Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

Volkach: Herr Kommandeur, wie ist die Bundeswehr Volkach in den Ukraine-Krieg eingebunden?

Volkach

Herr Kommandeur, wie ist die Bundeswehr Volkach in den Ukraine-Krieg eingebunden?

    • |
    • |
    Unter nicht gerade günstigen Vorzeichen hat Oberstleutnant Holm Schreiter im April 2021 das Kommando beim Logistikbataillon Volkach übernommen.
    Unter nicht gerade günstigen Vorzeichen hat Oberstleutnant Holm Schreiter im April 2021 das Kommando beim Logistikbataillon Volkach übernommen. Foto: Hanns Strecker

    Im April 2021 hat der 46-jährige Oberstleutnant Holm Schreiter als neuer Stabsoffizier das Kommando im Logistikbataillon 467 in Volkach übernommen. Es war eine Kommandoübergabe ohne das übliche große militärische Zeremoniell. Man befand sich mitten in einer Pandemie. Nur eine Handvoll ziviler Gäste und Soldatinnen und Soldaten des Standorts waren bei der Amtsübergabe dabei. Ein Novum in der Militärgeschichte in Volkach. Oberst Kai Häußermann, Kommandeur der mobilen Logistiktruppen Streitkräftebasis, sprach in seinem Grußwort sogar von einer "existenziellen Herausforderung der Truppe". Pessimisten würden sagen: keine guten Voraussetzungen für einen neuen Chef. Aber wie sieht Holm Schreiter die Sache selbst? Der Offizier spricht über den Ukrainekrieg und die Zukunft des Volkacher Bataillons.

    Frage: Herr Schreiter, nach gut einem Jahr im neuen Amt: Wie beurteilen Sie die Situation des Volkacher Logistikbataillons?

    Holm Schreiter: Das Bataillon war bis März 2022 mit zeitweise über 300 Soldatinnen und Soldaten in der Amtshilfe in Thüringen, Sachsen und Bayern eingesetzt. Dort haben wir gezeigt, dass wir schnell und flexibel einsetzbar sind. Ich habe von sehr vielen Landkreisen Dankschreiben für die Leistungen der Volkacher Soldatinnen und Soldaten erhalten. Parallel dazu haben sich weitere 350 Angehörige des Bataillons intensiv auf den drei Jahre dauernden Auftrag vorbereitet, ein Teil der Nato Response Force (NRF, schnelle Eingreiftruppe der Nato) zu sein. Diese NRF wurde im Rahmen des Ukrainekriegs in der Presse sehr oft benannt.

    Hört sich nach einer Menge Arbeit an.

    Schreiter: Inzwischen sind alle Kompanien wieder in voller Stärke in der Mainfranken-Kaserne und führen reguläre militärische Aus- und Weiterbildung durch. Wir erfüllen dabei ohne Unterbrechung unseren logistischen Auftrag, in dem Fahrzeuge aller Art und Gerät instandgesetzt werden, die Versorgung mit Nachschubgütern in der Region Unterfranken und Transporte deutschlandweit sichergestellt werden. Einige der Soldatinnen und Soldaten bereiten sich zurzeit auf Auslandseinsätze vor allem im vierten . Quartal 2022 und ersten Quartal 2023 vor. Andere kommen in diesen Tagen aus dem Einsatz in Mali zurück.

    "Die Wehrbeauftragte konnte sich bei ihrem Besuch im letzten Jahr ein sehr gutes Bild machen."

    Holm Schreiter, Standort-Kommandeur Volkach

    Seit Februar herrscht in Europa wieder Krieg. Inwieweit ist das Volkacher Bataillon da mit eingebunden?

    Schreiter: Im Rahmen der Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Nato haben auch wir unsere Reaktionszeiten verringert und sind in kürzester Zeit verlegefähig. Als Teil der mobilen Logistikkräfte der Streitkräftebasis haben wir erfolgreich Aufträge zur Unterstützung der deutschen Kräfte im Baltikum durchgeführt.

    Feierliches Gelöbnis im Mai 2021 in der Volkacher Mainfrankenkaserne.
    Feierliches Gelöbnis im Mai 2021 in der Volkacher Mainfrankenkaserne. Foto: Hanns Strecker

    In der Presse und auch über die Wehrbeauftragte entsteht das Bild, dass die Bundeswehr ziemlich heruntergewirtschaftet ist. Haben Sie in Volkach auch manchmal diesen Eindruck?

    Schreiter: In den letzten fünf Jahren hat das Bataillon stetig Zuwachs an neuen und modernen Fahrzeugen, etwa Schwerlasttransportern und Containerstaplern sowie weiterer Ausrüstung erhalten. Auch in der Informationstechnik sind wir auf dem neuesten Stand. In unseren Nachschublagern und den Instandsetzungshallen arbeiten wir, ähnlich wie zivile Firmen, mit WLAN sowie moderner Software und Diagnosegeräten. Die Wehrbeauftragte konnte sich bei ihrem Besuch im letzten Jahr und den dazugehörigen Gesprächen ein sehr gutes Bild machen. In den nächsten Jahren liegt der Schwerpunkt der Modernisierung in der Mainfrankenkaserne vor allem auf der Infrastruktur. Nach mehr als 35 Jahren sind Neu- und Umbauten in den Unterkünften notwendig. Zusätzlich müssen für das neue moderne Gerät Hallen und Abstellmöglichkeiten angepasst werden.

    Und jetzt bekommt ja die Bundeswehr 100 Milliarden Euro aus dem Sonderfonds des Bundes. Haben Sie für Volkach auch Wünsche?

    Schreiter: Natürlich haben wir Wünsche, aber die Verteilung dieser zusätzlichen Haushaltsmittel obliegt dem Bundesministerium der Verteidigung.

    Wohin entwickelt sich der Standort Volkach? Soll er personell und baulich erweitert werden?

    Schreiter: Derzeit gibt es Planungen, die mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis umzustrukturieren. Dies wird zu einer Änderung innerhalb des Bataillons führen. Infrastrukturell wird es wie gesagt ebenfalls zu Veränderungen kommen.

    In Ihrer Antrittsrede sagten Sie, dass Sie "ein Freund des Frankenweins" seien. Gebürtig aus Halle an der Saale und bei Erfurt wohnend: Wie fühlen Sie sich so in Unterfranken und speziell in Volkach?

    Schreiter: Bei der Anspielung auf den Frankenwein ging es mir vor allem um die reizvolle Region mit ihren freundlichen Menschen. Ich fühle mich hier sehr wohl. In Volkach und Umgebung sind wir immer gern gesehen. Das erkennt man daran, dass bei allen unseren quartalsweise stattfindenden feierlichen Gelöbnissen und anderen Ereignissen immer Vertreter der Patengemeinden teilnehmen, die ein enges Verhältnis mit "ihren" Kompanien pflegen. Oft führen die Kompanien auch kleinere Übungen in diesen und anderen Gemeinden in Unterfranken durch – völlig unkompliziert. Ihre Zeitung hatte im letzten Jahr darüber berichtet. Im Dezember fand zum ersten Mal eine öffentliche Stadtratssitzung in unserer Kaserne statt.

    Was ist derzeit Ihr größter Wunsch?

    Schreiter: Mein größter Wunsch ist es, dass alle meine Soldatinnen und Soldaten aus den laufenden und künftigen Einsätzen gesund zurückkehren.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden