist bei der einst so herrlichen Trauerweide. Er schildert einen Rat, den Experten gaben: "Auf den Winter warten und sie dann richtig zurück schneidet. Dann müsste man sie richtig und häufig gießen, damit sie wieder ausschlägt."
