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WESTHEIM: Herausfordernde Landwirtschaft: Wie eine Westheimer Familie den Strukturwandel geschafft hat

WESTHEIM

Herausfordernde Landwirtschaft: Wie eine Westheimer Familie den Strukturwandel geschafft hat

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    Riesige Traktoren, gigantische Güllefässer, computergestützte Landmaschinen: Gerd und Kilian Kuhstrebe haben tagtäglich mit den Maschinen zu tun, die Landwirte für ihre Arbeit benötigen. Mit den Traktoren von früher haben die Fahrzeuge von heute nur noch wenig gemeinsam.
    Riesige Traktoren, gigantische Güllefässer, computergestützte Landmaschinen: Gerd und Kilian Kuhstrebe haben tagtäglich mit den Maschinen zu tun, die Landwirte für ihre Arbeit benötigen. Mit den Traktoren von früher haben die Fahrzeuge von heute nur noch wenig gemeinsam. Foto: Foto: Liane Kuhstrebe

    Warum braucht ein Bauer so einen großen Traktor? Die Frage stellt sich mancher, wenn ein Landwirt vor ihm auf der Straße fährt. Wie viele Kartoffeln werden für eine Tüte Chips benötigt? Diese Frage stellt sich kaum einer, wenn er auf dem Sofa liegend in die Tüte greift. Zwei völlig verschiedene Themen? Von wegen. Beide haben mit Landwirtschaft zu tun. Und deshalb gibt es Antworten auf diese und viele weitere spannende Fragen am Tag des offenen Hofes am 3. Juli bei der Familie Kuhstrebe in Westheim (Lkr. Kitzingen).

    Die Landwirtschaft ist wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Und doch scheint es, als lebe man teilweise nebeneinander her. Es gibt Umfragen, wonach mehr als ein Drittel der Deutschen noch nie mit einem Landwirt gesprochen hat. Zugleich geben mehr als zwei Drittel an, dass sie interessiert sind an einem Gespräch mit Bauern. Die bundesweite Aktion „Tag des offenen Hofes“ soll diese Begegnungen ermöglichen und Landwirtschaft so zeigen, wie sie wirklich ist.

    Von der Tierhaltung zum Dienstleiter

    „Es gibt nicht die eine Landwirtschaft“, sagt Kreisbäuerin Anette vom Berg-Erbar. „Die Landwirtschaft ist vielfältig.“ Und deshalb stehen am Tag des offenen Hofes in Deutschland ganz unterschiedliche Bereiche im Blickpunkt. Die Tierhaltung ist es bei dem einen, der Ackerbau beim anderen. Im Landkreis Kitzingen, bei der Familie Kuhstrebe, sind es die Maschinen, die auf den Feldern der Region im Einsatz sind. Denn längst nicht jeder Bauer hat für jede anfallende Arbeit eine eigene Maschine. Viel zu teuer, oft nur für einen kurzen Zeitraum im Jahr im Einsatz, nicht rentabel.

    Gerd und Liane Kuhstrebe hatten früher Milchvieh und Ackerbau, dann aber gaben sie die Tierhaltung auf. Ab 1998 bot Gerd Kuhstrebe Dienstleistungen für Landwirte an, baute das Lohnunternehmen aus. Als er sich dann Anfang der 2000er Jahre ein großes Güllefass leihen wollte, fand er keines. Er kaufte das Fass und vermietete es seinerseits an andere Landwirte. Damit war der Grundstein für den heutigen Agrarservice gelegt.

    Liane und Gerd Kuhstrebe geben beim Tag des offenen Hofes am 3. Juli Einblick in ihren Betrieb in Westheim. In ihrem Agrarservice verleihen sie landwirtschaftliche Maschinen.
    Liane und Gerd Kuhstrebe geben beim Tag des offenen Hofes am 3. Juli Einblick in ihren Betrieb in Westheim. In ihrem Agrarservice verleihen sie landwirtschaftliche Maschinen. Foto: Foto: Kuhstrebe

    Heute vermietet und verkauft die Familie längst nicht mehr nur Güllefässer. Die Bandbreite reicht von Traktoren über Bodenbearbeitungsgeräte, Aussaat- und Dungtechnik bis zur Transporttechnik. Je nach Betrieb müssen die Geräte unterschiedliche Voraussetzungen erfüllen. „Wer nur etwas transportiert, braucht einen anderen Bulldog als zum Beispiel ein Milchviehhalter“, erklärt Anette vom Berg-Erbar. Je nachdem, was angebaut wird, werden unterschiedliche Geräte benötigt, zum Säen, zur Bodenbearbeitung, zum Ernten. So manches Gerät kommt nur selten zum Einsatz, erklärt Gerd Kuhstrebe, und deshalb lohnt es sich für die Landwirte nicht, es selbst zu kaufen – es stünde den Großteil der Zeit unbenutzt herum.

    Blick auf die Hintergründe

    Was die Geräte können, was sie kosten, wofür sie genutzt werden und warum sie genauso aussehen, wie sie aussehen, das alles kann man beim Tag des offenen Hofes erkunden. Die riesigen Reifen zum Beispiel, die haben nicht nur mit der Größe des Bulldogs zu tun, sondern auch damit, dass der Boden beim Befahren möglichst geschont werden soll. Bei der Größe und technischen Ausstattung der Gerätschaften geht es auch um Zeitersparnis, weil immer weniger Leute immer mehr Flächen bewirtschaften müssen. Es gibt mehr und mehr Vorgaben, in welchem Zeitraum welche Arbeiten erledigt werden müssen und welche Technik verwendet werden darf – zum Beispiel beim Ausbringen von Gülle.

