Es gibt diese Paare, die zusammengehören. Wurst und Senf sind solche Partner, lange Haare und Rockmusik sind ein anderes Paar. Und wo eingefleischte Biker sind, dürfen auch die leicht bekleideten Blondinen nicht weit sein. Und leicht bekleidet ist eine züchtige Untertreibung für das Äußere, mit dem eine Handvoll junger Damen am Wochenende auf dem Autohof Strohofer durch die Motorradreihen schlenderte. Eine knappe Jeans ist alles, was die Ladies anhaben. Der Oberkörper ist nur „bekleidet“ mit greller Body-Painting-Farbe. Die Biker johlen, pfeifen und lassen sich gemeinsam mit den Damen und den heißen Öfen fotografieren.
„Das Wochenende war richtig toll, das kann man nicht anders sagen“, sagt Rita Schiffler, Marketingchefin des Autohofs, der die Veranstaltung gemeinsam mit den Knight Riders organisiert, am Sonntagabend. 23 000 Motorradfahrer aus dem ganzen Bundesgebiet, teilweise sogar angereist aus dem Ausland, präsentieren ihre vielfältige Szene. Vielfältig, weil – das lernt man am Wochenende in Geiselwind – es den typischen Biker nicht gibt: Familien mit Kindern fahren neben Rentnergruppen und eingefleischten Rockern in szeneträchtigem Outfit vor. Kultige Lederklamotten, lange blonde Haare und üppig beringte Finger auf langgabeligen Choppern reichen gepanzerten Schutzanzügen auf grellen Rennmaschinen die Hand. Sogar einige Mitglieder des ebenso berühmten wie berüchtigten Motorradclubs (MC) „Bandidos“ sind vertreten.
Auf die Gäste wartet ein spektakuläres Programm: Neben 13 Bands der Spitzenklasse, darunter die Woodstock-Legende „Ten Years after“, Motorradvorführungen, einem großen Essensangebot und zahlreichen Ständen, die Artikel rund um den Mann und sein Motorrad vertreiben, sorgen besonders die Shows des ungarischen Stunt-Weltmeisters von 2007, Zoltan Angyal, und seiner deutschen Kollegin Mai-Lin (Hamburg) für Begeisterung: Was die beiden mit ihren Zweirädern auf der Show-Strecke des Autohofs vorführen ist spektakulär – und waghalsig. Präzise Stoppies (Bremsen auf dem Vorderrad lässt das Hinterrad anheben), freihändiges Kreisfahren und Stehen auf dem Sitz – wer als Hobbyfahrer glaubt, sein Bike zu beherrschen, dem offenbaren die beiden Stunt-Leute neue Dimensionen des Motorradfahrens.
„Die kontrollieren praktisch jede Maschine, die kommt“
Thomas Voll vom Mitveranstalter
Auch die vierrädrigen Dragsters, die mit rasanter Beschleunigung über die Strecke rasen, bieten spektakuläre Bilder. Und als der Burn-Out-Contest ansteht, da erwacht das Kind im Manne. Die Frage: Wer produziert den den schönsten Rauch beim Durchdrehen der Hinterreifen? In dicken Wolken zieht der Qualm des verbrennenden Gummis über die Zuschauertribüne und lässt viele Besucher ein Tuch vor Mund und Nase halten. Schöner Rauch – ohne Gestank funktioniert's eben nicht.
Beim reibungslosen Ablauf des Festivals überließen die Veranstalter auch heuer wieder nichts dem Zufall: Über 500 Helfer sind an den vier Tagen insgesamt im Einsatz, die Sicherheit der Gäste hat Priorität. „Safety first, das ist ganz klar unser Motto“, betonte Manfred Strohofer bei der Pressekonferenz am Samstagnachmittag.
Für etwas Unmut bei den mit veranstaltenden Knight Riders um Thomas „Rosti“ Voll sorgte die große Polizeipräsenz. „Die kontrollieren praktisch jede Maschine, die kommt. Wir haben probiert, den Dialog zu suchen, aber ohne Erfolg“, zeigte sich Biker Rosti leicht verärgert über die Behörden, zumal es „noch nie Vorfälle“ gegeben habe. Auch die Nachtruhe würde von den über 16 000 Campern immer gut eingehalten.
Trotzdem; die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Nach einigen Schauern am Freitag spielte das Wetter das restliche Wochenende mit: Samstag und Sonntag blieben trocken. Vielleicht hatte ja Marketing-Chefin Rita Schiffler ihre Hände im Spiel. „Ich habe 27 Grad, blauen Himmel und eine kühle Brise bestellt“, verriet Schiffler. Petrus lieferte die Bestellung.