    All das sind Aspekte, die kaum einer bedenkt, der sich nicht mit Landwirtschaft befasst. Deshalb ist es dem Bauernverband wichtig, den Dialog mit den Bürgern und Verbrauchern zu ermöglichen. Auf unterhaltsame und informative Art gleichermaßen. Bundesweit, landesweit, in den Landkreisen.

    Familie Kuhstrebe ist zum vierten mal beim "Tag des offenen Hofes" dabei

    Die Familie Kuhstrebe öffnet ihren Betrieb nun schon zum vierten Mal beim Tag des offenen Hofes. Weil sie informieren will. „So lassen sich auch Vorurteile abbauen“, sagt Liane Kuhstrebe. 2014 war der Betrieb erstmals bei der bundesweiten Aktion dabei, damals im Rahmen des Tages des offenen Dorfes, der in ganz Westheim gefeiert wurde. 2015 und 2016 öffnete die Familie den Hof erneut – und wollte es eigentlich schon vor zwei Jahren wieder tun, was die Corona-Pandemie allerdings verhinderte. Weil sie schon erlebt hat, dass das Interesse der Bürger groß ist, war es Liane Kuhstrebe wichtig, auch heuer wieder beim Tag des offenen Hofes mitzumachen.

    Wie viel wächst auf einem Quadrameter Ackerland und was wird aus den Produkten gemacht? Der Infostand des BBV bringt manchen zum Staunen.
    Wie viel wächst auf einem Quadrameter Ackerland und was wird aus den Produkten gemacht? Der Infostand des BBV bringt manchen zum Staunen. Foto: Foto: BBV

    Weil die Kuhstrebes Agrar- und Baumaschinen verleihen und verkaufen, geht es am 3. Juli natürlich um die Technik in der Landwirtschaft, auch einige Hersteller sind vertreten. Aber es gibt auch zahlreiche andere Programmpunkte und Informationsstände. „Das legendäre Landfrauencafé ist natürlich dabei“, sagt Liane Kuhstrebe. Sie weiß, wie lecker und beliebt die Kuchen und Torten sind, die von den Landfrauen gezaubert werden. „Landfrauen haben so viel Arbeit in ihren Betrieben und sind trotzdem so kreativ“, lobt sie.

    Es gibt Bauernhofeis von einem Landwirt aus Creglingen, der das Eis aus der eigenen Milch herstellt. Die Imkerei Keil aus Hüttenheim ist dabei, der Ströhlerhof präsentiert fränkischen Safran, ein Stand mit selbst genähten Produkten ist dabei, einer mit Schmuck... „Wir haben lauter Teilnehmer, die mit Landwirtschaft zu tun haben“, so Kuhstrebe. Auch Vereine sind vertreten, wie die Feuerwehr Kaltensondheim, die Brot backt – schließlich hat auch Brot mit Mehl und Mehl mit Getreide und Getreide mit der Landwirtschaft zu tun.

    Der Zusammenhang der Produkte, die wir essen und trinken, mit der Landwirtschaft, den haben viele Menschen nicht mehr im Blick. Wenig verwunderlich, dass der Infostand, den der Bauernverband beim Tag des offenen Hofes präsentiert, jedes Mal wieder viele Interessierte anzieht. Um den Anbau auf einem Quadratmeter Ackerfläche geht es da. Was wächst darauf und wofür wird es verwendet? Die oben genannten Kartoffeln zum Beispiel. 4 Kilo Speisekartoffeln wachsen auf einem Quadratmeter Ackerfläche. Zwei Kilo Pommes kann man daraus machen. Oder 1,2 Kilogramm Chips.

    Selbst mal auf dem Bulldog sitzen

    Und wie ist es mit der Gerste fürs Bier, mit dem Zucker in der Schokolade, mit dem Mehl in den Brötchen, mit dem Strom, der aus Mais gewonnen wird? Alles Dinge, die zu unserem Alltag gehören. Alles Dinge, die mit der Landwirtschaft zu tun haben. Wer den Dialog sucht, der erfährt das. Der Bauernverband bietet ihn an, jetzt ist es am Verbraucher, das Angebot anzunehmen. Und sei es nur, um selbst mal auf einem der riesigen Traktoren Platz zu nehmen.

    Tag des offenen Hofes Wann und wo: Sonntag, 3. Juli, von 11 bis 18 Uhr auf dem Betrieb von Liane und Gerd Kuhstrebe in Westheim. Offizielle Eröffnung um 12 Uhr. Die Schirmherrschaft hat Landrätin Tamara Bischof. Was: Es gibt viele Informationen rund um die Landwirtschaft, zahlreiche Info- und Verkaufsstände. Zum Mittagessen werd en Spezialitäten aus der Region angeboten. Für Kaffee und Kuchen sorgen die Landfrauen, die Feuerwehr Kaltensondheim backt Brot. Die musikalische Umrahmung übernehmen Schüler des Armin-Knab-Gymnasiums. Erlös: Der Erlös des Tages des offenen Hofes kommt in diesem Jahr der musikalischen Förderung am Armin-Knab-Gymnasium zugute. (len)

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